Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
Auf einmal war es still. Ein Augenblick elektrisierender Intensität folgte – und dann prallten zwei gekonnt geworfene Handgranaten von der gekrümmten Wand ab, prallten auf den Boden und rollten auf die Brasilianer zu.
Überrascht sprangen Pendergast und die Übrigen blitzartig auf, drehten sich um und zogen sich in die Nische der Labortür zurück. Die Granaten explodierten gleichzeitig, eine riesige Druckwelle in dem beengten Raum schleuderte sie nach hinten. Einer der Brasilianer, der nicht so schnell wie die anderen reagiert hatte, wurde im Freien erwischt und verschwand in einer Wolke aus Blut, Fleisch, Knochen und Staub.
Pendergast schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen, und feuerte in die Staubwolke. Er hörte Steine herabfallen und erkannte, dass die Soldaten wegen der Steinquader, die von der Decke herabstürzten, nicht vorrücken konnten, zumindest nicht sofort.
»Rückzug!«, rief er und gab noch eine Salve in den Staub ab.
Der Oberst und seine drei verbliebenen Männer rannten los. Pendergast setzte sein Sperrfeuer fort, bis sie sicher um die Biegung der Mauer gelangt waren, dann folgte er. Ein paar hundert Meter dahinter, das wusste er, lag ein Quertunnel; er hatte keine Ahnung, wohin der führte, und es widerstrebte ihm, das Risiko einzugehen, aber ihnen blieb keine andere Wahl mehr.
»Nach rechts!«, rief er. »Direita!«
Sie betraten den Tunnel und ließen den stauberfüllten Gang hinter sich. Hier gab es kein Licht, weshalb die Männer des Obersts Taschenlampen hervorzogen, damit sie sehen konnten, was vor ihnen lag. Der Tunnel war alt und stillgelegt, die Steine mit Salpeter überkrustet, die Luft war verbraucht und roch nach Schimmel und Verfall. Sie gelangten zu einer uralten Eichentür – mit rostigen Eisenbändern versehen und von Würmern zerfressen –, die nach einem einzelnen Schuss aus einem Gewehrlauf umstürzte.
Vor ihnen führte eine steinerne Wendeltreppe hinab in eine übelriechende Dunkelheit. Hinter sich hörten sie erneut das dumpfe Geräusch von Stiefelschritten.
Die Treppe war teilweise eingestürzt, und so schlitterten sie die kaputten, glitschigen Stufen hinab, bis sie die unterste Ebene der Festung erreichten. Sie rannten durch einen langen Tunnel, der unten an der Treppe begann, die Geräusche ihrer Verfolger nicht weit hinter ihnen.
Am Ende verzweigte sich der Tunnel, dann mündete er in einen großen Kuppelraum. In der Mitte dieses Raums bot sich ihnen ein höchst ungewöhnlicher Anblick: ein freistehender Stahlkäfig von etwa drei Quadratmetern Größe, sicher verschlossen. Der Käfig war nicht am Boden fixiert, vielmehr war er um etwas herum errichtet, das ein tiefer, natürlicher Spalt im unbehauenen Boden des zweiten Untergeschosses zu sein schien. In dem Felsspalt und daraus emporsteigend, so dass sie auch den Käfig ausfüllten, befanden sich unzählige Kisten mit Waffen, Granaten, Bomben, Schießpulver, gestempelt mit Hakenkreuzen und Warnungen, wonach der Inhalt HOCHEXPLOSIV sei. Es handelte sich hier offenbar um das zentrale Waffenlager der Festung, das als Schutzmaßnahme tief, tief in ihrem Bauch lag.
Daher wäre ihr ursprünglicher Plan, das Waffenlager in die Luft zu sprengen, in jedem Fall zum Scheitern verurteilt gewesen. Es lag zu tief innerhalb der Festung, als dass Pendergast für Souza und seine Truppe eine Bresche hätte heraussprengen können.
Aber es blieb ihnen keine Zeit für weitere Inspektionen, deshalb gingen sie mitten durch den Raum und hinein in einen weiteren Gang, der auf der gegenüberliegenden Seite hinausführte.
Bald kam dieser Gang zu einer T-Kreuzung, dann verzweigte er sich erneut. Hier gingen rechts und links leere Zellen ab, die verrotteten Überreste von Holztüren lagen auf dem feuchten Boden. An eine Wand war ein uraltes menschliches Skelett mit Kupfersalzsträhnen gekettet. Wasser rann von den Wänden. Auf dem Ascheboden standen flache Pfützen, die – wie Pendergast bemerkte – auf höchst bedauerliche Weise ihre Fußabdrücke bewahrten.
Jetzt wurde das Ächzen der Soldaten lauter, das dumpfe Geräusch von Stiefeln kam noch näher.
»Wir müssen die Männer töten«, sagte der Oberst.
»Ausgezeichneter Vorschlag«, sagte Pendergast. »Granaten, bitte.«
Er zog die letzte seiner Handgranaten hervor und nickte dem Oberst zu. Während sie losliefen, Pendergasts Führung folgend, zogen Souza und seine drei letzten Männer die Stifte von ihren Granaten und hielten die Abzugshebel in Position. Als vor ihnen
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