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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schien es, als bewege sich der ganze Türdurchgang. Als die Gestalt ins Licht trat, erkannte Felder, dass es sich um einen Mann handelte. Er war enorm groß – mindestens zwei Meter – und hatte die Statur eines Football-Verteidigers. Wegen der Gesichtszüge und der Hautfarbe glaubte Felder, er stamme von den Fidschi-Inseln oder von einem Südsee-Eiland. Er trug ein seltsames, formloses Kleidungsstück mit orange-weißem Batikmuster, die Haare waren sehr kurz geschnitten. Gesicht und Arme waren von groben, aber erstaunlich komplexen Tätowierungen bedeckt. Er sah Felder durchdringend an, sagte aber kein Wort. Das muss der Diener sein. Felder wurde mulmig zumute, und er versuchte, den Blick von den Tätowierungen abzuwenden. Fehlte nur noch ein Knochen in der Nase.
    »Sie haben Glück«, sagte die Frau und streifte sich ein Paar weiße Handschuhe über. »Eigentlich wollte ich das Inserat wieder aus der Zeitung rausnehmen. Es schien eine gute Idee zu sein – wer wäre schließlich nicht geehrt, solche Räumlichkeiten anmieten zu dürfen –, aber man versteht die Welt nicht mehr. Die Wohnung steht jetzt schon zwei Monate in der Gazette – Verschwendung guten Geldes.« Sie ging an ihm vorbei, die Stufen hinunter und drehte sich zu ihm um. »Na ja, dann kommen Sie mal mit.«
    Felder folgte ihr, während sie durch das trockene Unkraut vorausging, das im Winterwind raschelte. Aus dem, was die Frau im Southport-Museum angedeutet hatte, hatte er geschlossen, dass Miss Wintour eine verhutzelte alte Pensionistin sei. Stattdessen war sie offenbar Anfang sechzig, mit einem Gesicht, das ihn vage an die alternde Bette Davis erinnerte – gut erhalten, attraktiv. Sie hatte sogar den passenden Akzent – die Art, mit dem man in den besseren Zeiten am North Shore von Long Island gesprochen hatte, woher seine eigene Familie stammte, den man aber nur noch selten hörte. Während sie ihm vorausging, war er sich des ungeschlachten Dieners, der ihnen schweigend in einigen Schritten Entfernung folgte, nur allzu bewusst.
    »Wie ist er?«, fragte sie wie aus heiterem Himmel.
    »Wie meinen?«, antwortete er. »Wie ist wer?«
    »Ihr Name natürlich!«
    »Oh, Verzeihung. Feldman. John Feldman.«
    »Und Ihr Beruf?«
    »Ich bin Arzt.«
    Daraufhin blieb sie stehen und schaute ihn an. »Können Sie Referenzen vorweisen?«
    »Ja, ich glaube schon. Sofern das notwendig ist.«
    »Es gibt Formalitäten, die befolgt werden müssen, junger Mann. Das hier ist schließlich nicht irgendein Torhaus. Es ist von Stanford White entworfen worden.«
    »Stanford White?«
    »Das einzige Torhaus, das er je entworfen hat.« Ihr Blick wurde erneut misstrauisch. »Das stand doch in der Annonce. Haben Sie sie nicht gelesen?«
    »Ach ja, natürlich«, sagte Felder rasch. »Entschuldigen Sie. Ist mir entfallen.«
    »Nun gut«, sagte die Frau, als sollte einem eine solche Lektüre ins Gedächtnis eingebrannt sein. Sie ging weiter durch das hohe abgestorbene Gras voller Unkraut.
    Als sie die Rückseite der Villa umrundeten, kam das Torhaus in Sicht. Es war aus dunklem Stein, so wie das Hauptgebäude, und bewachte einen Eingang und eine Zufahrt, die offensichtlich nicht mehr existierten. Die Fenster waren gesprungen und starrten vor Schmutz, mehrere waren mit Brettern vernagelt. Das zweigeschossige Gebäude verströmte tatsächlich eine gewisse architektonische Eleganz, die allerdings von Schäbigkeit und Verfall überlagert war.
    Die alte Frau ging zum einzigen Eingang voran – eine Tür mit Vorhängeschloss. Nach schier endlosem Wühlen in der Handtasche holte sie einen Schlüssel hervor, den sie ins Schloss steckte. Nachdem sie aufgeschlossen hatte, zeigte sie mit großer Geste ins Innere.
    »Schauen Sie sich das an!«, sagte sie stolz.
    Felder spähte ins Haus. In der Luft hing dichter Staub, den das durchs Fenster hereinfallende Sonnenlicht kaum durchdrang. Schummrige Umrisse waren zu erkennen, aber sonst nichts.
    Die alte Frau – offenbar verärgert darüber, dass er nicht vor Entzücken Luftsprünge veranstaltete – betrat das Haus und machte Licht. »Kommen Sie herein, na, kommen Sie schon«, sagte sie gereizt.
    Felder betrat das Haus. Hinter ihnen plazierte sich der Diener vor die Tür – er passte kaum hindurch –, verschränkte die Arme vor der fassförmigen Brust und versperrte den Ausgang.
    Weit über ihnen ging eine einzelne Glühbirne flackernd an. Aufgeschrecktes Huschen von Mäusen. Felder blickte sich um. Von den Deckenbalken hingen dicke

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