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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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und dort bot sich ihm ein außerordentlicher Anblick. Ein Doorman und der Sicherheitschef des Dakota – ein Mann namens Franklin – hielten einen hageren jungen Mann fest, kaum mehr als ein Junge, in Jeans und zerrissenem Arbeitshemd. Sein Haar war verfilzt, sein Körper mit Ruß bedeckt, und er stank. Das eine Ohr war in einen blutigen Verband gehüllt, eine Hand und ein Fuß steckten in schmutzigen Verbänden. Der Junge war eindeutig halb von Sinnen, er konnte kaum stehen, verdrehte die Augen und murmelte wirres Zeug.
    Pendergast wandte sich zum Sicherheitschef um. »Was soll das?«
    »Entschuldigen Sie bitte, Mr. Pendergast, aber der Junge – er ist verletzt, er steckt in Schwierigkeiten.«
    »Das sehe ich. Aber warum haben Sie ihn hierhergebracht?«
    Der Sicherheitschef sah verwirrt drein. »Wie meinen Sie?«
    »Mr. Franklin, Sie haben diesen Jungen hergebracht, ausgerechnet in meine Wohnung. Er muss in ein Krankenhaus.«
    »Das weiß ich, Sir, aber da er Ihr Sohn ist –«
    »Mein Sohn?« Pendergast starrte den schmuddeligen Jungen völlig fassungslos an.
    Der Sicherheitschef hielt inne, dann fing er, in Panik versetzt, wieder von vorn an. »Ich hatte angenommen, dass, angesichts dessen, was er gesagt hat …« Wieder zögerte er. »Ich hoffe, ich habe nichts Falsches getan, als ich ihn hier nach oben gebracht habe.«
    Pendergast starrte weiter vor sich hin. Alle geistigen Prozesse standen still, und dann wurde er von einem Gefühl der Irrealität überwältigt, als wäre die Welt plötzlich flach und comicartig geworden. Während er die Gesichtszüge des Jungen betrachtete – das Haar, hellblond unter der Rußschicht, die silberblauen Augen, das schmale Patriziergesicht –, vertiefte sich dieses Gefühl des lähmenden Entsetzens noch. Er konnte sich weder bewegen noch sprechen oder denken. Und trotzdem warteten alle im Zimmer darauf, dass er etwas sagte, handelte, bestätigte oder zurückwies, was der Sicherheitschef gesagt hatte.
    Ein Stöhnen des Jungen durchdrang die dröhnende Stille.
    Plötzlich ging ein Ruck durch Franklin. »Verzeihen Sie, Mr. Pendergast, aber wenn Sie es lieber möchten, rufen wir die Polizei oder den Notarztwagen. Sollte er Ihr Sohn sein, dachte ich, würden Sie das vielleicht lieber selbst regeln … nicht die Behörden bemühen …« Er verstummte vor Verwirrung.
    Pendergasts Lippen bewegten sich, aber er brachte keinen Ton heraus.
    »Mr. Pendergast?« Der Chef des Sicherheitsdienstes stand mit dem Doorman da, jeder hielt den Jungen an einem Arm fest.
    Wieder senkte sich Stille über das Zimmer. Alle warteten, das leise Geplätscher des Wasserfalls, der an der Marmorwand hinabrann, wurde unnatürlich laut.
    Schließlich war es die kleine Miss Ishimura, die reagierte. Sie trat auf Franklin zu und gestikulierte vehement vor ihm herum. Ihre Handbewegungen waren völlig eindeutig: Die Sicherheitsleute sollten den Jungen auf das Ledersofa in der Mitte des Raums legen. Sie taten es, betteten ihn in Rückenlage aufs Sofa, während Miss Ishimura ein Kissen holte, das sie dem Jungen unter den Kopf legte. Das schien ihn aus seiner Starre zu lösen. Und während er so dalag, wurde sein Blick fest, schweifte durchs Zimmer … und fixierte schließlich Pendergast.
    Er hob den Kopf, die blassen Augen funkelten, starrten. »Vater …«, stieß er in einem Englisch mit starkem Akzent hervor. »Versteck mich …« Selbst diese geringe körperliche Anstrengung schien ihn zu erschöpfen; sein Kopf fiel nach hinten, er verdrehte die Augen, die Lippen bewegten sich in einem unverständlichen Gemurmel.
    Pendergast zwinkerte. Seine Sehkraft hatte sich ein wenig gebessert. Erneut glitt sein dunkler Blick über den Jungen, wobei er mit seinem beobachtenden Verstand viele kleine Details wahrnahm: die Stellen, an denen der Junge verbunden war, die Größe, die Statur, die Körperhaltung und die Gesichtszüge. Und während sich die mentale Blockade langsam löste, sickerte das ganze Ausmaß dessen, was er da sah, in sein Bewusstsein ein: die Ähnlichkeit mit Diogenes, die noch stärkere mit ihm selbst und Helen. Und dann gingen ihm ungebeten die Security-Videobänder, die er sich angesehen hatte, als Endlosschleife durch den Kopf.
    In seinem Verstand formte sich ein Satz. Das ist mein Sohn – der Hotel-Mörder.
    »Mr. Pendergast«, sagte Franklin, »was sollen wir machen? Sollen wir die Polizei rufen? Der Junge hier braucht ärztliche Behandlung.«
    Mein Sohn – der Hotel-Mörder.
    Blitzartig kehrte die

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