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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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das er sich gut erinnerte – schwarze Seide, mit hellen korallenfarbenen Paspeln am tiefen Dekolleté. Sie war jünger – ungefähr im Alter, in dem sie zur Zeit des Jagdunfalls gewesen war.
    Des Unfalls. Das Ironische daran war, dass es sich tatsächlich um einen Unfall gehandelt hatte – nur eben nicht von der Art, wie er es in den vielen Jahren seither geglaubt hatte.
    »Helen«, sagte er.
    Sie hob den Blick, sah ihn kurz an, lächelte und senkte wieder den Kopf. Das Lächeln ließ ihn vor Schmerz und Kummer zusammenfahren, und fast wäre das geistige Bild verschwommen und zerplatzt. Er wartete, bis es sich stabilisierte, bis sein Herz wieder langsamer schlug.
    »In der Stadt ist ein Serienmörder auf freiem Fuß«, sagte er. Er hörte selbst das Beben in seiner Stimme und den förmlichen Ton, der in den Unterhaltungen mit seiner Frau unüblich war. »Er hat drei Morde begangen. Jedes Mal hat er eine Nachricht hinterlassen. Die zweite Nachricht lautet: Happy Birthday. «
    Es folgte ein Schweigen.
    »Der zweite Mord fand an meinem Geburtstag statt. Aus diesem Grund – und wegen weiterer Elemente der Morde – begann ich zu vermuten, dass es sich dabei um das Werk meines Bruders Diogenes handelt. Das schien sich zu bestätigen, als ich meine DNA mit der des Mörders verglichen und erfahren habe, dass wir in der Tat eng verwandt sind. Eng genug, um Brüder zu sein.«
    Er hielt inne, um festzustellen, wie sich seine Worte auf seine Frau auswirkten. Aber sie blickte immer noch auf ihre Hände, die gefaltet auf ihrem Schoß lagen.
    »Aber jetzt habe ich auch noch einen Blick auf die mtDNA-Ergebnisse werfen können. Und die haben mir etwas anderes gezeigt. Der Mörder ist nicht nur mit mir verwandt. Er ist auch mit dir verwandt.«
    Helen blickte auf. Entweder konnte oder wollte sie nichts sagen.
    »Erinnerst du dich noch an deine Reise nach Brasilien? Sie fand ungefähr ein Jahr vor unserer Hochzeit statt, und du warst sehr lange fort – fast fünf Monate. Damals hast du mir gesagt, es habe sich um eine Mission für Doctors with Wings gehandelt. Aber das war gelogen, nicht wahr? In Wahrheit bist du … nach Brasilien geflogen, um insgeheim ein Kind zur Welt zu bringen. Unser Kind.«
    Die Worte standen im Raum. Mit reuevoller Miene erwiderte Helen seinen Blick.
    »Ich glaube sogar zu wissen, wann das Kind gezeugt wurde. Beim ersten Mondaufgang, den wir uns gemeinsam angeschaut haben – zwei Wochen nach unserem Kennenlernen. Nicht wahr? Und jetzt … muss ich mit der Tatsache klarkommen, dass ich nicht nur einen Sohn habe, den ich nicht kenne, einen Sohn, den ich nie kennengelernt habe – sondern einen Sohn, der auch noch ein Serienmörder ist.«
    Noch einmal senkte Helen den Blick.
    »Außerdem habe ich Dokumente gesehen, die darauf hindeuten, dass deine Familie – mehr noch: du selbst und dein Bruder Judson – an eugenischen Experimenten beteiligt gewesen seid, die bis auf das Naziregime zurückgehen. Brasilien, John James Audubon, Mengele und Wolfgang Faust, Longitude Pharmaceuticals, der Bund – das ist eine lange, hässliche Geschichte, die ich erst beginne zusammenzufügen. Judson hat mir einmal einen Teil davon erklärt, nicht lange vor seinem Tod. Er sagte: Ich bin zu dem geworden, wozu ich geboren wurde. Wo ich hinein geboren wurde – und es ist etwas, das sich meiner Kontrolle entzieht. Wenn du nur das Grauen kennen würdest, dem Helen und ich unterworfen waren, würdest du mich verstehen. «
    Er hielt inne und schluckte.
    »Tatsächlich aber verstehe ich nichts. Warum hast du dich so sehr vor mir versteckt, Helen? Deine Schwangerschaft, unser Kind, die Vergangenheit deiner Familie, das Grauen, von dem Judson sprach – wieso hast du dir nicht von mir helfen lassen? Warum hast du all die Jahre unseren Sohn von mir ferngehalten … was ist aus ihm geworden? Wie du sicherlich weißt, sind diese Neigungen ein dunkles Kapitel in meiner Familie, das Generationen zurückgeht. Die Wahrheit ist, dass du unseren Sohn erst im Sterben erwähnt hast, als du sagtest: Er kommt. «
    Helen weigerte sich, ihn anzusehen. Sie rang die Hände, die auf ihrem Schoß lagen.
    »Ich möchte gern glauben, dass du nicht eingeweiht warst – oder zumindest nur am Rande, nicht Komplizin beim Mord an deiner Schwester gewesen bist. Ich würde auch gern glauben, dass Emma Grolier, der Name, unter dem sie bekannt war, bereits tot war, gnädigerweise eingeschläfert, als du von dem Plan erfahren hast. Ich hoffe sehr, dass dies der Fall

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