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Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Titel: Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vazquez Montalban
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kleinen grünen Sessel bequem gemacht. Als die Schritte von La Gorda auf der Treppe verklungen waren, beugte sich Carvalho vor und legte eine Hand auf den Tisch.
    »Es gibt zu viele Komplikationen. Die Razzia gestern steht im Zusammenhang mit dem Fall des Ertrunkenen. Warum?«
    »Das geht nur mich etwas an.«
    »Wußten Sie, daß die Sache mit Drogenhandel zu tun hat?«
    »Ich weiß noch nicht einmal, wer der Ertrunkene ist. Haben Sie es etwa schon herausbekommen?«
    »Wenn ich hier innerhalb von 24 Stunden nichts herausfinde, muß ich nach Holland fahren. Dort gibt es eine Spur.«
    Tiefer Ernst ersetzte plötzlich das aufgesetzte Lächeln von Don Ramón.
    »Ich schicke Ihnen dann die Rechnung.«
    »Schicken Sie mir, was Sie wollen, aber tauchen Sie hier nicht wieder auf, bevor Sie etwas Näheres wissen! Ich habe keinerlei Interesse, in die Geschichte verwickelt zu werden. Ist Ihre Freundin verhaftet worden? Wenn nicht, kann es jeden Augenblick geschehen. Die Stundenhotels sind geschlossen. Fast alle, bis auf die ganz teuren. Und die Bars. Ihr Mädchen ist in Gefahr.«
    »Sie arbeitet zu Hause, auf eigene Rechnung, genau wie Ihre Frau.«
    Die beiden Männer starrten sich an. Die Sommersprossen in Don Ramóns Gesicht wirkten fast gelb.
    »Hören Sie, Carvalho, die Säuberungsaktion, die im Moment läuft, ist ziemlich ernst. Ein hochrangiger Richter hat die Sache übernommen, und einflußreiche Leute sind in die Drogengeschichte verwickelt. Sehr einflußreiche. Sie verstehen? Wenn schon die großen Fische verhaftet werden, gibt es für die kleinen kein Pardon. Ich bezahle Sie, damit Sie das Risiko tragen. Andernfalls hätte ich längst selbst etwas unternommen, um die Information zu bekommen. Also gehen Sie bitte, und bringen Sie mich nicht in Schwierigkeiten!«
    »Ich schicke Ihnen die Rechnung, wenn ich nach Holland fahren muß.«
    Don Ramón machte eine Bewegung, die zugleich Zustimmung und Verabschiedung war. Carvalho stieg die Treppe hinab und blieb vor La Gorda stehen.
    »Wie schnell du laufen kannst, Mädel, trotz deinem fetten Arsch …«
    Die Courage des Mädchens konzentrierte sich in ihren Augen, die sich mit zornigen Tränen füllten. Queta beobachtete die Szene von ihrem Arbeitsplatz aus. Das Plauderstündchen mit der Chefin sparte sich Carvalho für einen günstigeren Zeitpunkt auf. Er begrapschte sie wieder mit den Augen, als er an ihr vorbeiging. Als er schon auf der Straße stand, war seine Phantasie immer noch damit beschäftigt, sich eine komplizierte erotische Szene auszumalen, in der La Gorda mit Señor Ramón schlief und er Queta in einen Heuschober schleppte, der denen in Souto glich. Die Beharrlichkeit, mit der dieser Heuschober in seinen erotischen Phantasien auftauchte, brachte ihn zum Lachen. Plötzlich erschien ein anderes Bild auf dem seltsamen Bildschirm mit dem Panoramaeffekt, der in seinem Kopf arbeitete. Er sah Señor Ramón mit schreckgeweiteten Augen, und er, Pepe Carvalho, verpaßte ihm so viele Faustschläge, wie er Sommersprossen in seinem ramponierten Gesicht hatte.
    »Ginés?«
    »Welcher Ginés? Es gibt vier davon.«
    »Der mit der größten Klappe.«
    »Dann gibt es nur einen. Steigen Sie rauf zum vierten Stock, und Vorsicht mit dem Gerüst!«
    Der Wohnblock war bislang noch ein Skelett aus Beton und Stahl. Aus der Ferne wirkte er wie gefleckt mit den orangefarbenen Kügelchen der Arbeiterhelme. Bei einem bestimmten Gerüstabschnitt angelangt, folgte Carvalho mit den Augen der geometrischen Struktur nach oben und begann den Aufstieg.
    »He, Sie!« Der Bauführer lief ihm nach, einen Helm in der Hand. »Gehen Sie nicht auf das Gerüst ohne den da! Wir haben jede Menge Lehrlinge, und man hat hier sofort ein Loch im Kopf, wenn man nicht aufpaßt.«
    Er setzte den Helm auf, und es war, als empfinge er die Weihe für ein Abenteuer. Die Treppe war eine bloße Zementrampe, in die Backsteine eingelassen waren, um den Füßen Halt zu geben. Im vierten Stock angekommen, machte Carvalho ein paar tiefe Atemzüge. Die Aussicht war beherrscht von halbfertigen Gebäuden wie diesem hier, ein Wald von kubischen Skeletten, die hartnäckig in die Höhe strebten. Im Hintergrund hing wie ein gelber Vorhang die Dunstglocke des Industriegürtels.
    »Ginés!«
    Ein orangefarbener Helm hob sich, und darunter kam das rote Mäusegesicht von Ginés zum Vorschein.
    »Deinen eigenen Hut hast du wohl verloren?«
    »Hast du mal kurz Zeit?«
    Mit dem Ärmel wischte er sich den Schweiß ab, der über seine

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