Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
diesmal. »Keine Bestechungsgelder.«
»Keine Bestechungsgelder? Wollen Sie mich veralbern? Das hier ist Brasilien, richtig? Ich bin nicht von gestern, junge Dame!«
»Die Polizei von Alsdorf lässt sich nicht bestechen, Sir«, erklärte die Frau mit fester, lauter Stimme, nicht ohne einen Anflug von Stolz. »Der Oberst gestattet es nicht.«
»Oberst?«, fragte der Mann in einem Ton tiefster Skepsis. »Was für ein Oberst?«
»Oberst Souza.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte der Tourist. »Was – haben Sie’s auf weitere Reals abgesehen? Sie überlegen, sich die mit dem Beamten zu teilen, nicht wahr?« Er höhnte. »Also das ist nun wirklich die Höhe.«
»Sir, stecken Sie Ihr Geld weg. « Endlich schien der Sekretärin der Geduldsfaden gerissen zu sein. »Hören Sie – ich erlaube Ihnen, im Vorzimmer zu warten. Wenn ich das gestatte, stimmen Sie dann zu, zu schweigen und zu warten, bis Sie aufgerufen werden?«
Der Tourist blickte sie argwöhnisch an. »Werde ich dann schneller empfangen?«
»Möglicherweise.«
Der Mann zuckte mit den Achseln. »Also gut. Gehen Sie vor.«
Er stand auf, und die Sekretärin führte ihn durch das Türchen in der Balustrade, vorbei an den Arbeitstischen und in den offenen Durchgang im rückwärtigen Teil. Hier herrschte eine gesegnete Stille. Mrs. Waxman erhob sich schließlich, eilte, ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen, zur Tür hinaus und suchte nach einem Taxi, das sie und ihren Mann so schnell wie möglich aus Alsdorf hinausschaffen würde.
Der Tourist im Hawaiihemd und der Leinenhose wartete, bis die Sekretärin ihm einen Stuhl zugewiesen hatte. Kaum waren ihre Schritte verklungen, ging er rasch zur Tür, packte ihren Griff und schob sie so weit zu, bis sie beinahe geschlossen war. Und dann drehte er sich um und betrachtete das Vorzimmer. Darin stand ein einzelner Tisch, umgeben von vier Stühlen. Drei Wände wurden von Aktenschränken eingenommen. Während er den Blick daran entlangschweifen ließ, schmunzelte der Tourist.
Eine Reihe von Todesfällen am Ort. Ein Polizeichef, der sich nicht bestechen ließ. Das Ganze erwies sich in der Tat als vielversprechend.
»Ausgezeichnet«, sagte der Mann mit einem honigsüßen Südstaaten-Akzent, der sich von dem Englisch, das er im Warteraum eingesetzt hatte, sehr stark unterschied. »Ganz ausgezeichnet.«
51
I m Vila Germanica in Blumenau, dem festlich und hell gestrichenen Herzen des Deutschen Dorfs in der Stadtmitte, empfingen den Touristen eine Vielzahl von zünftigen Wirtschaften, Biergärten und Gasthäusern. In vielen ging es außerordentlich fröhlich zu, sie waren voll von Zechern und deutsch anmutenden Serviererinnen in Dirndlkostümen, die mehrere Maßkrüge trugen, wenn sie sich zwischen den Tischen hindurchschlängelten. Doch in ein, zwei Lokalen, die in erster Linie von den Einheimischen frequentiert wurden, ging es leiser zu; zwar war ihre Architektur und Innenausstattung immer noch bemerkenswert bayerisch geprägt, aber drinnen war es dunkler, und es herrschte in ihnen auch nicht diese irrsinnig gesellige Atmosphäre wie in den Nachbarlokalen.
Eines dieser Lokale war der Hofgarten. Drinnen gab es niedrige Decken mit dicken, von Hand behauenen Balken, die über den Köpfen der Gäste verliefen. Gerahmte Stiche von deutschen Schlössern zierten die Wände, die Tageskarte war auf einer Schiefertafel aufgeführt. Zu jeder Essensbestellung gab es gratis Brezeln dazu. Beidseits der Gastronomie-Insel in der Mitte verlief ein langer Tresen, aber viele Gäste schienen die tiefen hölzernen Nischen an den Wänden des Wirtshauses vorzuziehen.
In einer dieser Nischen saß ein Mann, der in einer Lokalzeitung las. Er war klein, hatte eine Tonnenbrust, kräftige Arme und einen Kopf, der für seinen Körper zu klein zu sein schien. Sein Gesicht war glatt rasiert, das Haar mit Brillantine zurückgekämmt, und obwohl seine Gesichtszüge brasilianisch und nicht deutsch wirkten, waren sie dennoch markant, geprägt von hohen Wangenknochen und einer Adlernase. Er trank einen Krug Bier und rauchte einen kurzen, schlanken Zigarillo.
Als er aufblickte, sah er, dass ein Mann ihm gegenüber in der Nische Platz nahm. Und das mit einer so raschen, leisen Bewegung, dass der Fremde bereits bequem saß, als der Raucher ihn bemerkte.
»Boa tarde«, sagte der Fremde.
Der Mann mit dem Zigarillo erwiderte nichts. Er betrachtete den Neuankömmling bloß mit der geringstmöglichen Neugier.
»Könnten wir uns auf Englisch
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