Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
gefolgt von zwei glänzenden schwarzen Knopfaugen und zwei weichen kleinen Öhrchen. Erstaunt steckte sie die Hand in die Tasche und umfasste das kleine Wesen. Es kletterte in ihren Handteller und setzte sich aufrecht hin, die kleinen Pfoten eingerollt wie in einer bittenden Geste, mit zitternden Barthaaren, die glänzenden Augen flehend zu ihr aufgerichtet. Es war eine weiße Maus: klein, mit glattem Fell und völlig zahm – und Constances Herz schmolz so jäh und unerwartet dahin, dass ihr der Atem stockte und Tränen in die Augen schossen.

14
     
    Im Lesesaal des Zentralarchivs schwebten feine Staubteilchen in der unbewegten Luft, und es roch gar nicht unangenehm nach alter Pappe, Staub, Steifleinen und Leder. Die kunstvoll geschnitzte Eichentäfelung ging in eine prachtvoll gearbeitete, vergoldete Rokokodecke über, die von zwei schweren Lüstern aus funkelndem Kristall und glänzendem Kupfer beherrscht wurde. An der hinteren Wand befand sich ein zu gemauerter Kamin aus rosa Marmor, mindestens zwei Meter hoch und ebenso breit. Die Mitte des Raums wurde von drei massiven Eichentischen mit schweren klauenförmigen Füßen eingenommen, deren Tischplatten mit dickem, grünem Wollflanell bezogen waren. Es handelte sich um einen der impo santesten Räume des Museums – und einen der am wenigsten bekannten.
    Es war über ein Jahr her, dass Nora den Raum zuletzt betreten hatte, und trotz seiner erhabenen Pracht weckte er keine angenehmen Erinnerungen. Leider war es der einzige Ort, an dem sie die wichtigsten historischen Unterlagen des Museums einsehen konnte.
    Es klopfte leise an der Tür; gleich darauf tauchte die untersetzte Gestalt von Oscar Gibbs auf, die muskulösen Arme vollgepackt mit alten, zusammengeschnürten Dokumentenbündeln.
    »Es gibt eine ganze Menge über dieses Grab des Senef«, sagte er und stolperte leicht, als er die Dokumente auf dem grünbezogenen Tisch ausbreitete. »Komisch, dass ich bis gestern nie etwas davon gehört habe.«
    »Das geht den meisten so.«
    »Das ganze Museum redet plötzlich von nichts anderem mehr.« Er schüttelte den Kopf, der so kahlrasiert war wie eine Billardkugel. »Ein ägyptisches Grab kann man garantiert nur in einem Laden wie diesem verstecken.« Er hielt inne, verschnaufte einen Moment. »Sie kennen die Vorschrift,Dr. Kelly? Ich muss Sie einschließen. Wählen Sie einfach 4240, wenn Sie fertig sind. Keine eigenen Stifte oder Papiere; Sie müssen die Schreibutensilien aus diesen Lederkisten benutzen.« Er warf einen Blick auf ihren Laptop. »Und tragen Sie bitte die ganze Zeit Leinenhandschuhe.«
    »Verstanden, Oscar.«
    »Wenn Sie mich brauchen – ich bin im Archiv. Denken Sie dran: Durchwahl 4240.«
    Die riesige Bronzetür ging zu; Nora hörte das Klicken des gut geölten Schlosses. Sie wandte sich dem Tisch zu. Die ordentlichen Dokumentenbündel verströmten einen durchdringenden Modergeruch. Sie sah die Bündel nacheinander durch, verschaffte sich einen allgemeinen Eindruck von dem vorhandenen Material und versuchte abzuschätzen, wie viel davon sie tatsächlich lesen musste, denn alles konnte sie unmöglich durchsehen: Das Projekt erforderte Mut zur Lücke.
    Sie hatte die Zugangsunterlagen zum Grab des Senef und alle damit verbundenen Dokumente aus den Archiven angefordert – von der Entdeckung des Grabs in Theben bis zur endgültigen Schließung der Ausstellung im Jahr 1935. Wie es aussah, hatte Oscar gründliche Arbeit geleistet. Die ältesten Dokumente waren auf Französisch und Arabisch abgefasst, aber die Sprache wechselte zu Englisch, nachdem das Grab aus dem Besitz der französischen Armee in britische Hände übergegangen war. Die Dokumente umfassten Briefe, Abbildungen vom Grab, Zeichnungen, Verschiffungsdokumente, Versicherungspapiere, Auszüge aus Zeitschriften, alte Fotografien und wissenschaftliche Abhandlungen. Mit der Ankunft des Grabes im Museum explodierte die Anzahl der Dokumente. Mehrere dicke Mappen enthielten Baupläne, Konstruktionsskizzen, Blaupausen, Berichte von Konservatoren, verschiedenste Arten von Korrespondenzunterlagen und zahllose Rechnungen aus der Zeit, in der das Grab aufgebaut und eröffnet wurde;darüber hinaus gab es Briefe von Besuchern und Wissenschaftlern, interne Museumsberichte sowie weitere Bewertungen von Konservatoren. Das Material endete mit einer Flut von Dokumenten, die sich auf die neue U-Bahn-Station und einen Fußgängertunnel bezogen, den das Museum bei der Stadt New York beantragt hatte, um die

Weitere Kostenlose Bücher