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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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Stunden wäre das ein Witz gewesen. Die Last von Jahrhunderten ruhte auf ihnen. So etwas verschwindet nicht im Lau fe eines Nachmittags. Doch dann dachte ich an den Milago-Bergmann und die Bedoowan-Frau. Sie wa ren alle Menschen. Und jetzt, wo der Palast nicht mehr stand, befanden sie sich in derselben schlimmen Lage. Die beste Überlebenschance bestand darin, einander zu helfen. Das war ziemlich viel verlangt von Tod feinden, aber wahrscheinlich verschiebt eine Katastrophe, die fast dein ganzes Leben zerstört, die Prioritäten.
    »Sie haben einander viel zu geben«, sagte Onkel Press. »Die Bedoowan besitzen fortschrittliche Kenntnisse über Ingenieurswesen und Chemie und können die Milago aus der Steinzeit holen. Die Milago sind Bauern und Handwerker. Jetzt erhalten sie endlich den Lohn für ihre Mühe.«

    »Was ist mit dem Bergwerk?«, fragte Alder.
    »Das gibt es nicht mehr«, antwortete Onkel Press. »Als das Tak explodierte, stürzte die Mine ein. Es würde Dekaden dauern, sie wieder herzurichten. Das ist der Mühe nicht wert. Die Milago sind nicht mehr im Bergwerksgeschäft … nie mehr.«
    »Also gibt es auch kein Glaze mehr«, stellte ich fest.
    »Richtig, kein Glaze mehr«, be stätigte Onkel Press. »Die Bedoowan brauchten Glaze, um mit anderen Stämmen Handel zu treiben. Jetzt müssen sie umdenken.«
    »Und was geschieht mit den Novanern?«
    »Sie können zu ihrem Volk zurückkehren«, meinte er. »Oder hierbleiben und beim Wiederaufbau hel fen. Das müs sen sie selbst entscheiden, aber ich denke, sie bleiben.«
    »Was ist, wenn die Milago Tak noch einmal einsetzen wollen?«, erkundigte sich Alder. »Das ist es doch, was Saint Dane möch te, nicht wahr?«
    »Es gibt kein Tak mehr«, erklärte ich bestimmt. »Auch wenn Rellin es wollte, könnte er keines mehr bekommen.«
    »Rellin ist ein guter Mann«, sagte Onkel Press scharf. »Die Sorge um sein Volk hat ihn geblendet. Jetzt kann er seine Energie in andere Kanäle lenken. Er wird ein wunderbarer Anführer sein. Allerdings wird er mit Königin Kagan viel Arbeit haben. Sie ist furchtbar anstrengend.«
    Als wüsste er, dass wir über ihn redeten, sah Rellin zu uns herüber. Wir schauten uns an, und er lächelte. Dieses kleine Lächeln sprach Bände. Er war gedemütigt worden, sah müde aus und schien dennoch seinen Frieden gefunden zu haben. Vor ihm lag eine gewaltige Aufgabe, aber er war genau der richtige Mann da für.
    »Es gibt kei ne Garantien«, sagte Onkel Press. »Die Menschen müssen Jahrhunderte des Hasses und des Misstrauens überwinden. Wenigstens haben sie jetzt eine Chance, eine Gesellschaft aufzubauen, von der jeder profitieren kann.«

    Als ich mich im zerstörten Dorf umsah, fiel es mir schwer zu glauben, dass das Beste, was diesen Leuten hatte passieren können, die Vernichtung ihres Lebensraumes war. Doch vielleicht hatte Onkel Press recht. Vielleicht konnte sich nur etwas verändern, wenn man neu anfing. Diese Chance hatten sie nun. Ich hoffte von ganzem Herzen, dass sie das Beste daraus machten.
    »Ich habe Hunger!«, verkündete Onkel Press. »Loor, könntest du mit Alder zur Kran ken hütte hi nübergehen? Sie ha ben dort ein Vorratslager eingerichtet.«
    Alder und Loor machten sich auf den Weg. Ich glau be aber, dass Onkel Press nicht wirklich an einer Mahlzeit interessiert war. Ich hatte das Gefühl, er wollte mit mir allein sein.
    »Lass uns gehen«, sagte er. Wir überließen Rellin und Kagan ihrer Diskussion und schlenderten durchs Dorf.
    »Wie fühlst du dich, Bobby?«, fragte er mich.
    Eine einfache Frage, auf die es keine einfache Antwort gab. Wie fühlte ich mich? Ich war müde. Die Flucht und der Sturz ins Meer hatten mich angestrengt. Ich war stolz darauf, einen klaren Kopf behalten zu haben, als rings um mich herum alles zusammenbrach.
    Ich fühlte mich, als hätte ich ei niges gelernt. Ich hatte gelernt, dass man manchmal ruhig wie ein Schwächling denken darf, solange man sich nicht so benimmt … wenigstens nicht im mer. Ich hatte gelernt, dass man Feh ler machen darf, wenn man dazu steht und gewillt ist, denen zuzuhören, die es besser wissen.
    Außerdem war ich trau rig. Ich trauerte um Osa, Loors wunderbare Mutter. Ich hätte sie gerne besser kennengelernt. Loor, die jetzt ganz allein war, tat mir leid. Ich war traurig, weil auch andere Menschen gestorben waren. In den letzten Tagen hatte ich viel erlebt, und nicht alles davon war gut gewesen. Ich hatte gesehen, was Menschen einander antun konnten. Wahrscheinlich

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