Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
unterhalten?«, fuhr der Fremde fort. »Mein Portugiesisch lässt leider sehr zu wünschen übrig.«
Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern, dann schnippte er die Asche seines Zigarillos ab, als hätte er sich noch nicht entschieden, ob es überhaupt zu einem Gespräch kommen würde.
»Mein Name ist Pendergast«, sagte der Fremde. »Und ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
Sein Gegenüber räusperte sich. »Wenn Sie wüssten, wer ich bin, würden Sie es nicht wagen, mir mit Vorschlägen zu kommen.«
»Ah, aber ich weiß, wer Sie sind. Sie sind Oberst Souza, Chef der Policia Militar von Alsdorf.«
Der Oberst nahm noch einen Zug von seinem Zigarillo.
»Ich weiß nicht nur, wer Sie sind, sondern auch viel über Sie. Sie waren einmal Anführer des Batalhão de Operações Policiasis Especiais – der elitärsten und ruhmreichsten Schnellen Eingreiftruppe der brasilianischen Militärpolizei. Die BOPE ist ebenso angesehen wie gefürchtet, wo immer sie hingeht. Und dennoch haben Sie die BOPE verlassen – und zwar freiwillig, nicht wahr? –, um Leiter der Militärpolizei von Alsdorf zu werden. Also, ich finde das ziemlich merkwürdig. Nicht, dass ich Alsdorf schlechtmachen möchte, Sie verstehen schon – auf seine Weise ist es ein reizendes Dorf. Aber es scheint mir doch ein erstaunlicher Schritt zurück in einer sich rasant entwickelnden Karriere. Sie hätten sich Ihre Aufträge aussuchen können, sagen wir, bei der Policia Civil oder sogar der Policia Federal. Stattdessen …« Pendergast zeigte in das Innere des Hofgartens.
»Sie haben meinen Lebenslauf recherchiert«, erwiderte Oberst Souza. »Ich möchte darauf hinweisen, o senhor, dass das keine gesundheitsfördernde Beschäftigung ist.«
»Mein lieber Oberst, ich habe damit lediglich die Grundlage für den von mir erwähnten Vorschlag gelegt. Und haben Sie keine Angst – es handelt sich weniger um einen geschäftlichen Vorschlag als mehr um einen beruflichen. «
Das wurde mit Schweigen quittiert. Pendergast ließ es eine Minute lang wirken, ehe er fortfuhr: »Zudem haben Sie eine Eigenschaft, die in diesem Teil der Welt beinahe einzigartig zu sein scheint. Sie sind immun gegen Korruption. Nicht nur weigern Sie sich, Bestechungsgelder anzunehmen, sondern Sie unterdrücken das auch tatkräftig unter Ihren Kameraden. Das ist vielleicht ein weiterer Grund, weshalb Sie hier in Alsdorf gelandet sind – oder?«
Oberst Souza nahm den Zigarillo aus dem Mund und drückte ihn im Aschenbecher aus. »Sie haben unsere Gastfreundschaft überstrapaziert, mein Freund. Ich schlage also vor, Sie gehen, bevor ich Sie von meinen Männern aus der Stadt hinausbegleiten lasse.«
Daraufhin griff Pendergast in seine Jacketttasche, zog seinen FBI-Dienstausweis hervor und legte ihn offen zwischen ihnen auf den Tisch. Einen Moment lang musterte der Oberst ihn sorgfältig, bevor er wieder Pendergast ansah.
»Sie befinden sich außerhalb Ihrer Gerichtsbarkeit.«
»Sehr weit außerhalb, fürchte ich.«
»Was wollen Sie?«
»Dass Sie mit mir zusammenarbeiten – bei einem Vorhaben, von dem wir beide sehr profitieren werden, wenn es erfolgreich ist.«
Der Oberst setzte sich zurück, zündete sich noch ein Zigarillo an. »Ich höre.«
»Sie haben ein Problem. Ich habe ein Problem. Sprechen wir zuerst über Ihres.« Pendergast beugte sich leicht vor. »In den letzten Monaten wurde Alsdorf von einer Reihe von ungelösten Mordfällen heimgesucht. Und zwar sehr unschönen Morden, den Informationen zufolge, die Sie vor der Öffentlichkeit zurückgehalten haben.«
Um seine offenkundige Überraschung zu verbergen, nahm Oberst Souza den Zigarillo aus dem Mund, betrachtete ihn und steckte ihn sich wieder in den Mund.
»Oh, ich habe von Ihren Akten Gebrauch gemacht«, sagte Pendergast. »Wie schon gesagt, mein Portugiesisch ist recht mangelhaft, aber es genügt, um mir mehr als ein gutes Bild zu verschaffen. Fest steht, Oberst, dass sich im letzten halben Jahr mindestens acht Gewaltverbrechen in und um Alsdorf ereignet haben, und dennoch sind praktisch keine Nachrichten darüber in den örtlichen Zeitungen aufgetaucht.«
»Der Tourismus ist unsere Lebensader. Solche Geschichten wären … schlecht für die Wirtschaft.«
»Vor allem, wenn Nachrichten über den Modus Operandi durchsickerten. Einige der Morde scheinen auf einzigartig sadistische Weise verübt worden zu sein. Andere wurden offenbar so schnell wie möglich begangen – am häufigsten durch die Anwendung eines
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