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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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vor.“
    Mario stand mit gespreizten Beinen über dem sich windenden Tier. Während Lasse um Fassung kämpfte, zischte Mario Hassan immer wieder zu, er solle still halten.
     
    Das können die nicht wirklich tun… das können die nicht wirklich tun .
    Davids Mund stand offen.
    Seine Augen waren voller Tränenflüssigkeit. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als ob er fror. Die Realität, die er mit eigenen Augen sah, musste einen Fehler haben. Das war doch überhaupt nicht möglich!
     
    Lasse hatte sich wieder eingekriegt, hockte zwar immer noch im Gras und wischte sich die Augen ab, aber er war bereit, für die Angelegenheit als Zeuge zur Verfügung zu stehen.
     
    „Oah, Pabba ey. Oah, Pabba.“ Noch immer hatte er Mühe, nicht wieder in einen Lachanfall zu geraten.
     „Seid ihr bereit, Don Lassos, so antwortet laut mit JA!“,
    „JA!“,
    „LAUTER!“,
    „JAAAA“,
    „Wie heißt das?“,
    „JAAA SIR!“,
    „LAUTER!“,
    „JAAAA SÖÖÖÖHR!“ – Mario sprang in die Luft, holte mit dem rechten Arm weit aus, fiel auf die Knie und hielt kurz vor dem Bauch des Tieres mit dem Messer inne.
    „So schnell – das würde ihm passen – doch würd er ohne Schmerz verblassen. Doch als Strafe vor Freund Hein, muss der Köter schwanzlos sein!“ Die Worte Köter und schwanzlos hörten sich ungeheuer aggressiv an. Er schrie nicht, sondern zischte sie dem Hund zu! David musste wegsehen – das letzte, was er sah, war Mario, der auf dem Hund saß, der sich mit aller Kraft wehrte. Er sah zu, bis der Hund diesen einen , ganz besonderen Ton ausstieß, den er nie wieder aus dem Kopf bekommen würde. Es war ein Geräusch, das nicht  zu beschreiben war und das man nicht nachmachen konnte. Es schien direkt aus dem tiefsten Inneren von Hassans Herzen zu kommen.
     
    David drückte seinen Kopf in die Decke, doch es brachte nichts.
    Die Handschellen hinderten ihn daran, sich die Ohren zuzuhalten, anderenfalls hätte er es garantiert getan.
    Er konnte nichts tun – die Tränen flossen über sein Gesicht… und draußen – endlos – dieser eine Ton, dieses höllische Geheul.
    Und Lasse… der lachte…
    der lacht doch tatsächlich noch.
    Sie haben dem armen Tier den Schwanz abgeschnitten. Du weißt es. Du weißt es ganz genau. Es hilft dir nichts, wenn du wegschaust, und auch das weißt du, genauso wie du weißt, welchen Schwanz sie mit Schwanz gemeint haben . Den Schwanz! DEN! Den, den du auch hast. Und sie sind nicht fertig. Du willst es nicht sehen, aber du musst. Es ist die Neugierde. Weißt du noch, wie du wegsehen wolltest, als der Mann bei Gesichter des Todes auf dem elektrischen Stuhl saß? Und du konntest nicht wegsehen, du konntest nicht... Aber jetzt! Jetzt konnte er.
    Er musste sogar, obwohl irgendetwas in ihm versuchte, ihn daran noch zu hindern. Es waren die Geräusche, es war das Lachen von Lasse, der Spaß den die beiden hatten. Es war, weil das hier real war und kein bescheuerter Film!
    Innerlich zerriss David in Stücke.
     
    „Whoa-hor-hor, whoa-hor-hor“ grunzte Lasse lachend, „Boah Pabba.“,
    „Ja, so ist es Don Lassos. Eine Strafe ist hart und nie besonders angenehm, aber sie muss manchmal, HÄLTST DU JETZT STILL, sie muss manchmal sein.“,
    „Darf ich mal das Messer, Pabba?“,
    „ Du willst das Messer?“,
    „Ja! Darf ich?“,
    „Meinst du, der Verräter muss noch mehr zerschnitten werden?“,
     „Jaa!“,
    „Gut, gut. Dann schlitz ihm mal den Wanst auf. Ich halt ihn.“
    David vergrub seinen Kopf unter der Decke. Es half nichts. Er hörte trotzdem alles .
    „Ich halt. Du musst da ansetzen. Oben. Da, genau! Und jetzt reiß einfach. Einfach reißen. Jaawoll.“ Der nächste Schrei - nicht von dieser Welt - der Hund lebte noch immer. Sein Heulen klang wie das einer rolligen Katze.
    Warum taten sie das? Warum fügten sie dem Hund solche Schmerzen zu? Wenn sie ihn nicht mehr wollten, warum verpassten sie ihm nicht einfach eine Kugel wenn es schon unbedingt grauenhaft sein musste.
    Manche setzten ihre Tiere auch aus, was ebenfalls furchtbar war, oder sie brachten sie in ein Tierheim oder ließen sie einschläfern. Aber kein Mensch konnte doch ein Tier zu Tode quälen und sich auch noch daran erfreuen. So wie´s aussah, musste er seine Weltansichten grundlegend überdenken.
     
    Was kommt als nächstes? Bin ich dann auch dran, so wie der Hund?
     
    ***
     
    Mareike Gimm war fix und fertig. Sie saß am Küchentisch und rauchte, eine nach der anderen, bis ihr Rachen brannte und ihr übel

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