Pension der Sehnsucht
verlassen hatte. »Endlich kann ich Ihnen einmal Recht geben, Miss Trainor.«
»Die erste Warnung kommt immer in freundlicher Verpackung, Miss Clark.« Elizas Stimme klang so scharf, dass Nelly verdutzt zurückprallte. »Überspannen Sie den Bogen nicht. Ich schätze es nämlich nicht, wenn jemand in meinem Revier wildert.«
»Sprechen wir immer noch über Percy?« erkundigte sich Nelly scheinheilig. »Oder ist mir entgangen, dass das Thema gewechselt wurde?«
»Nehmen Sie meinen Rat an.« Eliza beugte sich vor und packte schmerzhaft Nellys Arm. »Aber wenn Sie unbelehrbar sind, dann sorge ich dafür, dass Ihr nächster Arbeitsplatz ein Hundezwinger ist.«
»Lassen Sie mich sofort los«, drohte Nelly, denn Elizas lange Fingernägel taten ihr weh.
»Hauptsache, Sie verstehen, was ich meine.« Eliza strahlte Nelly an, zog ihre Hand zurück und widmete sich wieder ihrem Drink.
»Ich glaube Sie sogar sehr gut zu verstehen.« Nelly nahm Eliza das Glas aus der Hand und stellte es ins Spülbecken. »Die Bar ist geschlossen, Miss Trainor.« Dann kehrte sie ihr den Rücken zu und zählte demonstrativ den Flaschenbestand weiter.
»Aber, aber, meine Damen.« Nelly erstarrte, als sie im Spiegel sah, dass Percy den Raum betrat. »Kaum zu glauben, dass ihr euch schon zu dieser frühen Stunde an der Bar aufhaltet.« Es war wohl heiter gemeint, doch er sah sehr ernst aus.
»Ich bin durchs Haus gegangen und habe mir Notizen gemacht«, erwiderte Eliza. Zornig beobachtete Nelly, wie ihre Hand vertraulich über seinen Rücken strich. »Ich fürchte, das einzig Gute an diesem Gesellschaftszimmer ist die Größe. Es wäre kein Problem, hier die doppelte Anzahl von Tischen aufzustellen. Aber ehe ich konkrete Pläne mache, muss ich wissen, ob du den Raum rustikal eingerichtet haben willst oder modern. Natürlich könnte man aus diesem Raum auch zwei machen und sie dann so gestalten, wie ich das in deinem Hotel in San Francisco getan habe. Du musst nur sagen, was dir besser gefällt.«
Er sagte etwas Unverständliches und behielt Nelly im Auge, die sich am nächsten Regal zu schaffen machte.
»Wenn die Gäste mit dem Mittagessen fertig sind, sehe ich mir mal in aller Ruhe den Speisesaal an«, schmeichelte Eliza lächelnd. »Komm doch mit, Percy, dann kannst du mir besser erklären, welche Änderungen du dir vorstellst.«
»Wie bitte?« fragte Percy zerstreut. »Ach so, nein, konkrete Vorstellungen habe ich noch gar nicht. Aber der Speisesaal ist jetzt leer. Du kannst ja schon mal hingehen und dich umschauen. Vielleicht komme ich später nach.«
Eliza zog die Brauen hoch, doch sie antwortete freundlich: »Wie du willst, Percy. Ich kann auch später mit meinen Notizen zu dir ins Büro kommen.«
Sie entfernte sich, und die Absätze klapperten leise auf dem Holzfußboden. Der Duft ihres schweren Parfüms schwebte im Zimmer.
»Wolltest du etwas trinken?« fragte Nelly nüchtern und kehrte Percy noch immer den Rücken zu.
»Nein, ich wollte mit dir reden.«
Nelly hob eine Flasche hoch und überprüfte den Inhalt. »Haben wir denn nicht schon alles besprochen?«
»Nein, noch lange nicht. Dreh dich bitte um, Nelly. Ich habe keine Lust, mich mit deinem Rücken zu unterhalten.«
»Jawohl, du bist der Boss.« Sie wandte sich um und blickte in seine zornig blitzenden Augen.
»Provozierst du mich eigentlich absichtlich, Nelly, oder kannst du nichts dafür?«
»Das weiß ich nicht. Denk, was du willst.« Plötzlich kam ihr eine Idee. »Percy«, rief sie aufgeregt, »jetzt möchte ich mal mit dir verhandeln. Was hältst du davon, wenn ich dieses Hotel kaufe? Du hängst doch nicht so an diesem Betrieb wie ich. Bau dir ein Ferienzentrum weiter im Süden, das du dann ganz nach deinem Belieben einrichten kannst. Wenn du mir etwas Zeit gibst, bringe ich das Geld auf.«
»Sei nicht albern.« Sein Vorwurf dämpfte ihre Begeisterung. »Womit willst du denn ein solches Objekt bezahlen?«
»Das müsste ich mir noch überlegen.« Hinter dem Tresen wanderte sie auf und ab. »Ich würde es schon irgendwie zusammenkratzen. Ein Darlehen bekäme ich bestimmt, und den Rest müsste ich dann in Raten abtragen. Ich habe auch noch Ersparnisse …«
»Nein.« Er ging um den Tresen herum und versperrte ihr den Weg. »Ich habe nicht die Absicht, dieses Hotel zu verkaufen.«
»Aber, Percy …«
»Ich habe Nein gesagt. Schlag dir die Sache aus dem Kopf.«
»Warum bist du denn so eigensinnig? Willst du es dir nicht wenigstens einmal überlegen? Wenn du mir
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