Per Anhalter (German Edition)
nicht fertig:
„Ja, komm“ lachte sie, „Schlag mich großer, starker Mann. Mmmh, das würde dir gefallen, oder? Los, hau mich! Zeig mir wo der Hammer hängt. Na los!“
Marios Prusten wurde immer lauter. Er hörte sich an wie jemand der kurz vorm Ersticken steht.
„Ich warne dich…“ zischte er und deutete mit dem Zeigefinger auf Britta.
„Treib es nicht zu weit!“ Da stand Britta auf und ging auf Mario zu. David konnte es nicht genau sehen, aber es sah aus, als küsste sie ihn.
„Du großer, böser, starker Mann“ flüsterte sie.
„Britta, ich…“,
„Schhht“ machte sie und fing wieder an zu lachen. Und dieses Mal trafen sich Brittas und seine Augen tatsächlich. David schloss sie sofort. Es war zu spät.
Nein , dachte er, ach du Scheiße, nein…
„Guck mal wer wach ist“ sagte sie dann in diesem verführerischen Ton. Davids Herz fing wieder an, wie irre zu pumpen. Jetzt konnte alles passieren… jetzt war alles möglich! Die Karten waren wieder völlig neu gemischt – und das gefiel ihm überhaupt nicht!
„Guten Morgen, Schlafmütze“ grüßte Britta freundlich. Er hörte, wie sie auf ihn zukam. Er spürte es, und das war noch viel schlimmer, viel intensiver. Sie hat es eh bemerkt, ich kann genau so gut die Augen öffnen . Doch irgendein naiver Punkt in seinem Gehirn hinderte ihn daran.
„Ach, nun hab dich doch nicht so“ sagte Britta. Sie strich ihm durchs Haar. Ihre Hand fühlte sich weich an, als sie durch sein Haar glitt, doch als sie sich auf der Haut befand bemerkte David, wie trocken ihre Hände waren. Er blinzelte leicht und rang sich ein Lächeln ab. Über kurz oder lang wäre es sowieso nicht zu vermeiden gewesen, dass sie sich wieder mit ihm beschäftigten, auf welche Weise auch immer. Doch ausgerechnet jetzt, wo sie gerade Streit hatten und eine merkwürdige Schwere, ein unheimliches Knistern im Raum stand, wollte er nun wirklich nicht im Mittelpunkt stehen. Sonja war auch mit ans Bett heran getreten und Mario tauchte hinter Britta auf.
„Dö-dö-david“ sagte er mit ausdrucksloser Miene. Seine Augen waren klein und blutunterlaufen. Er sah aus, als ob er seit einer Woche keinen Schlaf mehr bekommen hätte. Die Szene mit dem Hund tauchte wieder in Davids Kopf auf.
Er räusperte sich, doch er konnte einfach nichts sagen. Sonja setzte sich ans Fußende des Bettes. Sie sah in diesem Moment wie ein verliebter Teenager aus, der seinen großen Schwarm unverhohlen anhimmelt. Irgendwie machte sie ihm gerade von allen am meisten Angst.
„Na, hast du Hunger?“ fragte Britta sanft und strich ihm über die Wange. David sah sie an und machte „Mh“, was sowohl ja als auch nein bedeuten konnte. Er hätte es selbst nicht genau sagen können. Ob er Hunger hatte oder nicht – da war er sich nicht sicher. Durst hatte er!
„Durst eher“ sagte er.
„Durst? Mario magst du ihm ein Glas Wasser bringen.“,
„Selbstverständlich“ sagte Mario.
Dabei musste ihm doch genau wie Britta und Sonja klar sein, dass er die ganze Geschichte gerade eben mitbekommen hatte. Doch es lag keine Spur von Misstrauen in ihren Blicken. Es schien nur ein ganz normaler Streit für sie zu sein, nichts von größerer Bedeutung. Wir haben nicht gestritten, nur diskutiert pflegte seine Mutter immer zu sagen, wenn man einen Streit zwischen ihr und einem ihrer Kerle mitbekommen hatte. Sie wollte nicht darüber sprechen. Voraussichtlich würden Britta und Mario übereinstimmend sagen, dass sie ebenfalls nur diskutiert hätten. Wie gesagt, nichts von größerer Bedeutung, alles gut, alles im Lot!
Mario kam mit einem Glas Wasser in der Hand zurück und setzte sich aufs Bett.
„Halt mal bitte“ bat er Britta. Dann hielt er einen Schlüssel vor sein Gesicht.
„Der Schlüssel zum Glück“ sagte er feierlich, ganz Kumpel, und lächelte, während er die Handschellen öffnete. Es war unglaublich, wie befreit er sich mit einem Mal vorkam, bloß weil diese Scheißhandschellen geöffnet waren. Es war, als wäre sein halber Körper jetzt erst wieder aktiv, wo er seine Hände bewegen konnte. Ein Kribbeln wanderte durch seine Arme, wie man es auch hat, wenn einem nachts die Hände oder Arme einschlafen, weil man drauf gelegen hat.
Er sah sich nicht wirklich dazu imstande, jetzt ein Wasserglas festzuhalten.
Seine Hände mussten erst einmal richtig wach werden.
„Kribbelt voll“ sagte er. Obwohl er nicht das Gefühl hatte, als ob er genuschelt hätte, fragte Britta ihn, was er gesagt hatte.
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