Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
möglich an den äußersten Absperrungszaun herankroch, um zu überprüfen, ob es da irgendwelche vergrabenen Sensoren oder verborgene elektromagnetische Felder gab …, und dann sollte er das verdammte Ding auch noch in den Boden stecken. Wenn es tatsächlich Sensoren gab, konnte er sie natürlich leicht auslösen –, und dann würde der Teufel los sein.
Im Schneckentempo kletterte D’Agosta hügelabwärts, allmählich wurde der Boden flacher. Trotz seiner Regenjacke und seiner Handschuhe spürte er, wie eisiges Wasser an seinen Beinen hinunterkroch und in seine nicht besonders wasserdichten Stiefel sickerte. Knapp hundert Meter weiter unten konnte er den Waldrand erkennen und den gurgelnden Bach hören. Im Schutz der breitblättrigen Rhododendren schlich er sich vorsichtig voran. Auf den letzten Metern kroch er auf allen vieren.
Kurz darauf hatte er das dunkle Bachufer erreicht. Es roch nach feuchtem Laub, an einem Bachrand hielt sich hartnäckig die bogenförmige Kante einer alten, verkrusteten Eis fläche.
D’Agosta hielt inne und sah zum Gefängnis hinüber. Die Wachtürme erhoben sich jetzt drohend in nächster Nähe, nur etwa zweihundert Meter entfernt, die Scheinwerfer wie vielfache Sonnen. Er wühlte in seiner Tasche und wollte gerade das Magnetometer herausholen, das Glinn ihm gegeben hatte, als er vor Schreck erstarrte. Seine Annahme, dass die Wachen ihre Aufmerksamkeit nach innen, auf das Gefängnis, konzen trieren würden, war falsch gewesen; er konnte deutlich erkennen, dass einer der Wachposten nach draußen sah und mit seinem leistungsstarken Fernglas den nahe gelegenen Waldrand absuchte.
Ein nicht unerhebliches Detail.
Im Schutz der Rhododendren presste sich D’Agosta flach auf den Boden. Er befand sich bereits innerhalb der verbotenen Sicherheitszone um das Gefängnis und fühlte sich wie auf dem Präsentierteller.
Der Blick des Wachpostens schien über ihn hinweggeglitten zu sein. Mit äußerster Vorsicht schob er sich langsam vor, tauchte das Fläschchen ins eiskalte Wasser, füllte es und schraub te den Deckel wieder zu. Dann kroch er flussabwärts, fischte Abfälle aus dem Wasser – alte Styroporbecher, einige Bier dosen, Kaugummipapier – und stopfte die Sachen in seinen Rucksack.
Glinn hatte mehrfach betont, dass D’Agosta jeden noch so kleinen Müllrest einsammeln sollte. Es war eine höchst unangenehme Aufgabe, im eisigen Wasser zu waten und mitunter bis zur Schulter einzutauchen, um auf dem steinigen Bachgrund herumzuwühlen. Seinen größten Fang bescherten ihm mehrere Äste, die sich ineinander verkeilt und quer zur Strömung verfangen hatten. Sie wirkten wie ein Sieb, so dass er gut zehn Pfund durchnässter Abfälle einsacken konnte.
Als er fertig war, befand er sich genau an der stromabwärts gelegenen Stelle, an der er das Magnetometer anbringen sollte. Er wartete, bis die Aufmerksamkeit des Postens auf die am weitesten entfernte Stelle gerichtet war, und durchquerte dann halb watend, halb kriechend den Bach. Die Grasfläche, die das Gefängnis umgab, war ungepflegt, die abgestorbenen Halme vom Winterschnee flach gedrückt. Aber einige auf ragende Schilfgras-Skelette boten zumindest eine gewisse Deckung.
D’Agosta robbte voran und verharrte jedes Mal reglos, wenn der Wachposten das Fernglas in seine Richtung drehte.
Die Minuten schlichen dahin. Er spürte, wie ihm der kalte Nieselregen in den Nacken tropfte und den Rücken hinunterkroch. Nur zentimeterweise, mit quälender Langsamkeit, rückte der Zaun näher. D’Agosta wusste, dass er noch ein gutes Stück weiterrobben musste, und zwar eigentlich so schnellwie irgend möglich: Je länger er sich hier aufhielt, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Posten ihn entdeckte.
Schließlich erreichte er den gepflegteren Teil der Grünfläche. Er holte das Magnetometer aus seiner Tasche, streckte eine Hand durch das hohe Unkraut nach vorn, drückte das Gerät in den Grasboden und trat dann unbeholfen den Rückzug an. In die entgegengesetzte Richtung zu robben erwies sich als wesentlich schwieriger, denn jetzt hatte D’Agosta die Wachtürme nicht mehr im Blick. Er kämpfte sich weiter, kroch langsam, aber stetig voran, wobei er immer wieder längere Pausen einlegte. Fünfundvierzig Minuten nach seinem Aufbruch überquerte er erneut den Fluss, trat wieder in den tropfenden Wald hinein und stieg durch die Rhododendronbüsche zum Ausguck auf dem Hügelkamm empor. Er fühlte sich halb erfroren, und sein Rücken
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