Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
richtigen, waschechten Fall.«
»Ausgezeichnet. Ich möchte mich entschuldigen, dass ich Sie nicht stärker unterstützen konnte, als Sie sich im Dezember an mich gewandt haben – aber ich hatte großes Vertrauen in Ihre Fähigkeit, auf sich selbst achtzugeben. Vertrauen, wie es aussieht, das gerechtfertigt war. Und zufällig habe ich Ihnen ebenfalls eine recht interessante Geschichte zu erzählen.«
Eine Pause.
»Dann könnten Sie«, fuhr Corrie fort, »Ihr Angebot zum Mittagessen im Le Bernadin erneuern.«
»Wie nachlässig von mir, es nicht sofort vorzuschlagen. Wir sollten es bald tun – ich denke nämlich daran, einen längeren Urlaub zu nehmen.«
»Nennen Sie das Datum.«
Pendergast konsultierte einen kleinen Terminkalender, den er aus seiner Jackentasche zog. »Nächsten Donnerstag, ein Uhr.«
»Das wäre toll. Donnerstagnachmittag habe ich keine Seminare.« Noch ein Zögern. »Hey, Pendergast?«
»Ja?«
»Wäre es in Ordnung, wenn … wenn ich meinen Vater mitbringe? Er ist Teil der Geschichte.«
»Selbstverständlich. Ich freue mich darauf, Sie beide am kommenden Donnerstag zu sehen.«
Er legte Stift und Papier zur Seite und stand auf. Tristram war gegangen, und Constance saß allein am Tisch und mischte die Karten. Pendergast blickte zu ihr hinüber. »Wie kommt sein Spiel voran?«
»Recht gut. Besser, als ich erwartet habe, ehrlich gesagt. Wenn er weiter so schnell lernt, gehe ich vielleicht zu Sechsundsechzig oder Skat über.«
Pendergast schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast. Damals, als ich dich im Mount Mercy besucht und um Rat gefragt habe. Und du hattest natürlich recht. Ich musste nach Nova Godói gehen. Ich hatte keine andere Wahl. Und ich musste handeln – leider mit äußerster Gewalt. Ich habe Tristram gerettet, gewiss. Aber die andere Seite der Gleichung – der komplizierte und schwierigere Teil der Gleichung – ist noch immer nicht gelöst.«
Einen Moment lang antwortete Constance nicht. Schließlich sagte sie leise: »Es hat also keine Nachricht gegeben.«
»Keine. Ich habe einige, ähm, Aktivposten vor Ort, und er ist auf die Beobachtungsliste der DEA und der örtlichen Konsulatsbeamten gesetzt worden – diskret natürlich. Aber er scheint im Wald verschwunden zu sein.«
»Glaubst du, er könnte tot sein?«, fragte sie.
»Vielleicht«, antwortete Pendergast. »Seine Verletzungen waren schwer.«
Constance legte die Karten aus der Hand. »Ich habe nachgedacht und möchte dir mit meiner Frage nicht zu nahe treten, aber … glaubst du, er hätte es zu Ende geführt? Dich zu töten, meine ich.«
Einen Moment lang antwortete Pendergast nicht, sondern blickte ins Kaminfeuer. Dann sah er sie wieder an. »Diese Frage habe ich mir viele Male gestellt. Es gab Momente – zum Beispiel, als er im See auf mich geschossen hat –, da war ich sicher, dass er das wollte. Aber es gab auch so viele Male, in denen er die Gelegenheit nicht zu nutzen schien.«
Constance nahm die Karten wieder zur Hand und teilte sie für ein neues Spiel aus. »Seine zukünftigen Absichten nicht zu kennen, nicht zu wissen, ob er tot oder lebendig ist … ziemlich beunruhigend.«
»In der Tat.«
»Was ist mit dem Rest des Bundes?«, fragte Constance. »Stellen sie noch eine Bedrohung dar?«
Pendergast schüttelte den Kopf. »Nein. Ihre Anführer sind tot, ihre Festung zerstört, alle ihre jahrzehntelangen Forschungsergebnisse verbrannt und weg. Die Zwillinge selbst, ihre Raison d’être, haben sich fast alle von dem Projekt abgewandt. Nach den Berichten, die ich erhalten habe, haben viele bereits damit begonnen, sich in die brasilianische Gesellschaft zu integrieren. Natürlich zählten die allerletzten ›Versionen‹ der Zwillinge – diejenigen, die zu Alban und dem Betatest führten – zu den größten Erfolgen des Bundes, und wie ich höre, halten die brasilianischen Behörden einige von ihnen für allzu unverbesserlich, als dass sie rehabilitiert werden können. Aber ihre Anzahl ist gering, und es ist schlechterdings ausgeschlossen, dass der Bund nochmals eine kritische Masse erreichen kann, nicht einmal, wenn …« Und hier wurde seine Stimme leiser: »Wenn Alban wieder auftauchen würde.«
Es folgte ein kurzes Schweigen. Mit einem Nicken deutete Constance auf Tristrams leeren Stuhl. »Hast du dich schon entschlossen, was du mit ihm machen willst?«
»Ich habe da eine Idee.«
»Und die wäre?«
»Dass du vielleicht – zusätzlich dazu, dass
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