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Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Titel: Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vazquez Montalban
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die Zunge ab. Dafür bezahle ich Ihnen eine Entschädigung.«
    Carvalho nahm einen Tausender aus der Brieftasche. Der Tätowierer streckte die Hand vor, soweit es sein Bauch erlaubte, und erwartete die Ankunft des Geldscheins, den Carvalho ihm reichte.
    »Er war ein großer blonder Junge. Sah aus wie ein Ausländer, war aber keiner. Dabei sprach er mit Akzent, klang aber nicht wie aus Andalusien oder Murcia. Ich habe Leute aus Ciudad Real gehört, die so sprachen. Vielleicht war er auch aus der Mancha, aber aus dem südlichen Teil, oder aus Extremadura. Sehr ungewöhnlich.«
    »Wohnte er hier?«
    »Nein, er war auf der Durchreise. Er erzählte, daß er in Holland Arbeit hätte, bei Philips in Den Haag. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Wie lange ist das jetzt her?«
    »Anderthalb Jahre.«
    »Erinnern Sie sich noch an ein besonderes Merkmal im Gesicht oder am Körper?«
    »Nichts, das schwör’ ich Ihnen. Ich habe Ihnen das alles mehr aus Freundschaft zu Don Evaristo erzählt als wegen den tausend Pesetas. Die Freundschaft, das zählt. Warum suchen Sie diesen Jungen?«
    »Ich habe so eine Ahnung. Vielleicht ist es ein Freund.«
    Carvalho setzte sich auf die Terrasse des Versalles. Bromuro suchte unter den Gästen nach Opfern. Er blieb vor Pepes dreckverschmierten Schuhen stehen, dieser nickte. Der Kellner servierte Carvalho einen Bitter und ein Schälchen gefüllte Oliven. Bromuro wartete, bis der Kellner gegangen war, und murmelte: »Von diesemToten weiß ich nichts Genaues. Aber es gibt jede Menge Ärger. Gestern war eine Razzia, ein Haufen Leute wurde aus dem Verkehr gezogen. Mädels und Macker. Zu Hunderten!«
    »Wollen wohl die Moral verbessern.«
    »Sie sollen hinter Leuten aus der Drogenszene her sein. In letzter Zeit wimmelt es hier von französischen Mackern, die sind hier voll organisiert aufgetaucht, mit ihren Nutten und ihrem ganzen Kramladen.«
    »Was hat die Razzia mit der Information zu tun, die ich von dir haben will?«
    »Möglicherweise eine ganze Menge.«
    »Sag schon!«
    »Ich weiß nichts Genaues. Aber es heißt, die Sache mit dem Ertrunkenen hätte etwas mit dem zu tun, was gerade los ist.«
    »Weiß man, wer er war?«
    »An deiner Stelle würde ich die Mädels danach fragen. Irgendeine muß mit dem Typen mal im Bett gewesen sein, und so eine Tätowierung vergißt man nicht.«
    »Wie viele gibt es davon in Barcelona? Fünftausend? Zwanzigtausend? Hunderttausend?«
    »Die Charo kann dir helfen.«
    Carvalho steckte ihm noch einen Fünfhunderter in die Westentasche.
    »Und was ist mit dir, warum haben sie dich nicht eingelocht?«
    »Und wieso nicht dich? Oder hast du Beziehungen?«
    Carvalho antwortete grinsend mit einem »Wer weiß!« und erhob sich. Er ging rasch zu Charos Wohnung. Die Hauswartsfrau war nicht da, er mußte das Risiko eingehen und auf eigene Faust feststellen, ob Charo gerade frei war. Obwohl er einen Schlüssel hatte, klingelte er an der Wohnungstür. Eine flüchtige Bewegung hinter dem Guckauge, und die Tür wurde vorsichtig geöffnet. Charo sagte hinter der Tür: »Komm rein!«
    Carvalho ging über den Flur ins Wohn- und Eßzimmer. Charo folgte ihm.
    »Ich hab’ Besuch. Reg dich nicht auf!«
    Carvalho sah den Besuch schon. Zwei Frauen waren in der Küche dabei, ihr Mittagessen oder Frühstück zuzubereiten. Charo legte ihm den Finger auf den Mund und führte ihn ins Schlafzimmer.
    »Das sind Freundinnen. Sie sind gestern mit knapper Not der Razzia entwischt und haben mich gebeten, sie für ein paar Tage bei mir wohnen zu lassen.«
    »Du hast dir ganz schön was eingebrockt. Die ganzen Macker werden sich hier einnisten, und dann kommt die Polizei.«
    »Ich konnte sie einfach nicht auf der Straße sitzenlassen.«
    »Wieso nicht?«
    »Geh zum Teufel! Hau ab!«
    »Hör mal! Die Sache ist ernst. Das war keine normale Razzia. Sie sind eigentlich hinter Drogen her, und die beiden leben mit Zuhältern, die wissen, was die Stunde geschlagen hat. Außerdem müssen sie anschaffen, und was ist mit den Freiern, wollen sie die etwa hierherschleppen?«
    »Warum nicht? Die Wohnung ist groß genug.«
    »Und was wird deine erlesene Kundschaft dazu sagen?«
    »Meine Kundschaft oder du? Was sagst du dazu?«
    Das Solidaritätsfieber hatte Charo gepackt, und man hätte genausogut versuchen können, mit einem Monument des Klassenbewußtseins zu diskutieren. Sie war noch im Morgenmantel, die Schminke hatte sich von den Augen über die weißen Wangen ausgebreitet, und ihr goldblondes Haar mit den

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