Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit
Anweisungen gegeben, dass niemand unbeaufsichtigt meine Suite betritt.«
»Dafür entschuldige ich mich, Sir. Aber haben Sie vielleicht irgendeine Idee, was an dem Abend in Ihrer Suite passiert sein könnte? Ein Vorfall, jemand, mit dem sie vielleicht gesprochen hat? Oder dass sie vielleicht etwas zerbrochen oder … vielleicht auch gestohlen hat?«
»Was denn, ist ihr hinterher irgendetwas zugestoßen?«
Der Sicherheitschef zögerte. »Offen gesagt, ja. Miss Santamaria hat, kurz nachdem sie Ihre Suite verließ, einen Nervenzusammenbruch erlitten. Anschließend hat sie sich das Leben genommen. Die sie kannten, Kolleginnen und dergleichen, haben bei ihr allerdings zuvor keinerlei Hinweise für ihr späteres Verhalten ausmachen können. Sie war, sagen diese Frauen, ein ausgeglichener, religiöser Mensch.«
»Sagt man das nicht immer über Massenmörder oder Selbstmörder?«, entgegnete Blackburn spöttelnd.
»Die Frauen haben auch erwähnt, dass Miss Santamaria gestern, bevor ihre Schicht anfing, guter Laune gewesen sei.«
»Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen«, sagte Blackburn, schwenkte seinen Wein und hob sein Glas wieder an die Nase. »Niemand war in der Kabine. Nichts war zerbrochen oder gestohlen. Glauben Sie mir, ich würde das wissen. Ich behalte meine Sachen im Auge.«
»Irgendetwas, das Miss Santamaria gesehen oder berührt haben könnte? Etwas, das ihr hätte Angst einjagen können?«
Plötzlich hielt Blackburn, das Glas halb zum Mund geführt, mitten in seinem Weinkennerritual inne. Nach einem langen Moment stellte er es ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben.
»Mr Blackburn?«, fragte Kemper nach.
Blackburn drehte sich zu ihm um. »Absolut nicht«, sagte er in dünnem, emotionslosem Ton. »Da war nichts. Wie gesagt, niemand war dort. Mein Zimmermädchen war auf der Krankenstation. Ich war beim Dinner. Was mit dieser Frau geschehen ist, hat weder etwas mit mir noch mit meiner Suite zu tun. Die Frau hätte nicht mal dort sein dürfen.«
»Also gut.« Kemper stand auf. »Das hatte ich vermutet, aber Sie wissen ja, die Vorschriften und alles.
North Star
würde mir das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich nicht alles Nötige veranlasst hätte.« Er lächelte. »Gentlemen, wir wollen nicht mehr über das Thema sprechen. Danke für Ihre Geduld. Einen angenehmen Abend noch.« Er nickte jedem der Herren zu und ging dann rasch weg.
Lambe sah dem Sicherheitschef hinterher, wie er sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte. Dann wandte er sich an Blackburn. »Na, was hältst du davon, Scott, alter Junge? Da spielen sich ja merkwürdige Dinge unterdecks ab!« Er nahm eine melodramatische Pose ein.
Blackburn gab ihm keine Antwort.
Der Kellner kam an ihren Tisch. »Darf ich Ihnen die Empfehlungen des Küchenchefs für den heutigen Abend nennen, meine Herren?«
»Bitte. Ich habe seit zwei Tagen nicht mehr richtig gegessen.« Lambe rieb sich die Hände.
Blackburn stand jählings auf und stieß dabei seinen Stuhl um.
»Scott?«, sagte Calderón und sah ihn besorgt an.
»Ich hab keinen Hunger.« Blackburn war ganz blass.
»Hey, Scotty …«, begann Lambe. »Nun warte doch! Wo willst du denn hin?«
»In meine Suite.« Und damit drehte sich Blackburn wortlos um und verließ das Restaurant.
[home]
25
»Das klingt ja furchtbar«, sagte der freundliche, gutaussehende Fremde. »Würde es helfen, wenn ich mal mit der alten Dame spreche?«
»Ach, nein«, antwortete Inge, erschrocken über den Vorschlag. »Nein, bitte nicht. Es ist gar nicht so schlimm, wirklich. Ich hab mich schon daran gewöhnt.«
»Wie Sie wünschen. Wenn Sie es sich anders überlegen, lassen Sie es mich einfach wissen.«
»Sie sind sehr freundlich. Es hilft schon, mit jemandem darüber zu sprechen.« Sie wurde knallrot.
So etwas war Inge Larssen noch nie passiert. Sie hatte immer ein abgeschiedenes Leben geführt, war immer quälend schüchtern gewesen. Und nun schüttete sie einem Menschen ihr Herz aus, den sie erst vor einer halben Stunde kennengelernt hatte.
Die große, goldgeränderte Uhr an der Tapetenwand im
Chatsworth Salon
zeigte auf fünf Minuten vor zehn. In einer fernen Ecke spielte ein Streichquartett, in unregelmäßigen Abständen schlenderten Paare vorbei, Arm in Arm oder händchenhaltend. Tausend konische Kerzen, die mit ihrem leicht goldenen Glanz eine abendliche Atmosphäre schufen, erhellten die Lounge. Nie zuvor war sie in einem so schönen Raum gewesen.
Vielleicht trug ja die magische Atmosphäre
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