Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
alles werde gut laufen. Ich wollte den Fans zeigen, dass die Mannschaft hart arbeiten, laufen, guten Fußball spielen und auf ihre Darbietung auf dem Platz stolz sein würde. Die Leute wollen nicht betrogen, sondern unterhalten werden. Die Fans akzeptieren eine schlechte Leistung, aber sie nehmen es nicht hin, wenn man es vorzieht, sich nicht anzustrengen. Die Mannschaft hat sich entwickelt, wir haben Änderungen vorgenommen und da und dort ein paar Dinge verbessert. Aber der Spielgedanke ist in diesem Haus nach wie vor unverändert: anzugreifen, so viele Tore wie nur möglich zu schießen und unsere beste Leistung zu zeigen.«
Ein Trainer ist alles und nichts zugleich: nichts, weil er nichts Großes leisten kann, wenn ihm dafür die geeigneten Mittel fehlen. Aber er ist schlau genug zu wissen, dass sein Job von zentraler Bedeutung ist, wenn es gilt, das richtige Umfeld und die geeigneten Bedingungen zu schaffen, unter denen seine Spieler ihr Potenzial ausschöpfen können; das macht den Unterschied aus, wenn eine Gruppe von guten Spielern zu einem ausgezeichneten Team geformt wird. Und das war etwas, was Pep vom ersten Tag an gelang, ohne dass ihm grundsätzliche Zweifel und Fragen wie »Was wird, wenn es nicht funktioniert?« in die Quere kamen.
Bei einer Gelegenheit erklärte Guardiola, dass es zwei Arten von Trainern gebe: diejenigen, die denken, das sich Probleme von alleine lösen, und diejenigen, die Probleme lösen. Guardiola gehört zu der Gruppe, die nach Lösungen sucht. Das ist seine wahre Leidenschaft.
Das Spiel. Sehen, was der Gegner macht. Entscheiden, welche Spieler man selbst einsetzt. Das ist der Augenblick, der den »Sinn« des Berufs ausmacht – die Suche nach der Lösung, die Entscheidung, die ein Spiel verändert, mit der man ein Spiel gewinnt.
Die Augenblicke, in denen sich in Peps Denken alles klärt, erlebt er oft in einem Kellerbüro im Camp Nou. Peps Büro ist kaum größer als vier Quadratmeter, es gibt dort viel Tageslicht, eine Handvoll Bücher und eine Schreibtischlampe. Außerdem steht dort ein aus Peps eigener Tasche bezahlter Plasmabildschirm für die Videoanalyse des eigenen und des gegnerischen Spiels.
Wenn jemand inmitten dieses nahezu spirituellen Vorgangs, bei dem er in seine Analyse vertieft war, an die Bürotür klopfte, war es unmöglich, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu finden. Eine tapfere Seele mochte dann vielleicht dennoch versuchen, mit ihm zu sprechen, aber er sah dann eher durch diesen Menschen hindurch, anstatt ihn anzuschauen. Er hörte nicht zu. In Gedanken war er immer noch bei der Videoanalyse des Gegners, auch wenn sein Blick nicht auf den Bildschirm gerichtet war. »Okay, lass uns später reden«, sagte er und verabschiedete den Besucher höflich. Dann richtete Pep seine Aufmerksamkeit darauf, sich das Spiel bildlich vorzustellen, das in einigen Tagen stattfinden sollte. Er suchte nach dem inspirierenden Geistesblitz, nach dem Augenblick, dem magischen Augenblick: »Ich hab’s. Ich hab’s. So werden wir gewinnen.« Wenn es nach ihm ginge, könnte er auf alles andere im Fußball verzichten, mit Ausnahme dieser zündenden Idee.
Taktische Konzepte werden nach Guardiolas Auffassung angenommen, wenn die Spieler über die richtige Einstellung verfügen und verstehen, was sie tun. Die Quintessenz seines Spielverständnisses ist, dass die Mannschaft vom Ball und durch den Ball geordnet werden sollte. Er spricht mit den Spielern über das Stellungsspiel, über Ungleichgewicht und Gleichgewicht, darüber, wie man den Ball laufen lässt – letztlich über den Wunsch zu gewinnen und die Arbeit daran, die Besten zu sein.
Guardiola: »In der Welt des Fußballs gibt es nur ein Geheimnis: Ich habe den Ball, oder ich habe ihn nicht. Barcelona hat sich dafür entschieden, den Ball zu haben – wenn andere ihn nicht haben wollen, ist das allerdings legitim. Und wenn wir den Ball nicht haben, müssen wir ihn uns zurückholen, weil wir ihn brauchen.«
Guardiola hat seit seinem Debüt als Trainer immer wieder erklärt, Johan Cruyff sei die Inspiration für seine Vorstellung vom Fußball gewesen, und dieser Sinn für Kontinuität war für den Klub eine gute Sache. Dadurch wurden verschiedene Faktoren fest etabliert, sodass zukünftige Projekte nicht ganz von vorn beginnen müssen. »Wir sind in einem gewissen Umfang die Jünger der Spielauffassung, die Cruyff hierhergebracht hat«, sagt Guardiola, der vor mehr als einem Jahrzehnt schrieb, dass »Cruyff wollte, dass wir
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