Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
Mühe, weiterzusprechen.
»Entschuldigen Sie, wenn ich weiterfrage, Mr Enderby. Das Opfer wurde entfernt, bevor der Fotograf eingetroffen ist, wir sind also einzig und allein auf das angewiesen, woran Sie sich erinnern können.«
Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
»Der linke Fuß: War er nach innen oder nach außen gedreht?«
»Nach außen.«
»Und der rechte?«
»Nach innen.«
»Sind Sie sicher?«
»Ich glaube nicht, dass ich das je vergessen werde. Der Körper war irgendwie leicht verdreht.«
»Wie genau?«
»Er lag irgendwie mit dem Gesicht nach unten, aber die Beine waren fast überkreuzt.«
Dass er darüber reden konnte, schien Enderby zu helfen, sich in den Griff zu bekommen. Er entwickelte sich immer mehr zu einem guten Zeugen. Er sah mit geweiteten Augen auf seine Schuhe. »Oh. Ich… ich bin zu der Frau rübergerannt und hab versucht, ihr zu helfen.«
Haywards Hochachtung für den jungen Mann stieg. »Schildern Sie doch mal, wie Sie sich bewegt haben.«
»Mal sehen… Ich stand dort, als ich sie gesehen habe. Ich bin stehen geblieben und dann rübergelaufen. Dann habe ich mich hingekniet, den Puls gefühlt und dabei bin ich wohl… in das Blut getreten. Ich hatte auch Blut an den Händen, aber das habe ich abgewaschen.«
Hayward nickte; sie fügte diese Fakten ihren eigenen Vorstellungen über den Tathergang hinzu. »Konnten Sie bei dem Opfer noch einen Puls fühlen?«
»Ich glaube nicht. Ich hab hyperventiliert, darum kann ich das nur schwer sagen. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie man einen Puls fühlt. Dann habe ich die Sicherheitsleute angerufen …«
»Übers Haustelefon?«
»Ja, es steht um die Ecke. Dann habe ich’s mit Mund-zu-Mund-Beatmung probiert, aber kurz darauf ist schon einer der Wachleute gekommen.«
»Wie heißt der Wärter?«
»Roscoe Wall.«
Mit einem kurzen Nicken bedeutete Hayward einem der Detectives, sich den Namen zu notieren.
»Dann sind die Sanitäter gekommen. Die haben mich praktisch weggestoßen.«
Hayward nickte. »Mr Enderby, könnten Sie ein paar Minuten zu Detective Hardcastle gehen, ich hätte später vielleicht noch ein paar Fragen an Sie.«
Hayward begab sich zurück in den Eingangssaal der Ausstellung, schaute sich dort ein wenig um und ging langsam zurück. Auf dem Boden lag eine dünne Schicht Sägespäne, auf der die Spuren des Kampfes noch zu erkennen waren, auch wenn sie aufgewirbelt waren.
Sie beugte sich vor und untersuchte die kleinen Blutspritzer. In Gedanken nahm sie eine Kurzanalyse der unterschiedlichen Formen vor, was ihr half, den Ablauf der Tat in groben Zügen zu rekonstruieren. Der Täter hatte seinem Opfer im ersten Ausstellungsraum aufgelauert. Vielleicht hatte er sich seinem Opfer sogar vom anderen Ende der Ausstellung aus genähert – man hatte ihr gesagt, dass es dort einen Hintereingang gebe, der allerdings gesichert und verschlossen gewesen sei. Wie’s aussah, hatten Täter und Opfer einander eine Zeit lang umkreist. Dann hatte der Mörder sein Opfer gepackt, es zur Seite gedreht und schließlich mit dem Messer zugestoßen, und zwar in einer schnellen Seitwärtsbewegung.
Hayward schloss einen Augenblick die Augen und stellte sich den Tathergang im Einzelnen vor. Dann schlug sie die Augen wieder auf und konzentrierte sich auf einen kleinen Fleck, ein wenig abseits gelegen, den sie im Vorbeigehen bemerkt hatte, als sie den Raum betreten hatte. Sie ging zu der Stelle hin, blieb stehen und blickte auf den Fleck hinunter: ein Blutstropfen von der Größe einer kleinen Geldmünze, ein ganz kleiner Tropfen, der offenbar senkrecht heruntergefallen war, von einem unbeweglichen Objekt, aus einer Höhe von etwa anderthalb Metern.
Sie zeigte auf den Blutstropfen. »Hank, ich möchte, dass der Tropfen da rausgenommen wird, mit dem Dielenbrett und allem. Fotografieren Sie ihn zuerst in situ. Ich will eine DNA-Analyse, und zwar gestern. Lassen Sie sie durch alle Datenbanken laufen.«
»Wird gemacht, Captain.«
Sie ließ den Blick in gerader Linie von dem Kreideumriss über den vereinzelten Blutstropfen bis zur Wand am anderen Ende des Saals schweifen. Dort sah sie eine große Delle in den neu verlegten Holzdielen. Sie kniff die Augen zusammen. »Und – Hank?«
Er blickte auf.
»Ich glaube, Sie finden die Waffe des Opfers hinter dem Schaukasten dort.«
Hank erhob sich, ging hinüber zu der Vitrine und spähte dahinter. »Ich fass’ es nicht.«
»Was ist es?«
»Ein Teppichmesser.«
»Ist Blut
Weitere Kostenlose Bücher