Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
»Blau, Grün, weiter vorrücken!«
Thiagos batalhaõ Rot ging in Deckung und gab eine wüste Salve ab: ein tragbares 50-Millimeter-Maschinengewehr, das den Platz mit einem mörderischen Sperrfeuer beharkte, unterstützt von einem halben Dutzend gut plazierter Granaten aus Panzerfäusten. Das hatte den gewünschten Effekt – die Widerständler auseinanderzujagen und ihnen Angst zu machen. Sobald der Platz gesichert war, stürmte die Einheit Rot vor und folgte den anderen beiden Trupps in die schmalen Gassen auf der anderen Seite. Hier begannen die Straßen in Richtung Hafengebiet abzufallen, und Souza sah schon die Boote, die an den steinernen und hölzernen Kais vertäut lagen.
Er hatte die beiden Zielboote bereits ausgewählt – während seiner Erkundung per Fernglas vom Kraterrand: eine große motorisierte Barkasse mit Stahlrumpf und ein elegantes Passagierboot. Aber das feindliche Feuer hatte erneut eingesetzt, nicht nur von den Dächern, sondern auch vom Hafen her, zu dem eine gerade Straße hinabführte. Plötzlich strömte aus einer Seitenstraße entlang der Kaianlagen eine zweite Gruppe von Männern und eröffnete das Feuer.
»Gegenangriff!«, rief der Oberst, aber Thiagos Maschinengewehrschütze hatte bereits mit dem 50-Millimeter gefeuert, wodurch er mindestens ein halbes Dutzend ihrer Angreifer fällte und den Rest in die Flucht schlug. Eine Granate explodierte in der Nähe, dann noch eine, riss ein Loch in eine Häuserfassade und ließ Glas und Mauerwerk auf sie herabregnen.
»Weiter!«, rief der Oberst, aber die Männer brauchten keine Aufforderung, die Vorhut der drei Trupps beschoss die vor ihnen liegenden Straßen mit kleinkalibrigem Feuer und Panzergranaten, während der 50-Millimeter-Schütze die Nachhut bildete.
Sie gelangten aus den Straßen auf den breiten Kai, der von allen Seiten offen war. Wieder waren sporadisch Schüsse zu hören, und einer der Männer des Obersts stöhnte auf und taumelte, aber diese Verteidigungsmaßnahme wurde mit überwältigenden Feuerstößen von drei Kampfeinheiten beantwortet, ohrenbetäubend kraftvoll, die Granatwerfer pflückten sich Ziele heraus und schickten sie unter donnerndem Getöse himmelwärts.
»Auf die Boote!«, befahl Souza.
Die esquadros betraten die beiden Schiffe gemäß ihrem vereinbarten Plan und schnitten die Leinen von den Duckdalben. Die beiden nautischen Experten des Obersts bezogen Stellung hinter den Ruderhäusern und ließen die Motoren an, während die übrigen Männer auf dem Deck in Verteidigungsstellung gingen. In weniger als zwei Minuten hatten die Boote abgelegt, steuerten auf den See und nahmen Geschwindigkeit auf, während die Schwadronen ihr hartes Sperrfeuer in Richtung Ufer aufrechterhielten.
»Verwundetenbericht!«, brüllte der Oberst.
Er kam schnell rein. Der Sanitäter der Kompanie behandelte zwei Verwundete, Kleinkaliberfeuer, niemand schwer verletzt. Beide Männer waren noch mehr oder weniger kampffähig.
Enorm erleichtert beobachtete der Oberst, wie sich die Küste entfernte. Die Operation war genau nach Plan verlaufen. Wäre er mit hundert Mann reingegangen, wären sie vielleicht noch immer in den Straßenkampf verstrickt, mit weiteren Verletzten, mehr Versprengten und dem unvermeidlichen Trottel, der irgendwo falsch abbog, sich verlief und zurückgeholt werden musste. Sie hätten mehr Boote gebraucht, mehr Logistik, und es hätten sich mehr Gelegenheiten zum Scheitern ergeben.
Der sporadische Beschuss vom Ufer her erstarb, während die Boote allmählich außer Schussweite gerieten, wobei die schwere Barkasse vorausfuhr und seine Männer jetzt extrem genaue Schüsse abgaben und ihre Gegner davon abhielten, sich neu zu gruppieren und in Schiffen die Verfolgung aufzunehmen. Der Oberst holte ein Seidentaschentuch hervor, setzte den Helm ab und wischte sich sorgfältig das Gesicht. Phase eins war beendet, es hatte kaum Verwundete gegeben. Mit einem gewissen Widerstreben richtete er die Aufmerksamkeit nach vorn, hin zu der dunklen Insel, die dort aus dem Wasser ragte. Er konnte keine Menschen erkennen, keine Bewegungen. Und während er die Festung inspizierte, die sich oberhalb des schwarzen Lava-Aschekegels erhob, geriet sein Siegesgefühl ein wenig ins Wanken. Seinem erfahrenen Blick nach wirkte der Ort uneinnehmbar. Alles hing vom Gringo ab. Es gefiel ihm nicht, vom Erfolg einer Person abhängig zu sein, ganz gleich, wie fähig sie war – vor allem einer Person, die er kaum kannte.
Während er sich umblickte,
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