Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
Messers in die Halsvene. Ich habe die Fotos gesehen.«
Der Oberst runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
»Und nun der Teil, den ich am schwersten zu verstehen finde. Es hat all diese Morde gegeben, aber soweit ich das erkennen kann, hat die Policia Civil wenig dagegen unternommen.«
Der Oberst blickte noch unwirscher drein. »Sie hatte keine Lust. Alsdorf ist eine arme Stadt. Es ist unter ihrer Würde. Die Todesfälle ereigneten sich unter den camponês. Tagelöhner aus den Bergen. Bettelarmen Landstreichern.«
Pendergast nickte. »Und deshalb haben Sie mit Ihrer eigenen Policia-Militar-Truppe die Aufgabe, in den Mordfällen zu ermitteln, während Sie die ganze Zeit versuchen, die Dinge vor den Touristen und der Einwohnerschaft geheim zu halten. Wie gesagt, ein Problem.«
Eine Kellnerin kam herüber, ersetzte den Bierkrug durch einen neuen und fragte Pendergast, was er trinken wolle.
»Ich nehme, was der Oberst hat«, sagte er auf Portugiesisch, dann schaltete er wieder auf Englisch um. »Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen. Wenn Sie des Nachts wach liegen und an den Fall denken, überlegen, wer der Mörder sein könnte – wohin schweifen da Ihre Gedanken?«
Der Oberst trank einen Schluck Bier. Er gab keine Antwort.
»Ich glaube, ich weiß es. Ihre Gedanken wandern stromaufwärts, in die tiefen Wälder. Zu dem Ort, der als Nova Godói bekannt ist.«
Zum ersten Mal wirkte der Oberst aufrichtig erschrocken.
Pendergast nickte. »Es kursieren viele Gerüchte über den Ort, nicht wahr? Er hat einen üblen Ruf – seit mehr als einem halben Jahrhundert. Spekulationen darüber, was dort vor sich geht, darüber, wer dort lebt, was die Menschen dort tun … sagen wir einfach, dass unter den Einwohnern von Alsdorf viel getuschelt wird. Gerüchte über neugierige Leute, die sich stromaufwärts nach Nova Godói aufgemacht haben … und nie wieder gesehen wurden.«
Pendergasts Krug wurde serviert. Er warf einen Blick darauf, rührte das Bier aber nicht an.
»Es gibt da noch etwas, das ich über Sie weiß, Oberst. Es stimmt – Alsdorf ist Ihnen nicht gleichgültig. Es bedeutet Ihnen sehr viel. Dass die zivile Polizei kein Interesse an diesen Morden hat, muss Ihnen gegen den Strich gehen. Aber die Wahrheit ist: Sie waren in der Armee. Sie waren ein dekorierter Angehöriger der BOPE. Und ich spüre, Sie sind ein Mann, der sich – wenn er klar erkennt, was seine Pflicht ist – weder von der Bürokratie noch der Befehlskette behindern lässt. Wenn Sie wüssten, was in Nova Godói vor sich geht – wenn Sie wüssten, dass die Leute dort für die Morde verantwortlich sind und für jene, die noch nicht begangen wurden –, dann, glaube ich, würden Sie nicht zögern zu handeln.«
Oberst Souza sah Pendergast an – ein langer, durchdringender, fragender Blick. Dann nickte er fast unmerklich.
»Und was wissen Sie über Nova Godói?«, fragte Pendergast.
Der Oberst legte den Stummel des Zigarillos in einen Aschenbecher und trank einen großen Schluck aus dem Bierkrug. »Angeblich hat der Ort als Missionsstation angefangen, die vor Jahrhunderten von den Franziskanern gegründet wurde, hoch in den Bergen.«
»Und?«
Er fuhr fort, widerstrebend: »Die Padres wurden von den örtlichen Indianern massakriert, und so wurde aus der Missionsstation eine Garnison für portugiesische Soldaten, die die indígenas schließlich vernichteten. Dann wurde sie zu einer Plantage, die in den neunzehnhundertdreißiger Jahren aufgegeben wurde. Nach dem Krieg ließen sich dort einige deutsche Flüchtlinge nieder, so wie in vielen anderen Teilen Brasiliens.«
»Wie sieht die geographische Lage aus?«
»Der Ort ist erstaunlich abgelegen, fast unmöglich zu erreichen, und dann auch nur über den rio. Die deutsche Siedlung liegt am Ufer eines Kratersees in den Bergen. Und in der Mitte dieses Sees liegt eine Insel, auf der die Missionsstation errichtet wurde und dann das alte Fort.« Er zuckte mit den Achseln. »Die Einwohner bleiben völlig unter sich. Sie nutzen Alsdorf als Tor zur Welt, für Neuigkeiten und Nachschub und dergleichen, die Leute kommen und gehen, interagieren aber nie, nicht einmal mit ihren deutschen Landsleuten.« Er hielt inne. »Sie integrieren sich nicht, versuchen, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Darüber hinaus kann ich Ihnen nichts erzählen.«
Pendergast nickte langsam. »Es wäre eine gefahrvolle Unternehmung, beinahe eine Art von Militäroperation. Und die Zivilpolizei würde natürlich kein Wort davon
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