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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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hatte sich im Glauben gewiegt, dass mit dieser einen Fahrt nach Connecticut seine Suche schon beendet wäre.
    Aber es war noch alles möglich. Alles konnte passieren.
    Die Häuser glitten vorbei, eines nach dem anderen, mit ihren frischgestrichenen Fassaden und gepflegten Pflanzen, die zum Schutz vor dem Winter mit Rindenmulch abgedeckt waren. Plötzlich schien sich die Aussicht vor ihm zu verdunkeln, als zöge eine Wolke vor die Sonne … und da war es. Felder schrak zusammen. Er betrachtete den gusseisernen Zaun mit den von Rost zerfressenen Spitzen; das abgestorbene, erfrorene Unkraut im Vorgarten; die trostlose Villa selbst mit ihrem überladenen Giebeldach, das über den dunklen und verfärbten Naturstein der Fassade ragte. Beinahe hätte Felder geglaubt, einen riesigen Riss zu erkennen, der, so wie im Haus der Ushers in der Erzählung von Poe, vom Fundament bis zur Dachkante verlief. Ein Windstoß aus der falschen Richtung, und der alte Kasten würde erzittern und in sich zusammenkrachen.
    Er fuhr rechts ran, schaltete den Motor aus und stieg aus. Als er das Tor unter dumpfem Knarren aufstieß, blieben rote Rostkörner und kleine Placken der schwarzen Farbe an seinen Händen haften. Er betrat den rissigen und unebenen Weg zum Haus und überlegt angestrengt, was er sagen sollte.
    Das Problem war, wie ihm klarwurde, dass er zwar von Beruf Psychiater war, aber überhaupt nicht fähig, Menschen zu manipulieren. Er war ein furchtbar schlechter Lügner und selbst sehr leichtgläubig – wie die jüngsten Ereignisse auf schmerzliche Weise offenbart hatten. Sollte er sich weiter als Forscher ausgeben, die List fortsetzen, der er sich in der Historischen Gesellschaft bedient hatte? Nein, wenn die alte Miss Wintour eine Delegation aus Harvard abgewiesen hatte, dann wollte sie mit einem einzelnen Forscher, der seine Referenzen verlegt hatte, bestimmt nichts zu tun haben wollen.
    Vielleicht sollte er also lieber an ihren Familienstolz appellieren, ihr sagen, dass er die künstlerische Reputation ihres Großonkels wiederaufleben, ihn der Vergessenheit entreißen wollte. Aber nein, sie hätte schon reichlich Gelegenheit gehabt, das selbst zu tun.
    Was um Himmels willen sollte er sagen?
    Allzu schnell kam er an der Vordertreppe an. Er stieg die Stufen hoch, wobei sich die Platten unter ihm gefährlich neigten. Vor ihm ragte eine große schwarze Tür auf, abgeschabbelt, die Farbe war rissig und blätterte hier und da ab. Mitten darauf ein großer Messingtürklopfer in Gestalt eines Greifenkopfs. Er funkelte Felder an, als wollte er ihn gleich beißen. Klingel gab es keine. Felder atmete tief durch, umfasste sachte den Türklopfer und klopfte an.
    Und wartete. Keine Antwort. Noch einmal klopfte er, diesmal etwas fester. Dröhnend hallte das Echo durch die Räume der Villa.
    Immer noch nichts.
    Beinahe war er ein wenig erleichtert. Noch ein Versuch – dann würde er wieder gehen. Er umfasste den Türklopfer fester und klopfte laut und vernehmlich.
    Drinnen ertönte eine undeutliche Stimme. Felder wartete. Kurz darauf hallten Schritte über den Marmorfußboden. Dann das Rasseln von Ketten, das Gleiten von Schlössern, die ein wenig Öl gut gebrauchen konnten. Knarrend öffnete sich die Tür, aber nur einen Spalt.
    Drinnen war es so dunkel, dass Felder nichts erkennen konnte. Dann schweifte sein Blick nach unten, und er sah in dem Spalt etwas, das ein Auge zu sein schien. Ja, es war bestimmt ein Auge. Es musterte ihn argwöhnisch – vielleicht hielt es ihn ja für einen Zeugen Jehovas oder einen Bürstenverkäufer.
    »Ja?«, fragte eine leise Stimme aus dem Dunkel.
    Felder suchte nach einer Antwort. »Ich –«
    »Ja? Worum geht es?«
    Felder räusperte sich. Es würde noch schwieriger werden, als er erwartet hatte.
    »Sind Sie wegen des Torhauses hier?«, fragte die Stimme.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gefragt: Sind Sie gekommen, um das Torhaus zu mieten?«
    Nutz die Gelegenheit, du Trottel! »Das Torhaus? Ach ja. Ja, ganz recht.«
    Die Tür wurde ihm vor der Nase zugeschlagen.
    Verdutzt stand Felder eine ganze Minute lang auf der obersten Stufe, bevor sich die Tür erneut öffnete – diesmal weiter. Vor ihm stand eine winzige Frau. Sie trug einen leicht mottenzerfressenen Fuchsmantel und bizarrerweise einen breitkrempigen Strohhut von der Sorte, wie man ihn am Strand aufsetzte. Von einem der dürren Arme hing eine teuer aussehende schwarze Lederhandtasche.
    In der Dunkelheit hinter ihr bemerkte er eine Bewegung, und dann

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