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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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er ist hart, mitgenommen ... brutal. »Ein Preiskampf!« sagte Emma
laut. »Das kann man sich kaum vorstellen.«
    »Er war einmal irischer
Champion im Faustkampf«, erwiderte Bria, und ein Anflug von Stolz lag in ihrer
Stimme.
    Sie hatte
sich in den Schaukelstuhl gesetzt, Merry stand wieder zwischen ihren Knien, und
sie kämmte dem Kind die feuchten Lokken aus. Aber Merry befreite sich, rannte
aus dem Haus und schlug die Tür laut hinter sich zu.
    Bria blickte auf die
geschlossene Tür, aber Emma hatte den Eindruck, sie sah durch das Holz hindurch
den Mann vor dem Haus.
    »Nur zum
Spaß forderte er eines Morgens beim Pferdemarkt in Shannon einen Mann heraus,
der als Champion von Dublin galt. Shay hat den Mann mit dem zweiten Haken zu
Boden geschlagen, und von da an wurde er gut bezahlt, um gegen jeden
Herausforderer anzutreten.«
    Sie starrte auf den Kamm, den
sie noch in der Hand hielt. Sie umklammerte ihn so fest, daß sich ihr seine
Zähne in die Haut bohrten.
    »Er
wurde bezahlt, um sich im Sommer jeden Sonntagnachmittag blutig schlagen zu
lassen.«
    Seufzend schob sie den Kamm in
die Schürzentasche und stand schwerfällig auf. »Aber wie Shay selbst immer
sagt, ein Champion ist der arme Hund, der am Ende noch stehen kann.«
    Bria trat
wieder ans Fenster. Sie blickte auf ihren Mann und berührte ihn mit den Augen
so zärtlich, wie ihre Hand kurz zuvor das Glas berührt hatte. »Er kämpfte auf
jedem Markt und bei jedem Pferderennen, bis zu dem traurigen Tag, als er mit
seinen Fäusten einen Mann umbrachte.«
    Emma rang entsetzt nach Luft.
Ihr Blick suchte unwillkürlich den Mann vor dem Haus. Aber er stand nicht mehr
dort.
    »Der andere
stand immer wieder auf«, fuhr Bria fort, und ihre Stimme war seltsam tonlos,
als lese sie einen Zeitungsbericht vor. »Er ging unter Shays Schlägen zu Boden
und stand wieder auf. Shay schlug wieder auf ihn ein, und der Mann fiel hin,
aber er stand wieder auf, immer und immer wieder. Schließlich versetzte ihm
Shay einen Schlag zuviel, so, daß der Mann nicht mehr auf die Beine kam. Shay
wollte ihn vielleicht nicht umbringen, aber am Ende war der andere trotzdem
mausetot.«
    Sie sah
Emma an, und der Schmerz in ihren Augen hatte alles andere ausgelöscht. »Wir
alle haben eine helle und eine dunkle Seite. Meinen Sie nicht auch, Miss
Tremayne? Wir wollen im Herzen immer das Richtige tun und sind nur in der Lage,
das Falsche zu tun. Am Ende bestimmen die Entscheidungen, die wir treffen,
unser Leben. Sie sind für das verantwortlich, was aus uns wird ...«
    Brias
letztes Wort klang wie ein Röcheln. Sie mußte husten – einmal, noch einmal und
immer wieder. Emma legte ihr den Arm um die Hüfte und stützte sie, während die
Arme sich unter dem Hustenanfall krümmte. Als der Husten schließlich nachließ,
schob Emma ihr die Haare aus der schweißnassen Stirn und zog sie an sich.
    Die Tür
wurde geöffnet, und die beiden Frauen lösten sich langsam aus ihrer Umarmung.
    Shay stand
auf der Schwelle. Merry saß auf seinem Arm und hatte die
Beine um seine Hüfte geschlungen. Noreen hielt seine andere Hand. Sie blickte
zu ihm auf, als habe er ihr gerade den Mond und die Sterne am Himmel geschenkt.
    Merry summte etwas Fröhliches.
Sie zog ihren Vater am Ohr und drehte seinen Kopf, damit sie ihm einen feuchten
Kuß auf die Wange drücken konnte.
    »Sieh doch
nur, Mama, wen ich draußen vor dem Haus gefunden habe!« rief Noreen mit
blitzenden Augen. »Er sagt, er hat Hunger wie ein Bär!«
    Bria schob schnell das blutige Taschentuch in die
Schürzentasche, aber Shay sah es trotzdem. Ein Schatten fiel über sein Gesicht.
Bria wandte den Blick ab, als könne sie ihm nicht in die Augen sehen. Emma
beobachtete die beiden und fragte sich, wie sie die Bedrohung durch die
Krankheit überhaupt ertragen konnten.
    »Ach du liebe Zeit!« rief Bria
und schob sich die Locken aus der Stirn, die sich aus dem Knoten in ihrem
Nacken gelöst hatten. »Auf dem Herd kocht noch immer die Wäsche anstatt der
Tee!«
    »Das macht
überhaupt nichts«, erwiderte Shay. Er trat ins Zimmer und ließ die Tür offen.
Er stellte Merry auf die Beine und schob die Mädchen zum Waschstand. »Ihr zwei
wascht euch die Hände, und ich werde versuchen, das Teewasser zum Kochen zu
bringen, ohne mir dabei meine zehn Finger zu verbrennen.«
    Die Mädchen kicherten, und er
lachte. Dann blickte er auf seine Frau und lächelte auch sie liebevoll und zärtlich
an.
    Hat mich Geoffrey schon einmal
so angesehen? Ich würde alles auf der

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