Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
sich vor, um das Wall Street Journal aufzuheben. Ohne sein Tempo zu ändern oder irgendwelche jähen Bewegungen zu machen, rempelte er die Frau an und stieß sie ins Zimmer. Gleichzeitig schlang er den rechten Arm um ihren Hals und drückte so fest zu, dass sie keinen Ton von sich geben konnte. Mit der linken Hand schloss er sachte die Tür und legte die Kette vor.
Die Frau wehrte sich mächtig, während er sie in die Mitte des mit Teppichboden ausgelegten Zimmers zerrte. Er genoss es zu spüren, wie sie die Muskeln anspannte, als sie mit ihm rang; genoss es, wie das Zwerchfell sich hob, als sie versuchte, einen Laut von sich zu geben; genoss es, wie sich ihr Körper wand, als sie versuchte, ihn abzuschütteln. Sie war eine Kämpfernatur, sportlich, nicht eine von diesen dicken alten Frauen im Fahrstuhl. Insofern konnte er von Glück reden. Sie mochte dreißig sein, hatte hübsche blonde Haare, trug keinen Ehering. Der Gürtel ihres Bademantels löste sich, so dass er sie sehen konnte, wie Gott sie schuf. Er drückte fester zu und verstärkte den Würgegriff, bis sie verstanden hatte und aufhörte, sich zu wehren.
Dann lockerte er den Griff ein klein wenig, und zwar so weit, dass sie atmen, aber nicht so weit, dass sie schreien konnte. Er ließ es zu, dass sie kurz Luft holte, dann noch einmal, bevor er wieder fest zudrückte.
Ineinander verbissen, ihr Rücken an seine Brust gepresst, standen sie da, während sie am ganzen Leib zitterte und schließlich zusammensackte und ihre Beine aus blanker Angst einknickten.
»Bleiben Sie gerade stehen«, befahl er.
Sie gehorchte, braves Mädchen, das sie war.
»Es wird nur einen Augenblick dauern.« Er musste es tun, er wollte es tun, aber irgendetwas in ihm wollte auch den exquisiten Augenblick der Macht über einen anderen Menschen, dieses Auskosten ihrer erregenden Todesangst verlängern. Es war sicherlich das herrlichste Gefühl auf der Welt. Es war allemal sein Lieblingsgefühl.
Aber es wurde Zeit, sich an die Arbeit zu machen.
Mit einem gewissen Bedauern zog er ein kleines, speziell geschärftes Federmesser aus der Tasche. Er streckte den Arm aus, und dann bohrte er ihr die Klinge mit einer schnellen, nahezu rituellen Geste gekonnt in den Hals. Dort beließ er sie einen liebevollen, hinausgezögerten Augenblick und lauschte dem Gurgeln ihrer durchstochenen Luftröhre. Dann nahm er einen raschen seitlichen Schnitt vor, der sowohl die Luftröhre als auch die Halsschlagader durchtrennte, genau so, wie man ein Schwein abstach. Als sie zu zucken anfing, ließ er sie schnell los und tänzelte nach hinten, während sie nach vorn stürzte, weg von ihm, und das Blut in einer bestimmten Richtung aus ihr heraussprudelte. Es wäre falsch, Blut auf den Anzug zu bekommen – ganz falsch. Sie würden das missbilligen.
Sie stürzte mit dem Gesicht auf den Teppich, nicht allzu hart, die Art von Bums, die diejenigen, die direkt unter dem Zimmer logierten, wahrscheinlich einem umgestürzten Möbelstück zuschreiben würden. Alban wartete und schaute mit großem Interesse zu, bis der Todeskampf aufgehört hatte und die Leiche ausgeblutet war.
Wieder sah er auf die Uhr: 7 Uhr 40. Schön.
Er kniete sich hin, beinahe wie im Gebet, zog ein kleines, in Leder eingewickeltes Bündel aus der Tasche, entrollte es auf dem Teppich und legte seine wenigen unentbehrlichen Werkzeuge aus. Dann machte er sich an die Arbeit.
Spätestens um acht Uhr würde er sich im Foyer einen doppelten Espresso gönnen.
2
W ieder lichtet sich der Nebel, und der Mann lächelt.
Er löst den Sicherheitsriegel seiner Handfeuerwaffe und zielt.
»Auf Wiedersehen« , sagt er auf Deutsch. Sein schiefes Lächeln wird breiter, während er den Augenblick auskostet.
Die junge Frau, die Hand immer noch in ihrer Handtasche, findet, was sie braucht, und umfasst es. »Warten Sie. Die … die Papiere. Ich habe sie.«
Ein Zögern.
» Die Papiere von … von Laufer.« Ihr fällt ein Name ein, den sie auf einem der Schriftstücke gesehen hat und den sie aufs Geratewohl aus der Erinnerung hervorkramt.
» Das kann nicht sein! Laufer ist tot.« Der Mann, der Nazi, wirkt bestürzt, das Selbstbewusstsein in seinen grausamen Gesichtszügen verwandelt sich in Beunruhigung, Unsicherheit.
Ihre Finger schließen sich um einige der Dokumente, rollen sie zusammen und zerknüllen sie teilweise, und dann zieht sie sie aus ihrer Handtasche, gerade so weit, dass das schwarze Hakenkreuz im Briefkopf zu erkennen ist.
Ungeduldig tritt der
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