Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
Nähe sein, darunter auch Scharfschützen auf Häuserdächern. Du bist das wichtigste Ziel.«
»Was wirst du tun?«
»Ich muss noch etwas zu Ende bringen. In der Festung.«
Pendergast drehte sich um, dann blickte er seinen Sohn noch mal an. »Ich bin stolz auf dich, Tristram.«
Als er das hörte, wurde der Junge rot vor Verwirrung und sogar Überraschung. Pendergast wurde klar, dass es wahrscheinlich das erste Mal gewesen war, dass jemand ihn lobte.
Er ließ Tristram zurück, damit dieser das Rathaus sicherte, und ging die Seitenstraßen hinunter zum Hafen. Es gab ein paar Scharfschützen, aber ohne Führung, und in der zunehmenden Dunkelheit waren sie ineffektiv. Über dem westlichen Kamm des Aschekegels war die Sonne untergegangen – ein blutroter Streifen am verblassenden Himmel. Jenseits des Sees sah Pendergast die beiden Boote, mit denen die verbliebenen Nazi-Truppen an den zerstörten Hafenanlagen der Insel angelandet waren. Er blickte hinauf zu den finster anmutenden Umrissen der Burg, die in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne zinnoberrot leuchteten.
Die Nazis und die wenigen verbliebenen Super-Zwillinge, die mit ihrer Sache sympathisierten, waren vernichtend geschlagen worden und befanden sich auf dem Rückzug. Aber es waren immer noch zahlreiche feindliche Soldaten in der Nähe. Die Nazis hatten noch ihre Wissenschaftler, Techniker und Laboratorien, und ihre Festung stellte noch immer eine schwer einnehmbare, fast undurchdringliche Stellung dar. Die Nazis hatten eine schwere Niederlage erlitten, aber nichts konnte sie davon abhalten, ihr übles Tun wieder aufzunehmen.
Obendrein war Fischer noch am Leben.
Lange schaute Pendergast über den See. Dann ging er zum Kai hinunter, wählte ein unauffällig aussehendes und noch unbeschädigtes Motorboot aus, das die Feinde in ihrer Hektik übersehen hatten, sprang hinein, startete den Motor, legte ab und steuerte auf die Insel zu.
Inzwischen war die Nacht so weit fortgeschritten, dass sein kleines Boot in der Dunkelheit des Sees verschwand. Er behielt eine Geschwindigkeit bei, bei der der Motor kaum hörbar schnurrte, steuerte über den See und fuhr zur Westseite der Insel. Ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt schaltete er den Motor aus und ruderte. Um den Tunnel ausfindig zu machen, aus dem er bei seiner Flucht aus der Festung Stunden zuvor herausgeschwommen war, nutzte er die sorgfältig abgeschirmte Taschenlampe. Nachdem er den Eingang gefunden hatte, ruderte er das Boot in den steinernen Gang, dann startete er den Motor erneut und schlängelte sich durch das Labyrinth der Wasserwege, bis er spürte, wie der Kiel des Boots über den Stein des Bodens schrammte. Er legte an und setzte seinen Weg zu Fuß fort, wobei er an den Leichen von Oberst Souza und mehreren seiner Männer vorbeikam, bis er zum großen Kuppelraum mit dem Stahlkäfig in der Mitte des Bodens gelangte.
Er blieb stehen und horchte. Über sich hörte er ganz leise Geräusche von Aktivitäten: das rhythmische Trampeln von Stiefeln, das leise Bellen von Befehlen. Aber hier auf der unteren Ebene der Festung war alles still. Noch einmal drehte er sich zu dem Munitionsdepot um und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Es handelte sich um eine große und vielfältige Ansammlung von Patronen und Munition: Rollen von Zündschnüren und Klötze von C-4-Plastiksprengstoff, Stapel von M112-Sprengladungen, 120-Millimeter-Patronen, Kanister mit Präzisions-Schießpulver, Landminen, Stapel von Kisten mit Munition für Kleinkaliberwaffen, Kisten mit Handgranaten, Panzerfäuste, Mörser, 50-Millimeter-Maschinengewehre und sogar zwei Mini-Kanonen mit Dutzenden Munitionskisten für jede.
Der große Stahlkäfig war sicher abgesperrt, so dass Pendergast mit Hilfe improvisierter Werkzeuge mehr als fünf Minuten benötigte, um Zugang zu erhalten. Kaum war er drin, sah er sich genauer um. Wie ihm bei seinem vorherigen Gang durch diesen Raum aufgefallen war, hatten die Nazis sich einen natürlichen Spalt in dem alten Vulkan zunutze gemacht, um ihre Waffen zu lagern. Obwohl eine große Menge an Granaten, Waffen und Patronen im Käfig zu sehen war, handelte es sich lediglich um die Spitze des Eisbergs; eine noch größere Menge Wehrmaterial lag unterhalb der Bodenebene, geschützt durch die Wände des Felsspalts selbst. Die Nazis waren kein Risiko eingegangen, dass im Fall eines Angriffs die verirrte Bombe einer Invasionsarmee ihr Waffenmagazin treffen könnte. Es lag tief vergraben in der untersten
Weitere Kostenlose Bücher