Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
dem roten und zog mit aller Kraft daran.
Ein weiterer Alarm heulte los.
»Halt!«
Die Wachen waren unten am Zaun angekommen und kletterten hoch. D’Agosta spürte, wie erst eine Hand, dann ein halbes Dutzend Hände nach seinen Füßen und Beinen griffen. Nach kurz vorgetäuschter Gegenwehr ließ er sich zurück auf den Hof ziehen.
Mit gezückten Waffen bildeten die Männer einen Kreis um ihn. »Wer zum Teufel ist das?«, bellte einer. »Wer sind Sie?« D’Agosta setzte sich auf. »Ich bin der Lkw-Fahrer«, lallte er.
»Der
was?
«, schnauzte ihn ein anderer Wachmann an.
»Ich hab von ihm gehört. Er hat das Fleisch angeliefert, wurde eingesackt, weil er betrunken war.«
D’Agosta stöhnte und betätschelte wehleidig seinen Arm. »Sie haben mir wehgetan!«
»Mein lieber Herr Gesangsverein! Du hast recht. Der ist voll wie ’ne Strandhaubitze.«
»Ich hab nur einen einzigen Schluck genommen.«
»Stehen Sie auf!«
D’Agosta versuchte aufzustehen, stolperte. Einer der Wachmänner packte ihn am Ellbogen und half ihm hoch. Gekicher.
»Er hat gedacht, er könnte abhauen.«
»Dann mal los, Kumpel.«
Die Wachen eskortierten ihn zurück in die Küche, wo sein Bewacher mit puterrotem Kopf neben dem Aufsichtsbeamten stand. Der Oberaufseher ging einmal um ihn herum. »Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?«
»Hab mich verlaufen«, nuschelte D’Agosta, »auf’m Weg zum Klo. Wollt ’ne Fliege machen, raus aus’m Knast.« Er ließ ein angeschickertes Lachen hören.
Erneutes Gekicher.
Der Aufsichtsbeamte war nicht amüsiert. »Wie sind Sie auf den Hof gekommen?«
»Was für ’n Hof?«
»Draußen.«
»Weiß nich. Die Tür war wohl offen.«
»Das ist unmöglich.«
D’Agosta zuckte mit den Achseln, ließ sich auf den Stuhl plumpsen und schien prompt einzunicken.
»Überprüfen Sie den Zugang zu Hof 4«, herrschte der Aufsichtsbeamte einen der Wachmänner an. Dann wandte er sich wieder D’Agostas ursprünglichem Bewacher zu. »Sie bleiben hier bei ihm. Verstanden? Sie lassen ihn
nirgendwo
hingehen. Meinetwegen kann er sich in die Hosen scheißen.«
»Jawohl, Sir.«
»Danken Sie Gott, dass er es nicht über den Zaun und ins Niemandsland geschafft hat. Wissen Sie eigentlich, was für einen verdammten Papierkrieg uns das eingebrockt hätte?«
»Ja, Sir. Es tut mir leid, Sir.«
D’Agosta bemerkte erleichtert, dass in der ganzen Aufregung niemandem auffiel, dass sein Hemd eine andere Farbe hatte als vorher.
Drei zu null für Glinn.
Im selben Momemt kamen zwei verdutzt dreinblickende Polizeibeamte vom örtlichen Revier herein. »Ist das der Mann?«
»Ja.« Der Wachmann stieß D’Agosta mit seinem Schlagstock an. »Wach auf, Arschloch.«
D’Agosta schreckte aus seinem vermeintlichen Nickerchen hoch und stand auf.
Die Polizisten wirkten ratlos. »Und was sollen wir jetzt machen? Müssen wir irgendwas unterschreiben?«
Der Aufsichtsbeamte wischte sich über die Stirn. »Was Sie machen sollen? Ihn wegen Trunkenheit am Steuer einbuchten.« Einer der Polizisten holte ein Notizbuch heraus. »Hat er hier auf dem Gelände gegen irgendwelche Gesetze verstoßen? Wollen Sie ihn anzeigen?«
Es folgte ein kurzes Schweigen, die Wachen wechselten untereinander einen Blick.
»Nein«, sagte der Aufsichtsbeamte. »Schaffen Sie ihn hier einfach raus, verdammt noch mal. Danach ist er Ihr Problem. Und wehe, der kommt mir je wieder unter die Augen!«
Der Polizist klappte sein Notizbuch zu. »Okay, wir bringen ihn in die Stadt und machen einen Alkoholtest mit ihm. Kommen Sie, Freundchen.«
»Den besteh ich! Ich hab nur einen einzigen Schluck getrunken.«
»Na, wenn das so ist, dann haben Sie ja nichts zu befürchten, oder?«, sagte der Polizist gelangweilt und führte D’Agosta zur Tür hinaus.
26
Als Leiterin der Mordkommission traf Laura Hayward wenige Minuten nach den Rettungssanitätern am Tatort ein. Als sie die Schreie des Opfers hörte, die von den Räumen im Dachgeschoss herunterschallten, wurde ihr wieder wohler: Niemand, der in naher Zukunft tot sein würde, konnte derart laut brüllen. Gebückt ging sie durch eine Reihe niedriger Türen, bis sie vor dem Tatort-Absperrband ankam. Erleichtert erblickte sie Sergeant Visconti und seinen Partner, einen Beamten namens Martin.
»Informieren Sie mich«, sagte sie im Näherkommen.
»Wir waren das Team, das dem tätlichen Angriff am nächsten war«, antwortete Visconti.
»Wir haben den Täter verscheucht. Er hatte sich über das Opfer gebeugt und
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