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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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dieses Ortes und dieses Abends dazu bei, dass sie sich ihrem neuen Freund so sehr öffnete. Möglicherweise lag es auch nur an seinem Aussehen und seiner Wirkung auf sie: groß, selbstsicher, Selbstbewusstsein verströmend.
    Am anderen Ende des Sofas schlug der Fremde lässig die Beine übereinander. »Sie haben also Ihr ganzes Leben im Kloster verbracht?«
    »Fast. Seit meinem sechsten Lebensjahr. Damals kamen meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben.«
    »Und Sie haben keine weiteren Angehörigen? Keine Geschwister?«
    Inge schüttelte den Kopf. »Keine. Bis auf meinen Großonkel,
er
hat mich in die Klosterschule gesteckt statt in eine staatliche Schule. Aber er ist inzwischen verstorben. Ich habe einige Freundinnen aus der Schulzeit. Sie sind fast wie eine Familie, sozusagen. Und dann ist da noch meine Arbeitgeberin.«
Meine Arbeitgeberin
, dachte sie.
Warum kann ich nicht für jemanden wie diesen Herrn arbeiten?
    »Sie wollten etwas sagen.«
    Inge lachte befangen. »Nein, es ist nichts.«
    »Bitte sagen Sie es mir. Ich würde es gern hören.«
    »Es ist nur …« Wieder zögerte sie. »Also, Sie sind ein so bedeutender Mann. So erfolgreich, so … Sie wissen jetzt alles über mich, also … ich hatte gehofft, auch etwas aus Ihrem Leben zu erfahren.«
    »Da gibt es nichts Besonderes«, kam die etwas spitze Antwort.
    »Nein, wirklich, ich würde gern hören, wie Sie das Unmögliche erreicht und es so weit gebracht haben. Weil … na ja, eines Tages würde ich gern …« Sie wusste nicht, wie sie fortfahren sollte.
    Ein kurzes Schweigen entstand.
    »Entschuldigen Sie. Ich hatte kein Recht, danach zu fragen. Verzeihen Sie.« Plötzlich war ihr die ganze Situation peinlich. »Es ist schon spät – ich sollte jetzt wirklich wieder zu Bett gehen. Die Dame, um die ich mich kümmere … sie wird sich fürchten, wenn sie aufwacht und ich bin nicht da.«
    »Unsinn«, sagte der Fremde, dessen Stimme plötzlich wieder warmherzig klang. »Ich würde Ihnen liebend gern etwas aus meinem Leben erzählen. Gehen wir doch an Deck – die Luft hier drinnen ist so schlecht.«
    Inge fand das eigentlich nicht, schwieg aber, und so begaben sie sich zum Fahrstuhl und fuhren vier Stockwerke höher nach Deck 7. »Ich zeige Ihnen etwas, das Sie bestimmt noch nie gesehen haben«, sagte ihr neuer Freund und ging den Korridor voran, vorbei am
Hyde Park Restaurant
 – ruhig zu dieser späten Stunde – zu einer massiven Lukentür. »Hier können wir raus.«
    Inge war zum ersten Mal an Deck. Es war recht kühl, der Wind heulte um das Schiff herum, und das wehende Spritzwasser benetzte ihre Haare und Schultern. Die Szenerie hätte nicht dramatischer sein können. Sturmwolken huschten am zartgelben Halbmond vorbei. Das gewaltige Schiff durchpflügte die schwere See. Über und unter ihnen ließ das Licht aus den zahllosen Fenstern und Bullaugen den Meeresschaum wie geschmolzenes Gold aussehen. Es war ungeheuer romantisch.
    »Wo sind wir?«
    »Auf dem Promenadendeck. Hier, ich möchte Ihnen etwas zeigen.« Und damit ging ihr Freund voraus, zur Heckreling, ganz am Ende des Schiffs. »In einer dunklen Nacht wie dieser kann man das schimmernde Plankton im Kielwasser sehen. Schauen Sie … es ist unglaublich.«
    Inge hielt sich an der Reling fest und beugte sich vor. Bis zum Wasser, das um das Heck herum schäumte und brodelte, ging es senkrecht in die Tiefe. Und tatsächlich: Im cremefarbenen Kielwasser funkelten Milliarden Lichter, das Meer war voll mit etwas Phosphoreszierendem, ein gesondertes Universum von perlmuttfarben schimmernden Lebewesen, die vorübergehend durch den Schub des Schiffes sichtbar wurden.
    »Das ist wunderschön«, sagte sie leise und fröstelte in der kalten Luft.
    Da schlang sich eine sanfte Hand um Inges Schulter.
    Sie wehrte sich nur ganz kurz, dann ließ sie sich in den Arm nehmen, froh um die Wärme. Und während sie in das jenseitig schimmernde Kielwasser hinabblickte, spürte sie, wie eine zweite Hand an ihrem Arm hinaufglitt und ihre andere Schulter packte. Der Griff wurde fester.
    Und dann – mit einem einzigen, brutalen Ruck – wurde sie in die Luft gehoben und über die Reling geworfen.
    Ein langer, strudelnder Luftstrom, und dann, ganz plötzlich, ein fürchterlicher Schreck, als sie auf die eisige Wasseroberfläche prallte.
    Sie drehte sich, verlor unter Wasser die Orientierung, war durch den Aufprall halb betäubt und übel zugerichtet. Dann aber kämpfte sie sich nach oben, die Kleidung und die

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