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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Spinnweben. Überall ausrangierter Krempel aus längst vergangenen Zeiten: Kinderwagen, Überseekoffer, eine Schneiderpuppe. Bei jedem Schritt wirbelte Felder Staub auf. Grünlich graue Schimmelflecken an den Wänden, wie das Muster eines Leoparden.
    »Stanford White«, wiederholte die Frau stolz. »So was werden Sie nie mehr sehen.«
    »Sehr hübsch«, murmelte Felder.
    »Das kann man wohl sagen.« Sie machte eine ausholende Geste. »Oh, natürlich müsste hier und da Staub gewischt werden, aber das ließe sich an einem Nachmittag erledigen. Fünftausend im Monat.«
    »Fünftausend«, wiederholte Felder.
    »Möbliert und ziemlich günstig, wie ich hinzufügen sollte. Das Mobiliar darf allerdings nicht umgestellt werden. Nebenkosten sind natürlich nicht inklusive. Die Kohle für den Ofen müssen Sie bezahlen. Aber das Haus ist so solide gebaut, dass Sie wahrscheinlich gar nicht heizen müssen.«
    »Hm.« Die Temperatur im Raum lag knapp über dem Gefrierpunkt.
    »Schlafzimmer und Bad sind oben, Küche im Zimmer nebenan. Möchten Sie die gern sehen?«
    »Nein, ich denke nicht. Trotzdem vielen Dank.«
    Nicht ohne Stolz, blind gegenüber dem Staub, dem Schmutz und dem Schimmel, blickte die Frau sich um. »Ich bin sehr pingelig, wen ich auf mein Grundstück lasse. Ich werde weder liederliches Verhalten noch Gäste des anderen Geschlechts dulden. Es handelt sich hier um ein Baudenkmal, und natürlich muss ich auch meinen Familiennamen schützen – Sie haben sicherlich Verständnis.«
    Felder nickte geistesabwesend.
    »Aber Sie scheinen mir doch ein recht netter junger Mann zu sein. Vielleicht – wir werden das abwarten müssen – könnten Sie zusammen mit mir den Tee einnehmen, an bestimmten Nachmittagen, im vorderen Salon.«
    Der vordere Salon. Die Worte der Frau im Museum in Southport fielen Felder ein. Eine Delegation aus Harvard ist einmal hier gewesen. Hat ein hübsches Sümmchen angeboten. Sie wollte denen nicht mal die Tür aufmachen.
    Miss Wintour blickte ihn mit erwartungsvoller Miene an. »Also? Ich will hier keine Wurzeln schlagen. Fünftausend pro Monat, plus Nebenkosten.«
    Unglaublicherweise, als spräche jemand anders die Worte aus, hörte Felder sich antworten: »Ich nehme die Wohnung.«

22
    D ’Agosta hatte ja schon viel kranken Scheiß erlebt in seinem Leben – nie würde er die beiden zerstückelten Leichen oben in Waldo Falls vergessen –, aber das hier schoss den Vogel ab. Es handelte sich um das bislang blutigste Tatgeschehen in einer Reihe außergewöhnlich grausiger Morde. Der Leichnam der jungen Frau war ausgekleidet und auf dem Fußboden ausgebreitet worden, wobei die abgetrennten Gliedmaßen eine Art Zifferblatt einer menschlichen Uhr formten; unter dem Ganzen hatte sich ein Kranz aus Blut ausgebreitet, diverse Organe an den Rändern waren wie ein gottverdammtes Stillleben arrangiert worden. Und dann war da noch der kleine Zeh – der zusätzliche kleine Zeh –, der liebevoll auf der Stirn des Opfers plaziert worden war.
    Getoppt wurde das alles von der Botschaft, die mit dem Finger auf den Oberkörper gemalt worden war – UND JETZT KOMMST DU!
    Das Team der Gerichtsmedizin, die Tatortermittler, der Fingerabdruckexperte und der Fotograf hatten ihre Arbeit erledigt, ihre Beweismittel eingesammelt und waren gegangen. Sie hatten Stunden gebraucht. Jetzt war er dran – er und Gibbs. Zugegeben, Gibbs hatte die zeitliche Verzögerung ziemlich gelassen aufgenommen. Er hatte nicht seine Dienstmarke gezückt und sich reingedrängelt, so wie andere Bundespolizisten das seiner Erfahrung nach taten. Im Laufe der Jahre hatte das Morddezernat Richtlinien erlassen, die vorschrieben, wie die Vorgesetzten, die an einem Tatort aufkreuzten und die Arbeit der Spezialisten unterbrachen, sich zu verhalten hatten, und D’Agosta nahm diese Regeln sehr ernst. Er hatte schon oft erlebt, wie die Spuren an einem Tatort von irgendeinem Chef verwischt worden waren, der eine Fotosession machen, seine politischen Freunde herumführen oder einfach nur seine Autorität spielenlassen wollte.
    Wegen der hellen Beleuchtung war es heiß im Zimmer, außerdem hing ein übler Geruch in der Luft, der Gestank von Blut, Kot und Tod. D’Agosta ging einmal um den Leichnam herum und ließ den Blick über sämtliche kleine Details schweifen, prägte sie sich ein und rekonstruierte den Tathergang, während er seinen Gedanken freien Lauf ließ. Auch hier handelte es sich um einen akribischen, makellosen Mord, so präzise geplant und

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