Pendragon - Der Anfang
passierte?«
Ich sah Loor an, die mit den Achseln zuckte. Sie wollte, dass ich antwortete.
»Nun«, begann ich, »wir haben das Tak in die Luft gesprengt. Das war der Grund für die ganze Aufregung.«
Alder starrte uns ungläubig mit offenem Mund an. Er schien nicht zu begreifen.
»Mach den Mund zu«, sagte ich schließlich. »Wo ist Onkel Press?«
»Äh, ja … Press.« Er kam wieder zu sich. »Richtig. Kommt mit.«
Stolpernd führte er uns durchs Dorf. Als wir uns ei ner relativ heilen Hütte näherten, legte er warnend den Finger an die Lippen. Was auch immer er uns zeigen wollte, wir sollten den Mund halten. Alder drückte sich an die Mauer und lugte um die Ecke. Loor und ich stellten uns neben ihn und streckten die Köpfe vor. Uns bot sich ein wahrhaft bizarrer Anblick.
In einigen Metern Entfernung stand die Hütte, in der Rellin gewohnt hatte. Ich erinnerte mich daran, weil er mich dort gebeten hatte, noch mehr Batterien zu beschaffen. Die Wände der Hütte waren verschwunden. Und die Leute verhielten sich, als wären sie im Haus, obwohl sie sich doch eigentlich im Freien befanden. Wir sahen drei Men schen, die in ein erns tes Gespräch vertieft waren. Zum Glück erkannte ich unter ihnen meinen Onkel. Er lebte und wirkte recht munter.
Der zweite war Rellin. Er sah aus, als hätte er eine Schlacht hinter sich – und das hatte er auch. Sei ne Lederkleidung hing in Fetzen herab, und der verbundene Arm war blutverkrustet, aber sonst schien er gesund zu sein. Die dritte Person ließ mich nach Luft schnappen.
Es war Königin Kagan. Sie hockte auf dem Boden, hatte die Knie angezogen und heulte wie eine Zweijährige. Wir konnten
nicht hören, was sie sagten, aber wir hatten den Eindruck, dass Rellin ihr gut zuredete, wie ein Vater seinem Kind. Onkel Press schwieg. Ich vermutete, dass er als Vermittler agierte.
Irgendwann sah er uns und grinste über das gan ze Gesicht. Er entschuldigte sich bei den beiden und lief auf uns zu. Dann umarmte er mich hef tig und lachte, als wäre es Weih nachten. Ich glaube, er wein te sogar. Ehrlich gesagt, mir ging es genauso. Onkel Press zog uns außer Sichtweite von Kagan und Rellin und umarmte auch Loor. So hatte ich ihn seit Ewigkeiten nicht erlebt. Das war wieder mein alter Onkel Press. Es war gut, ihn wiederzuhaben. Endlich ließ er uns los und sah uns durchdringend an.
»Was ist?«, fragte ich.
»Wart ihr das?«, erkundigte er sich. »Ich meine … das alles?« Er deutete auf die Vernichtung, die uns umgab, und ich wusste genau, was er meinte. Ich sah Loor an. Wieder zuckte sie die Achseln, offenbar ihr Zeichen, dass ich reden sollte.
»Hm«, meinte ich. »Ja.«
Onkel Press lachte schallend. »Ich sagte euch, ihr solltet die Bombe beseitigen und nicht unter der Erde in die Luft jagen.«
»Haben wir nicht!«, pro testierte ich und er zählte ihm eine Kurzfassung der Ereignisse. Ich muss zugeben, alles hörte sich ziemlich fantastisch an. Das Unglaublichste war die Tatsache, dass die kleine Tak-Kugel das ganze Chaos ausgelöst hatte.
Onkel Press hörte aufmerksam zu. Alder ebenfalls. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber die Geschichte überwältigte meinen Onkel. Und ebenso Alder, denn er be kam den Mund nicht mehr zu.
»Was ist mit Saint Dane?«, fragte Onkel Press.
»Weg. Er floh ins Flume. Wir wären ihm gefolgt, aber er schickte uns einen Monsterhai entgegen.«
»Einen Hai? Das heißt, er ist in Cloral«, stellte Onkel Press fest.
»Genau!«, rief ich. »Woher weißt du das?«
»Weil die Quigs in Cloral riesige Haie sind«, lautete die schlichte Antwort.
Natürlich! Ich hätte es wissen müssen! Auf der Zweiten Erde waren die Quigs Killerhunde. In Denduron Monsterbären und in Cloral Haie. Ganz einfach. Das wusste doch jeder! Notiz im Geiste: Meide Cloral!
»Was geht denn dort vor?«, fragte ich und deutete auf Rellin und Kagan. Ich hatte kei ne Lust, weiter über Quigs nach zudenken.
Wir musterten die beiden Anführer, die immer noch ins Gespräch vertieft waren.
»Ihr seht zwei Leute, die schreckliche Angst haben«, erklärte Onkel Press. »Heute haben sie eine Ahnung von der Apokalypse bekommen. Rellin war dicht davor, jeden einzelnen Milago zu verlieren, und Kagan sah, wie ihr Pa last ins Meer fiel. Von ih ren Welten ist nichts mehr übrig außer den Menschen.«
»Worüber reden sie?«, wollte Loor wissen.
»Über alles Mögliche. Grundsätzlich jedoch besprechen sie, wie sie überleben können – gemeinsam.«
Noch vor wenigen
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