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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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und flüsterte in das Loch hinein: »Lass mich ins innere Kloster.«
    Sie drehte den Kopf und legte das Ohr an die Öffnung. Eine schwache, insektenähnliche Flüsterstimme antwortete. Constance bemühte sich, zu hören und zu verstehen.
    »Du weißt, dass das verboten ist?«
    »Ja, aber –«
    Bevor sie den Satz beenden konnte, gab es ein scharrendes Geräusch, ein Teil der Mauer begann sich zu bewegen. Ein Spalt tat sich auf. Dahinter erschien ein finsterer Gang. Constance war verblüfft – der Eremit hatte nicht einmal ihre sorgsam ausgearbeitete Erklärung abgewartet.
    Sie kniete sich hin, entzündete ein Drachen-Räucherstäbchen und trat ein. Die Wand schloss sich. Vor Constance roch es nach Feuchtigkeit und nassem Gestein. Ein süßlicher, harziger Duft lag in der Luft.
    Constance hielt das Räucherstäbchen hoch und tat einen Schritt vorwärts. Die Flamme flackerte wie im Protest. Die junge Frau folgte dem langen Gang, dessen Wände mit verstörenden Bildern seltsamer Gottheiten und tanzender Dämonen bemalt, aber nur schwach zu erkennen waren.
    Das innere Kloster, wurde ihr klar, musste ursprünglich weit mehr Mönche beherbergt haben als heute. Es war gewaltig, kalt und leer. Ohne zu wissen, wohin sie unterwegs war, sogar ohne klare Vorstellung davon, was sie hier eigentlich suchte – abgesehen davon, dass sie den Mönch, mit dem Pendergast gesprochen hatte, weiter befragen wollte –, bog sie um mehrere Ecken, durchquerte lange, leere Räume, deren Wände mit nur halb sichtbaren
thangkas
und Mandalas bedeckt waren, von der Zeit fast ausgelöscht. In einem Raum flackerte eine einsame, vergessene Kerze vor einer uralten, von Grünspan zerfressenen Bronzestatue des Buddhas. Das Räucherstäbchen, das Constance als Lichtquelle benutzte, begann zu zischen. Sie zog ein neues aus der Tasche und entzündete es, und der Geruch von Sandelholzrauch erfüllte den Gang.
    Sie bog wieder um eine Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihr stand ein hochgewachsener, hagerer Mönch in einem zerlumpten Mönchsgewand. Seine tiefliegenden Augen starrten sie mit seltsamer, fast glühender Intensität an. Sie erwiderte seinen Blick. Er sagte nichts. Keiner von beiden rührte sich.
    Dann hob Constance die Hand zu ihrer Kapuze und schob sie zurück, so dass ihr braunes Haar auf ihre Schultern fiel.
    Die Augen des Mönchs weiteten sich, aber nur leicht. Immer noch schwieg er.
    »Sei gegrüßt«, sagte Constance auf Tibetisch.
    Der Mönch neigte leicht den Kopf. Seine großen Augen waren unverwandt auf sie gerichtet.
    »Das Agozyen«, sagte sie.
    Wieder keine Reaktion.
    »Ich bin gekommen, um zu fragen: Was ist das Agozyen?« Sie sprach stockend, immer noch in ihrem schlechten Tibetisch.
    »Warum bist du hier, kleiner Mönch?«, fragte er ruhig.
    Constance trat einen Schritt auf ihn zu. »Was ist das Agozyen?«, wiederholte sie schärfer.
    Er schloss die Augen. »Dein Geist ist in Aufruhr, Kind.«
    »Ich muss es wissen.«
    »Muss«, wiederholte er.
    »Was bewirkt das Agozyen?«
    Der Mönch schlug die Augen auf, drehte sich um und ging davon. Nach kurzem Zögern folgte sie ihm.
    Er führte sie durch zahlreiche enge, verschlungene Gänge, Treppen hinauf und hinab, durch grob behauene Tunnel und große, freskenverzierte Hallen. Endlich blieb er vor einer Türöffnung stehen, die mit einem Stück verschlissener orangefarbener Seide verhängt war. Er schob den Vorhang beiseite, und Constance sah erstaunt, dass dahinter drei Mönche wie zur Beratung auf Steinbänken saßen; vor einer vergoldeten Statue des sitzenden Buddhas standen Kerzen.
    Einer der Mönche erhob sich. »Bitte, kommen Sie herein«, sagte er in überraschend flüssigem Englisch.
    Sie verneigte sich. War sie erwartet worden? Das konnte doch nicht sein. Dennoch, es gab keine andere Erklärung.
    »Lama Tsering ist mein Lehrmeister«, sagte sie. Sie war dankbar, wieder Englisch sprechen zu können.
    Der Mann nickte.
    »Ich bin gekommen, um mehr über das Agozyen zu erfahren.«
    Er drehte sich zu den anderen um und sagte etwas auf Tibetisch. Constance bemühte sich, dem Gespräch zu folgen, aber die Stimmen waren zu leise. Endlich wandte sich der Mönch wieder an sie.
    »Thubten hat dem Detektiv alles erzählt, was wir wissen.«
    »Vergebt mir, aber das glaube ich nicht.«
    Der Mönch schien von ihrer Direktheit erstaunt, aber er erholte sich rasch. »Warum sprichst du so, Kind?«
    Im Raum war es eiskalt, Constance begann zu frösteln. Sie zog ihre Mönchsrobe enger

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