Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
Zahlung getätigt und den Brief verbrannt haben, und der Safe wäre leer.«
»Verstehe«, sagte Corrie. Jack bedrängte sie; seine Miene wirkte angespannt.
»Hören Sie, Corrie. Ich hole Sie ab. Wir müssen da gemeinsam hin – zwei von Riccos Angestellten sind besser als einer.«
»Ja, aber …« Sie überlegte schnell.
»Sag ihm einfach, wo wir sind«, sagte Jack. »Du kannst ihm vertrauen.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Wie weit weg sind Sie?«, fragte Foote.
»Etwas über eine Stunde mit dem Wagen, aber –«
»So weit. Mist. Schauen Sie, ich weiß, Sie wollen nicht verraten, wo sich Ihr Vater versteckt, aber wir können einfach nicht länger warten.«
»Also gut. Wir treffen uns. Es gibt da einen Laden in Old Foundry, New Jersey, genannt Frank’s Place. Ich bin in einer Stunde dort.«
»Wie kommen Sie dahin, wenn Sie kein Auto haben?«
»Machen Sie sich keine Sorgen, die Hütte ist nicht allzu weit entfernt. Ich werde da sein.«
Sie legte auf. Jack packte und umarmte sie. »Das ist toll!«, sagte er. Dann veränderte sich plötzlich seine Miene, denn beißender Qualm erfüllte die Hütte. »O nein. Die Pfannkuchen sind mir angebrannt.«
53
D er Hafen von Alsdorf, wenn man ihn denn so nennen wollte, lag am Rio Itajaí-Acu, einem breiten, braunen, stinkenden Fluss, der aus dem tiefen bewaldeten Inneren der südlichsten Provinz Brasiliens strömte. Es war ein geschäftiges Areal, voll von Fischern, die ihre Fänge in große hölzerne Schubkarren entluden, Fischhändlern, die riefen und mit Geldbündeln wedelten, Eisverkäufern, die Eisblöcke rollten, Huren, Trunkenbolden und Straßenhändlern, die Brezeln, Würstchen, Sauerbraten und – was noch seltsamer war – Kebabs mit Tandoori-Hühnchen feilboten.
Inmitten dieser Menschenmenge ging eine sonderbare Gestalt – ein gebeugter Mann, ganz in Khaki gekleidet, mit graumeliertem Spitzbart und Haaren, die unter einem Tilley-Hut steckten. Er trug einen Rucksack, der vor Schmetterlingsnetzen, Ködern, Einweckgläsern, Fallen, Sammelbeuteln, Trichterbechern sowie weiteren obskuren Geräten der Schmetterlingskunde starrte. Die Gestalt versuchte gerade, sich durch die achtlose Menschenmenge runter zu den Landungsstegen durchzuzwängen. Mit seiner schrillen, nörglerischen Stimme, die in gebrochenem Portugiesisch protestierte, schlug er sich zu einer Hütte am anderen Ende der Landungsbrücke durch, die mit handgemaltem Schild mit der Aufschrift ALUGUEL DE BARCOS warb.
Belmiro Passos, ein hagerer Mann in T-Shirt, Shorts und Badesandalen, saß in der Hütte, aß eine große Brezel und schaute zu, wie die Gestalt näher kam. Hinter Passos waren Boote zu sehen – hauptsächlich ramponierte Carolina-Skiff-Arbeitsboote mit altersschwachen Yamaha-Motoren, die er an jeden zu beinahe jedem Zweck vermietete, ob legal oder nicht. Seine Kunden waren in erster Linie Reisende, die flussauf- oder flussabwärts fuhren, um schwer zugängliche Dörfer zu besuchen, oder Fischer, deren eigene Boote nicht funktionstüchtig waren. Gelegentlich vermietete Belmiro auch an einen Abenteuer-Touristen, Naturforscher oder Sportfischer. Während er zusah, wie der Mann sich näherte, stempelte er ihn sofort als Naturforscher ab, und nicht nur das, sondern als Schmetterlingssammler, von denen gar nicht wenige in den Bundesstaat Santa Catarina kamen wegen der vielfältigen und exotischen Schmetterlingspopulation.
Schließlich löste sich der Mann aus den Pulks von Fischern und kam schnaufend herüber. Belmiro begrüßte ihn mit breitem Lächeln.
»Yo … eu … quero alugar um barco! Alugar um barco!«, rief der Mann, wobei er die Worte stammelte und Spanisch mit Portugiesisch auf eine Weise vermischte, dass er beinahe eine neue Sprache kreierte.
»Wir sprechen Englisch«, sagte Belmiro gelassen.
»Gott sei Dank!« Der Mann stellte den Rucksack auf den Boden und lehnte sich keuchend dagegen. »Meine Güte, ist das heiß. Ich möchte ein Boot mieten.«
»Wie Sie wünschen«, sagte Belmiro. »Für wie lange?«
»Vier Tage, vielleicht sechs. Und ich brauche einen Führer. Ich bin Lepidorist.«
»Lepidorist?«
»Ich sammle und untersuche Schmetterlinge.«
»Ah, Schmetterlinge. Und wo wollen Sie hin?«
»Nach Nova Godói.«
Darauf schwieg Belmiro kurz. »Das ist ein langer Weg den Rio Itajaí do Sul hoch, tief im Araukarienwald. Eine gefahrvolle Reise. Und Nova Godói ist Privatgelände. Niemand fährt dahin. Kein Zutritt.«
»Ich werde niemanden stören! Und ich weiß, wie man
Weitere Kostenlose Bücher