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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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gewöhnlichen irischen
Verbrecher hinter Schloß und Riegel zu bringen. Er kam allerdings in Begleitung
eines Trupps königlich irischer Konstabler in ihren feschen grünen Uniformen
...«
    Bria war
jedoch gewarnt worden und hatte Zeit gehabt, ihre Töchter zu verstecken. Sie
lief mit ihnen in den Schweinestall und verbarg sie unter dem stinkenden Mist.
Sie mußten schwören, sich nicht sehen zu lassen und stumm wie Fische zu
bleiben, was auch immer geschehen mochte.
    »Der
Friedensrichter erklärte, Shay müsse sich der Gerichtsbarkeit stellen. Und um
sicherzustellen, daß er die Nachricht erhielt, hat mich der Friedensrichter ...
er hat mich vergewaltigt. Er hat mich über eine Mauer gelegt und mich wie ein
Hund bestiegen ... vor den Augen aller Nachbarn ... auch meine Mädchen konnten
es sehen. Auf diese Weise würde Shay es bestimmt erfahren.«
    »Um
Himmels willen, nein ...«, flüsterte Emma.
    »Shay mußte
es aber nicht erfahren«, fuhr Bria fort. Sie weinte. Dicke Tränen liefen ihr
über die Wangen. »Denn er kam rechtzeitig zurück, um es mit eigenen Augen zu
sehen. Er versuchte, den Friedensrichter umzubringen, der ... er wollte ihn
erwürgen und er hätte es auch getan, wenn ihn die Konstabler nicht daran
gehindert hätten. Sie hätten ihn eigentlich ins Gefängnis von Kilmainham
bringen sollen, damit man ihm den Prozeß machen konnte. Aber sie entschieden
sich dafür, ihn wegen versuchten Mordes an einem Adligen auf der Stelle in
Gortadoo zu hängen. Im Dorf stand der einzige Baum im Umkreis von zwanzig Meilen
... eine alte Eibe.«
    »0 Bria ...« Emma verschlug es die Sprache. Sie spürte
Tränen auf ihrem Gesicht. Sie richtete sich ein wenig auf und legte die freie
Hand um Brias Rücken. Mit der anderen hielt sie noch immer Brias Hand. Sie
würde Bria nicht loslassen, niemals würde sie das tun.
    »Sie haben
mich gezwungen, beim Hängen zuzusehen«, flüsterte Bria. »Und die Mädchen auch
... sie mußten auch zusehen.« Emma stöhnte ...
    »Es dauerte lange, bis er tot
war. Er hing am Seil und zappelte. Als Donagh schließlich das Seil
durchschnitt, war sein Gesicht schwarz. Um den Hals hatte das Seil ein blutiges
Mal hinterlassen. Er atmete noch schwach, aber das wußte ich damals nicht.«
    Emma preßte ihren Mund an Brias
Schulter, um ihr Schluchzen zu unterdrücken. Es gelang ihr nicht. Sie weinten
eine Weile zusammen, aber schließlich verstummten sie.
    »Ich kann mir nicht vorstellen,
wie Sie das ertragen haben«, murmelte Emma kaum hörbar.
    Bria zuckte
mit den Schultern und wischte sich mit der freien Hand die Tränen vom Gesicht.
Mit der anderen hielt sie noch immer Emma fest. Ihr Atem ging flach und schnell
und klang beinahe wie ein Keuchen. »Ich habe es auf die einzige Art ertragen,
die mir möglich war. Ich habe die Totenwache gehalten und ihn begraben. Aber
erst, als sich Shay auf dem Schiff nach Amerika befand, hat mir mein Bruder
erklärt, daß ich einen Sarg voller Steine und nicht meinen Shay begraben hatte.
Donagh erklärte, sie hätten befürchtet, ich würde meine Freude erkennen lassen
und nicht überzeugend genug trauern.« Ein gequältes Lachen entrang sich Brias
Brust. »Ich habe drei Tage lang gelitten in dem Glauben, er sei tot. Ich habe
genug Tränenfluten vergossen, um die Welt darin zu ertränken. Das werde ich den
beiden bestimmt nie verzeihen.«
    Sie holte
so tief Luft, als sei sie kurz vor dem Ersticken. »Als ich dachte, er sei tot
..., o Miss Tremayne, als ich dachte, er sei tot, und als ich ihn in die Erde
legte ... ich hatte nicht gewußt, daß Herz und Seele so viel Schmerz ertragen
können ... und jetzt tue ich ihm dasselbe an. Jetzt muß er mich begraben.«
    Emma blieb bei Bria, bis die
Schatten lang wurden und das lavendelfarbene Licht der Abenddämmerung durch
die offene Tür fiel. Die Mädchen kamen aus der Spinnerei nach Hause. Sie gingen
mit ihnen an den Stadtrand, um an den Büschen, die entlang der Tanyard Road
wuchsen, wilde Himbeeren zu pflücken.
    Die Sonne versank langsam in
der Bucht und verwandelte das Wasser in geschmolzenes Gold. Der Wind strich so
leicht wie Daunen über das Land. Bria sang beim Pflücken leise vor sich hin.
Wenn sie den Gesang unterbrach, aß sie ein paar Beeren.
    »Ihr
Mädchen, flötet wie die Amseln und Nachtigallen ... Dann werdet ihr vielen
jungen Männern gefallen ...«
    Das Lied
verklang, und sie blickte sich suchend um. »Wo sind die beiden Mädchen nur?
Haben Sie gesehen, wohin sie gegangen sind?« Emma gab keine

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