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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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war. Dann könnte ich das ganze Arrangement sicherlich leichter verdauen. Aber warum musste sie überhaupt an deiner Stelle sterben? Ich denke nun schon lange darüber nach, und ich glaube, ich verstehe, was geschehen ist. Nachdem du vom tragischen Tod der Familie Doane erfahren hast und davon, auf welch grausame Art und Weise sie benutzt wurde, musst du Charles Slade und Longitude – und infolgedessen dem Bund – gedroht haben, du würdest die Audubon-Arznei publik machen. Deshalb hat man umgekehrt den Entschluss gefasst, dich mundtot zu machen. Richtig?«
    Jetzt zitterten Helens Hände.
    »Diese Aufgabe wurde Judson, deinem eigenen Bruder, übertragen. Aber er brachte es nicht über sich – und ebendieser Auftrag war zweifellos der Grund, weshalb Judson im Geheimen mit dem Bund brach. Stattdessen ersann er eine Möglichkeit, eine ausgeklügelte Möglichkeit, dich am Leben zu halten. Er wusste, dass deine geistesgestörte Schwester an einer tödlichen Krankheit litt – ich habe das erst heute aus ihrer Krankengeschichte, die im Staatsarchiv liegt, erfahren können. Darum hat Judson jenen Jagdunfall mit dem roten Löwen arrangiert – denn er plante, die Leiche deiner Zwillingsschwester gegen dich auszutauschen. Er hat seinen Oberen von den Platzpatronen in deinem Gewehr erzählt; ihnen erzählt, dass du bei der Jagd die Führung übernehmen würdest. Damit war der Bund zufrieden. Judson hatte einen Löwen aufgetrieben, der dich fortzerren sollte, ohne dich zu verletzen, aber auch die Leiche deiner Schwester auf Befehl zermalmen. Doch Judson verschwieg dir den Plan bis zum Vorabend, nicht wahr? Deshalb wirktest du an jenem letzten Abend in Afrika verdrießlich – er hielt sich in der Nähe des Camps auf, zusammen mit den Führern des Löwen und Emmas Leichnam – Emma war kurz zuvor verstorben. Judson hat dich aus dem Camp zu sich gerufen und dir den ganzen Plan erklärt. Nur ist die Sache nicht ganz so gelaufen wie erwartet; der Löwe hielt sich nicht genau an den Plan, und du hast eine Hand verloren, als er dich fortschleifte. Nur gut, dass der Leichnam deiner Schwester unmittelbar danach so weit aufgefressen war, dass Judson deine Hand – und den Ring – zurücklassen konnte, als weiteren Beweis für deinen Tod. Mein Gott, welche Geistesgegenwart er besessen haben muss.« Verbittert schüttelte Pendergast den Kopf. »Was für ein teuflisch komplizierter Plan – aber er musste komplex sein, damit er nicht meinen Argwohn erregte. Hätte das, was geschah, nicht absolut vollkommen wie ein Akt der Natur gewirkt, dann hätte ich erst Ruhe gegeben, bis ich die Wahrheit erfahren hätte – genauso wie ich jetzt keine Ruhe gebe.« Ein Moment schrecklicher Stille. »Aber andererseits – warum bist du nicht einfach zu mir gekommen an jenem Abend im Jagdcamp? Wieso hast du dir nicht von mir helfen lassen. Weshalb? Warum hast du mich ausgeschlossen?« Er machte eine Pause. »Und dann ist da noch etwas, das ich wissen muss. Liebst du mich, Helen? Hast du mich je geliebt? Tief in meinem Herzen habe ich immer gefühlt, dass du mich liebst. Aber jetzt, nachdem ich das alles erfahren habe, bin ich nicht mehr sicher. Ich würde gern glauben, dass du mich kennengelernt hast, um Zugang zu den Audubon-Unterlagen zu bekommen, aber du dich dann unerwarteterweise in mich verliebt hast. Ich würde gern glauben, dass deine Schwangerschaft ein Missgeschick war. Aber irre ich mich, wenn ich das glaube? War unsere Ehe bloß ein Vorwand? Teil eines Arrangements? War ich eine unwissende Schachfigur in irgendeinem großen Projekt, das ich noch nicht in vollem Umfang verstehe? Helen, bitte sag es mir. Es ist … eine Qual für mich, es nicht zu wissen.«
    Helen blieb stocksteif sitzen. Eine, nur eine Träne stieg in einem Auge auf, dann rann sie ihre Wange hinab. Das war auch eine Antwort.
    Pendergast sah sie an und wartete sehr lange. Dann schloss er mit einem kaum wahrnehmbaren Seufzer die Augen. Als er sie wieder öffnete, saß wieder nur er selbst im Zimmer.
    Und da hörte er leise von irgendwoher in der Wohnung einen stark gedämpften Aufschrei.

28
    P endergast sprang auf, verließ die Bibliothek und lief, dem Aufschrei folgend, den Flur entlang in Richtung Empfangsbereich. Im Näherkommen hörte er einen zunehmenden Tumult, mehrere laute Stimmen vermischten sich mit Miss Ishimuras unverständlichen, schrillen Protesten – und dem Laut, wie jemand stöhnte und plapperte.
    Er rannte durch die versenkbare Tür ins Empfangszimmer –

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