Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
ist Heiligabend. Ehre sei Gott in der Höhe, alles ist in Ordnung hienieden auf Erden.« Sie hob ihr Glas.
D’Agosta trank noch einen Schluck von seinem Guinness, aber er schmeckte das Bier kaum. Fast wäre er auf seinem Stuhl hin- und hergerutscht. Das Ganze wurde langsam unerträglich. Er musste irgendeinen Weg finden, das Thema anzusprechen, aber verdammt noch mal, er wusste nicht, wie. Plötzlich merkte er, dass Laura ihr Glas abgestellt hatte und ihn durchdringend musterte. Einen Moment lang schauten sie einander schweigend an. Und dann sagte sie mit leiser Stimme: »Ja.«
D’Agosta war verwirrt. »Wie bitte?«
Sie langte über den Tisch und ergriff seine Hand. »Du Dussel. Lass mich dich aus deinen Qualen befreien. Natürlich heirate ich dich.«
»Du … wie …?« D’Agosta wusste nicht, was er sagen sollte.
»Hältst du mich für eine komplette Idiotin? Warum sonst hättest du mich gerade hierher auf ein Glas eingeladen? Du hast dir so viel Mühe gemacht, diesen besonderen Ort auszusuchen – das Lokal, in dem wir uns kennengelernt haben. Vor zwei Jahren, weißt du noch?« Sie drückte seine Hand, dann lachte sie. »Vino Veritas, in der Tat. Weißt du was? Tief drinnen, Lieutenant D’Agosta, bist du ein Softie. Ein Gefühlsmensch. Und das ist eines von den Dingen – eines von den vielen Dingen –, die ich an dir liebe.«
D’Agosta senkte den Kopf. Er war so gerührt, dass er keinen Ton herausbekam. »Ich kann’s nicht fassen, dass du es gewusst hat. Ich meine …«
»Also, wo ist der Ring?«
D’Agosta stammelte und versuchte zu erklären, es sei spontan gewesen, in letzter Minute, bis er von ihrem Lachen unterbrochen wurde. »Ich ziehe dich nur auf, Vinnie. Ich finde spontan gut. Ich kann auf den Ring warten – kein Problem.«
Verlegen griff er über den Tisch und nahm ihre Hand. »Danke.«
Immer noch lächelnd, legte sie den Kopf schief. »Komm, gehen wir woandershin. In irgendeine neue Bar, eine richtig nette. So nostalgisch der Laden hier ist, lass uns heute Abend etwas machen, woran wir uns noch lange erinnern werden. Wir müssen feiern – und nicht nur, weil Heiligabend ist. Wir müssen jede Menge planen.«
Sie gab dem Kellner ein Zeichen, die Rechnung zu bringen.
Und zum Schluss
D ie große Bibliothek mit den reichverzierten Holzvertäfelungen in der Villa an der Riverside Drive 891 wurde nur von einem Kaminfeuer und Kerzenlicht erhellt. Es war ein Abend Ende Februar; auf die Autos, die auf dem Riverside und dem West Highway vorbeifuhren, fiel leichter Eisregen, aber kein Verkehrslärm, kein Tick, Tick von Eis auf Fensterscheiben drang durch die verriegelten und verhängten Fenster. Die einzigen Geräusche waren das Knistern des Kaminfeuers, das Kratzen von Pendergasts Füllfederhalter auf cremefarbenem Büttenpapier und die leise, sporadische Unterhaltung, die Constance Greene und Tristram führten.
Die beiden saßen an einem Spieltisch, der vor den Kamin gestellt worden war, und Constance brachte Tristram bei, wie man Ombre spielte, ein Kartenspiel, das vor Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten aus der Mode gekommen war. Tristram starrte wie gebannt auf seine Karten, sein junges Gesicht nachdenklich verzogen. Constance hatte zunächst langsam damit begonnen, ihn mit dem Kartenspielen – mit Whist – vertraut zu machen. Aber schon jetzt machten sein Gedächtnis, seine Konzentrationsfähigkeit und sein logisches Denkvermögen erstaunliche Fortschritte. Nun war er in die Feinheiten von Spadilles, Entrada und Estuches versunken.
Pendergast saß an einem Schreibtisch in der hinteren Ecke der Bibliothek, mit dem Rücken zu einer Wand mit in Leder gebundenen Büchern. Von Zeit zu Zeit blickte er auf von seinem Brief, seine silbrigen Augen schweiften durch den Raum und blieben am Schluss stets an den beiden Personen hängen, die Karten spielten.
Auf einmal wurde die Stille im Zimmer durch das Klingeln von Pendergasts Mobiltelefon durchbrochen. Er zog es aus der Tasche und blickte auf die Nummer. »Ja?«
»Pendergast? Ich bin’s, Corrie.«
»Miss Swanson. Wie geht es Ihnen?«
»Gut. Ich war mit Arbeit überlastet, musste meine Seminararbeiten nachholen, deshalb rufe ich erst jetzt an. Ich muss Ihnen eine irre gute Geschichte erzählen … und …« Hier zögerte sie.
»Ist alles in Ordnung?«
»Na ja, wenn Sie damit meinen, dass ich keine Stechschritte höre, die sich von hinten an mich heranschleichen, dann ja. Aber hören Sie zu. Ich habe einen Fall gelöst, einen
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