Pendragon - Der Anfang
entschied ich mich, ihm endlich reinen Wein einzuschenken.
»Der andere Grund ist der, dass Spaders Vater der Reisende von Cloral war. Er ist tot. Spader ist sein Nachfolger. Leider hat er … keine Ahnung davon. Ich muss ihm alles erklären und wäre dir dankbar, wenn du mir dabei helfen könntest.«
Wieder wandte ich mich zu Spader um. Er war stehen geblieben, starrte mich überrascht und auch ein wenig erschrocken an. Ich hatte ihm gerade eine Portion Neuigkeiten serviert, die nicht leicht zu verdauen war. In seinen Ohren musste es wie ein Haufen unverständliches, wirres Zeug klingen.
Loor drehte sich zu ihm um und sagte: »Erzähl mir, was an deinem Vater dir am deutlichsten in Erinnerung geblieben ist.«
Spader musterte sie eindringlich. Er hatte nicht mit dieser Frage gerechnet, wollte sie aber beantworten. Nachdem er eine Weile zu Boden geschaut hatte, sagte er nachdenklich: »Mein Vater war ein großartiger Mann und ein wunderbarer Lehrer. Ich habe ihn sehr geliebt.« Ich glaube, er musste sich sehr beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen.
Loor berührte ihn an der Schulter und meinte: »Dann wird ein wunderbarer Reisender aus dir werden. Komm mit.«
Sie drehte sich um und ging weiter. Spader sah mich an und wirkte immer noch verwirrt, aber nicht mehr ängstlich. Da wusste ich, dass der Besuch bei Loor genau der richtige Schritt gewesen war.
Loor nahm uns mit nach Hause. Sie wohnte in einem großen,
flachen Gebäude aus Sandstein. Alle Räume befanden sich im Erdgeschoss und hatten Holzfußböden, das Dach war mit Stroh gedeckt. Der Gebäudekomplex war wirklich riesig, mit unzähligen Zimmern, in denen alle möglichen Leute wie in einem Apartmenthaus lebten. Als ich die muskulösen Männer und Frauen betrachtete, kam mir die Vermutung, dass es sich um eine Art Kaserne handeln musste. Loor bewohnte zwei Zimmer. In einem kochte und aß sie, das andere war das Schlafzimmer. Die Möbel sahen wie Rattanmöbel aus. Es gab ein paar niedrige Stühle und ein einfaches Bett. Im Flur befand sich ein Gemeinschaftsbad mit einem Steinbecken, aus dem Trink- und Waschwasser geschöpft werden konnte. Die Kanalisation verlief unterhalb des Fußbodens. Alles war schlicht, aber praktisch.
Wir ließen uns häuslich nieder, und Loor kochte für uns. Sie buk drei köstliche Brotlaibe und servierte dazu frisches Gemüse. Außerdem tranken wir eine Art Limonade, die aus dem Saft eines Baumes hergestellt wurde und nach Kokosmilch schmeckte. Onkel Press hätte das Zeug geliebt. Ich fragte mich, wie es ihm ging und ob er in Sicherheit war. Da es jedoch sowieso keine Möglichkeit gab, ihm zu helfen, verdrängte ich diesen Gedanken schnell wieder.
Während des Essens erzählte uns Loor von ihrem Leben als Kriegerin. Sie befand sich noch in der Ausbildung und gehörte dem Militär von Zadaa an. Die Wohnung hatte die Armee gestellt, und sie konnte sie behalten, solange sie als Kriegerin diente. Da sie noch sehr jung war, gehörte sie zu den rangniedrigsten Soldatinnen, hoffte aber, irgendwann an die Spitze aufzusteigen. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass es ihr gelingen würde.
Als wir fertig waren, räumten wir auf und saßen dann schweigend am Tisch. Ein wichtiges Thema hing in der Luft, doch ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Da kam mir Spader, der bisher nur schweigend zugehört hatte, zu Hilfe.
»Ihr habt mich als Reisenden bezeichnet«, sagte er schließlich. »Was bedeutet das?«
Loor begann. Ruhig erklärte sie ihm, dass jedes Territorium einen Reisenden hatte, der durch die Flumes fliegen konnte. Jede Welt würde einen kritischen Wendepunkt erreichen, und es war unsere Aufgabe, für eine friedliche Lösung zu sorgen. Wenn wir versagten, versank das jeweilige Territorium im Chaos. Sie berichtete auch von Saint Dane, dem abgrundtief bösartigen Reisenden, der gegen uns arbeitete. Sein Ziel war der Untergang aller Welten.
An dieser Stelle nahm ich den Faden auf und erklärte Spader, dass Saint Dane sein Aussehen verändern konnte. In Cloral war er der Pirat Zy Roder. Onkel Press und ich gingen davon aus, dass er hinter den vergifteten Lebensmitteln steckte. Eine Hungersnot würde einen Bürgerkrieg in Cloral auslösen – genau nach Saint Danes Geschmack!
Loor beendete unsere Ausführungen mit den Worten, dass sie und ich auch nicht wussten, warum ausgerechnet wir Reisende waren und wer uns ausgewählt hatte. Unsere Mission war wichtig, denn bei den Kämpfen gegen Saint Dane ging es nicht nur um
Weitere Kostenlose Bücher