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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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>Wann
ist er das nicht?< So wie der Aufseher heute abscheulich war, aber wann ist
er das nicht? Er hat Nat Delaney mit der Peitsche auf die Beine geschlagen,
weil er seine Garnrollen hat fallen lassen. Deshalb hat Merry ihn mit einem Feenfluch
belegt, den Aufseher, meine ich, und jetzt fällt sein Würstchen ab. Das weiß er
bloß noch nicht. Soll ich Feuer für den Tee machen, Miss Emma?«
    »Wie? 0
nein, dazu ist es viel zu heiß«, sagte Emma mit immer noch leicht bebender
Stimme. »Ich mache uns statt dessen Brause.« Sie nahm den Kleinen aus den Armen
seiner Schwester und drückte ihn an ihre Brust. Sie atmete erleichtert den
Säuglingsgeruch von Puder und Milch ein und rieb ihre Wange an seinen seidigen
roten Haaren – den Haaren, die er von seiner Mutter hatte.
    Ein Schritt
auf der Treppe ließ das Holz knarren. Ein Schatten fiel über den
sonnenbeschienenen Fußboden. Sie blickte auf, und Shay McKenna füllte den
Türrahmen. Sie sahen sich einen Augenblick lang in die Augen, dann trat er
einen Schritt zurück und wandte den Blick ab.
    »Es gibt Arbeit am Boot«, sagte
er. »Ich dachte, ich lasse Sie ... die Mädchen wissen, wo ich bin.«
    Emma legte die Wange an den
Kopf des Babys und lauschte den sich entfernenden Schritten. Jackos Rücken hob
und senkte sich unter ihrer Hand im Einklang mit seinem Atem. Er gab leise
schmatzende Geräusche von sich.
    Emma küßte ihn zart auf die
Haare, gab ihn Noreen zurück und folgte seinem Vater. Sie fand ihn am grauen
Kiesstrand.
    Er
arbeitete nicht an seinem Boot. Er saß an dem Platz, wo Bria gestorben war,
zwischen den Felsen und den Strängen von Seetang. Emma hob den Saum ihres
weißen Musselinkleids und setzte sich neben ihn.
    Er hielt
das Gesicht von ihr abgewandt und beobachtete ein paar Vögel, die im seichten
Wasser Futter suchten. Das Leid, die Trauer und der Wind hatten tiefe Falten um
seine Augen gegraben. An den Fingern einer Hand hing ein Krug mit Poitín, doch
er schien nicht davon zu trinken.
    Er roch nach Meer und
Sommerwind, und sie wollte ihn berühren, einfach nur berühren.
    »Merry
redet mit mir«, sagte sie.
    »Merry hat
seit drei Jahren kein Wort gesprochen.«
    »Mit mir
redet sie.«
    Er drehte
den Kopf und sah sie an. Sie entdeckte in seinen Augen Schmerz und offene
Schuldgefühle, aber keine Ungläubigkeit. »Wieso? Wieso mit Ihnen?« Seine
Mundwinkel zogen sich nach unten. Er fügte schnell hinzu: »Ich meine das nicht
so, wie es klingt. Ich.«
    »Sie
meinen, wieso redet sie ausgerechnet mit mir.« Emma schüttelte den Kopf und
fuhr mit einem leichten Schulterzucken fort. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.
Es ist eigenartig, wenn es geschieht ... Es ist, als finde sie plötzlich die
Sprache und verliere sie dann wieder.«
    Er wandte den Kopf ab, blickte
zwischen seine gespreizten Knie und schob mit der Schuhspitze einen Klumpen
Seetang herum. »Hat Bria Ihnen gesagt, woher das kommt? Ich meine, wie meine
Tochter die Sprache verloren hat?«
    Sie wollte ihm sagen, daß sie
sich deshalb in ihn verliebt hatte, weil Bria es ihr erzählt hatte. »Ja«, sagte
sie.
    Er hob den Krug, als wollte er
trinken, tat es aber doch nicht. »Es gibt Leute, die sagen, Gott hat den Iren
den Whisky gegeben, um zu verhindern, daß sie die Welt beherrschen.«
    Plötzlich
kam Wind auf, übersäte das Wasser des Hafens mit unzähligen funkelnden
Diamanten und hob seine Haare, die ihm lang in den Nacken hingen. Sie wollte
mit den Fingern in seine Haare greifen und seinen Kopf zu sich heranziehen, bis
er an ihrer Brust lag. »Ich habe geglaubt, ich sei Manns genug, um die Welt zu
beherrschen. Ich habe mich für den tapferen starken Burschen gehalten, der für
Irland lebt, für Irland kämpft und unaufhörlich von dem großen und glorreichen
Tag träumt, an dem die Rebellion ausbrechen würde. Und meine Bria ..., sie hat
immer gesagt, daß ich zu selten darüber nachdenken würde, was danach kommen
sollte. Darüber, was ich und Irland mit unserer Freiheit anfangen würden, wenn
wir sie erst einmal hätten.«
    Seine
Lippen waren hart und schmal geworden. Sie wollte ihren Mund auf diese Lippen
drücken und sie so lange küssen, bis es schmerzte.
    »Ich habe
den Gutsverwalter umgebracht, der meine Mutter ins Meer getrieben hat. Und wie
ein richtiger Dummkopf habe ich nicht geplant, was danach kommen würde. Dhia, ich habe mich benommen, als sei das alles eine Posse aus dem
Varietétheater, einschließlich des Helden, der den Märtyrertod stirbt und am
Ende des Stücks

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