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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ein Blutsturz ihre Worte. Er legte zwei Finger auf ihre Halsschlagader, spürte, wie der Puls beim allerletzten Herzschlag flatterte und dann aussetzte.
    Nach einem Moment erhob sich Pendergast. Unsicher humpelte er zu der Stelle zurück, wo er das M4 hatte fallen lassen. Der weißhaarige Mann war offenbar von dieser Entwicklung ebenso überrascht wie Pendergast, denn er war erst verspätet losgelaufen und dem Schützen gefolgt.
    Pendergast kniete sich hin, hob die Waffe und zielte damit auf den Mörder seiner Frau, eine fliehende Gestalt, die jetzt fünfhundert Meter entfernt war. Auf eine eigentümliche, distanzierte Weise fiel ihm das letzte Mal ein, als er auf die Jagd gegangen war. Er nahm die Gestalt ins Visier und kalkulierte Windabweichung und Rückschlag ein; dann drückte er ab, das Gewehr ruckte, und der Mann stürzte zu Boden.
    Der Weißhaarige war ein äußerst guter Läufer; er hatte den Mörder bereits überholt und war inzwischen noch weiter entfernt. Pendergast zielte und schoss – daneben.
    Er holte Luft, atmete aus, nahm den Mann ins Visier, kompensierte und schoss ein zweites Mal. Wieder daneben.
    Beim dritten Versuch klickte ein leeres Magazin, noch während der Gegner in der Weite der Wüste verschwand.
    Nach einem langen Augenblick legte Pendergast die Waffe wieder ab und ging zurück zu der Stelle, wo Helen in einer langsam sich ausbreitenden Blutlache lag. Lange starrte er auf den Leichnam. Dann machte er sich an die Arbeit.
    91 Stunden später
    Die Sonne stand hoch an einem vor Hitze fast weißen Himmel, ein kleiner Staubsturm wirbelte über die leere Weite. Am fernen Horizont zeichneten sich blaue Berge ab. Ein Truthahngeier, der den Tod roch, schwebte hoch oben in einem thermischen Auftrieb und zog träge seine zusehends enger werdenden Kreise.
    Pendergast warf die letzte Schaufel Sand ins Grab, schlug den Sand mit dem rostigen Blatt flach und glättete ihn. Es hatte lange gedauert, das Grab zu schaufeln. Tief, sehr tief hatte er es in dem trockenen Lehmboden ausgehoben. Es sollte weder von Mensch noch Tier gestört werden.
    Er hielt inne, stützte sich auf die Schaufel und nahm flache Atemzüge. Nach der Anstrengung blutete die Wunde im Bein wieder stark, das Blut sickerte durch den neuen Verband. Schweißperlen, vermischt mit Sand, rannen über sein ausdrucksloses Gesicht. Sein Hemd war zerrissen, durchgeschwitzt, braun vor Staub, seine Jacke zerfetzt, die Hose eingerissen. Er starrte auf die Stelle, wo er das Grab geschaufelt hatte. Und dann – während er sich langsam bewegte wie ein alter Mann – beugte er sich vor und packte das grobe Markierungsschild, das er aus einem Brett gezimmert hatte, das er aus demselben verlassenen Ranchhaus geholt hatte, aus dem die Schaufel stammte. Das Ganze sollte nicht zu offensichtlich wie ein Grab aussehen. Er holte das Messer aus seiner Tasche und kratzte mit zittriger Hand:

    H.E.P.
    Aeternum vale

    Er humpelte zum Kopfende des Grabs und drückte das angespitzte Ende des Schilds in die Erde. Er trat einen Schritt zurück und hob die Schaufel, wobei er genau zielte, dann schlug er mit voller Wucht von oben auf das Schild.

    … Er saß vor einem kleinen Lagerfeuer, tief in den dichtbewaldeten Flanken des Cannon Mountain. Auf der anderen Seite des Feuers saß Helen, sie trug ein kariertes Flanellhemd und Wanderstiefel. Sie hatten soeben den dritten Tag einer siebentägigen Rucksacktour durch die White Mountains beendet. Jenseits eines Karsees ging die Sonne unter – ein scharlachroter Feuerball – und erleuchtete die Gipfel der Franconia Range. Leise, von weit unten am Berg, erklangen Stimmen und Fetzen von Liedern aus der Lonesome-Lake-Hütte. Eine Kanne Espresso stand auf dem Feuer, sein Aroma vermischte sich mit den Gerüchen von Holz, Rauch, Kiefern und Balsamkraut. Während Helen die Kanne auf dem Feuer drehte, blickte sie zu ihm hoch und lächelte plötzlich – ihr einzigartiges, halb schüchternes, halb selbstsicheres Lächeln –, dann stellte sie zwei kleine Espressotassen aus Porzellan auf den Feuerstein, eine neben die andere, präzise und ordentlich, wie es ihre Art war …

    Pendergast taumelte und keuchte vor Anstrengung nach dem Hieb mit der Schaufel und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. Schmutz und Schweiß hatten den zerschlissenen Ärmel seiner Anzugjacke verschmiert. Er wartete, stand in der sengenden Hitze der Sonne und versuchte, wieder Atem zu schöpfen, die letzten Kräfte zu mobilisieren. Dann, abermals vor

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