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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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war, sondern nur extrem exzentrisch. Und sie war scharf und stachlig wie eine Distel – als er sie auf ihre Bibliothek ansprach, so taktvoll und nebensächlich wie möglich, war sie praktisch über ihn hergefallen und hatte den Grund für sein Interesse wissen wollen. Mit größter Mühe war es ihm gelungen, die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken und ihren Argwohn zu besänftigen. Dennoch hatte er erfahren, wo sich die Bibliothek befand: hinter einer Schiebetür, die immer abgesperrt war. Das wusste er, weil er tagsüber den Raum durch die Fenster der Villa gesehen hatte. Reihe um Reihe von Bücherregalen, vollgestopft mit bekannten und unbekannten Schätzen.
    Jetzt näherte er sich der Bibliothek ganz leise durch das hohe Gras. Obwohl der Mond schien, wirkten die Fenster wie pechschwarze Rechtecke. Das Haus verfügte über keine Alarmanlage – das war ihm sofort aufgefallen. Aber es brauchte schließlich auch keine.
    Dafür war Dukchuck zuständig.
    Dukchuck – das war dieser riesige, stets stumme Diener, der die Tür öffnete; der den lauwarmen, wässrigen Tee brachte; der hinter Miss Wintours Stuhl stand, während sie redete, und seinen undeutbaren Blick auf Felder richtete. Dukchucks Tätowierungen verursachten ihm Alpträume.
    Felder lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Fenster der Bibliothek. Es konnte durchaus unverschlossen sein – ihm war aufgefallen, dass die Fenster zum vorderen Salon es waren. Es sah Miss Wintour ähnlich, vier Extraschlösser an der Haustür zu haben, aber keines an den Fenstern. Trotzdem war da immer noch Dukchuck. Der Kerl sah aus, als hätte er eine ganz eigene, außergesetzliche Art im Umgang mit Eindringlingen. Felder wusste, dass er ungeheuer auf der Hut sein musste, wenn …
    Wenn was? Glaubte er wirklich, was er da dachte?
    Ja. Endlich dämmerte ihm, dass es absolut ausgeschlossen war, dass die alte Miss Wintour je darin einwilligen würde, ihm die Bibliothek zu zeigen. Wenn er dort hinein, wenn er diese Mappe finden wollte, dann musste er sich etwas anderes einfallen lassen.
    Er leckte sich die Lippen. Morgen Nacht war der Himmel laut Wettervorhersage bedeckt und mondlos. Dann würde er’s tun.

35
    P endergast stand im Arbeitsraum seiner weitläufigen Wohnung im Dakota. Das Zimmer war frei von jedem Zierat, jeder Ausschmückung, frei von allem, was eine intensive Konzentration abgelenkt oder behindert hätte. Selbst die Wände und der Holzboden waren von einem kühlen Metallgrau, so neutral wie möglich. Die Fenster, die zur 72. Straße hinausgingen, waren geschlossen, die Fensterläden vorgelegt. In einer Ecke lag ein großer Stapel vergilbter Dokumente: die Papiere, die Corrie ihm aus dem Unterschlupf der Nazis mitgebracht hatte. Das einzige Möbelstück war ein langer Eichentisch, der sich durch den ganzen Raum erstreckte. Stühle gab es keine. Auf dem Tisch lagen Polizeiberichte, Daten über Einsätze von Sonderkommandos, Fotografien, FBI-Profile, forensische Analysen sowie weitere Unterlagen, die alle einem Thema gewidmet waren: den Taten des Hotel-Mörders. Begangen von seinem Sohn Alban.
    Seinem Sohn. Pendergast empfand diese Tatsache als höchst störenden Einfluss auf seine Denkprozesse.
    Rasch ging er an dem langen Tisch auf und ab und blickte dabei erst auf ein Dokument, dann ein anderes. Ärgerlich den Kopf schüttelnd, schritt er schließlich hinüber zu einem bündig in eine Wand eingelassenen Audio-Abspielgerät und drückte den PLAY-Knopf. Sogleich erklangen aus den verborgenen Lautsprechern die leisen, sonoren Klänge des sechsstimmigen Ricercar aus dem Musikalischen Opfer von Bach.
    Es war das einzige Musikstück, das in diesem Raum je erklang. Pendergast spielt es nicht wegen seiner Schönheit, sondern wegen der Art, wie die höchst präzise, mathematische Komposition seinen Geist beruhigte und schärfte.
    Während die Musik weiterspielte, ging Pendergast immer langsamer, wurde sein Studium der auf dem Tisch verteilten Dokumente geordneter und nuancierter.
    Sein Sohn Alban hatte diese Morde begangen. Tristram hatte gesagt, Alban liebe es zu morden. Aber wieso den weiten Weg von Brasilien nach New York machen, um diese Taten auszuführen? Weshalb die Körperteile des eigenen Bruders an den Tatorten zurücklassen? Warum blutige Botschaften auf die Leichname kritzeln – Botschaften, die nur für Pendergast selbst bestimmt sein konnten?
    BETATEST. Beta-Test. Zweifellos steckte eine Methode, ein alles überragender Zweck hinter den Morden.

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