Per Anhalter (German Edition)
e-kel-haft!
***
Lasse stand vor dem Klohäuschen. Er sah aus wie ein beleidigter Affe mit Hundeblick. In der einen Hand hatte er eine Zigarette, in der anderen ein Handy. Du hast Freunde, Specki? hätte David ihn gern gefragt. Warum trieb ihn der bloße Anblick dieser dilettantischen Hackfresse nur so dermaßen zur Weißglut? Dennoch nickte er ihm freundlich zu, doch anhand von Lasses Blick konnte er bereits erkennen, dass er wohl nicht um eine Unterhaltung herum kommen würde. Und so war es dann auch: „Naa!“ sagte Lasse. David erwiderte sein „Naa“. Stehend wirkte Lasse noch fetter als im Sitzen. Vor allen Dingen aber war er ziemlich groß.
Seine Plauze ragte hervor und wurde von der Schwerkraft bereits auf die Weise nach unten gezogen, wie die Brüste einer alten Frau. „Na, bist am SMS schreiben?“ fragte er ihn. Aus Höflichkeit, nicht aus Interesse! „Nö, ich zock `n büsschn. Kennst du Snake?“,
„Ja kenne ich. Ich hab auch `n Nokia.“,
„Ich bin da hammergut drin!“,
„M-hm.“,
„Du auch?“,
„Ne, ich kann das irgendwie nicht so, ich weiß auch nicht… Ist irgendwie nicht so mein Spiel.“ In Wirklichkeit spielte er das Spiel ziemlich regelmäßig auf seinem Handy, nämlich immer dann, wenn er Langeweile hatte. Und er war gar nicht mal so schlecht, er hatte nur einfach keine Lust, länger als notwendig neben Lasse abzuhängen. Er wähnte ihn schon Dinge sagen, wie: Zeig ma, wie weit du kommst, ich guck zu, und danach mach ich. Oder: Zeig ma dein Handy. Gib ma. Cool, deins ist ja noch viel neuer. Wie ist dein Rekord bei Snake?
Nein, danke. Darauf, dass Specko sein Mobiltelefon mit seinen ekelhaften Händen betatschte, konnte er gut verzichten. Und er war auch absolut nicht scharf darauf, dass mit Sicherheit schweißnasse Lasse-Handy anzufassen. Besser er lenkte das Thema auf etwas anderes, bevor er damit weiter nervte.
„Wo ist deine Mutter denn?“,
„Hä?“ Lasse war schon wieder in sein Handy vertieft. Hä war in diesem Fall keine übliche Standardantwort, sondern er hatte ihn tatsächlich nicht verstanden. „Wo deine Mutter ist? Im Auto sitzt ja noch keiner.“,
„Ach so, ich glaub die macht noch von Vivi die Windeln. Vivi is meine Schwester!“
Oh man, was für eine Hackfresse, Alter. Schwer abzuschätzen, ob Lasse wirklich glaubte, ihm eine tolle Neuigkeit zu erzählen, oder ob er sich absichtlich so grenzenlos idiotisch verhielt. Sein debiles Lächeln ließ den Rückschluss zu, dass Variante Nummer eins deutlich wahrscheinlicher war. Jedenfalls war Lasse daraufhin wieder ganz in Snake vertieft, während David unruhig von einem Fuß auf den anderen trippelte, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
„Schrift is Gift Aldä!“ spie Lasse dann plötzlich und schnippte seine Kippe weg, die offenbar bis zum Filter hinunter gebrannt war, weil er sich zu sehr auf sein Handy und Snake konzentriert hatte. Er spuckte zähflüssige Spucke auf den Asphalt. Schrift ist Gift? Der Rest ist kein Gift, oder was, du Fettarsch? Aus Höflichkeit lächelte David wieder und nickte zustimmend. Was für ein Wunder der Natur, dieser Junge. Das wandelnde Grauen – man musste hinsehen, genauso wie man bei „Gesichter des Todes“ eigentlich wegsehen wollte aber hinsehen musste , wenn der Typ auf den elektrischen Stuhl gesetzt wurde und ein paar tausend Volt durch seinen Körper hindurch schossen. Allein diese zwei, drei langen Barthaare in Lasses Gesicht waren schon der Brüller! Das eine, am Kinn, war schon gekräuselt (wie ein Schamhaar eben…). Viel widerlicher aber waren die ganzen Pickel in der schmierigen Visage. Die meisten davon waren so dick und penetrant gelb, dass sie schon lauthals „Drück mich!“ brüllten. Das waren teilweise keine normalen Pubertätspickel mehr, sondern schon ausgewachsene Abszesse. Lasses Körper war nicht nur eklig fett sondern auch noch voll mit Entzündungen. Vielleicht ist sein Gehirn mal eingelaufen, wer weiß?! Ein bisschen zu lange in der Sonne geparkt worden, der Junge. Ja, vielleicht sind die Pickel in seiner Fresse allesamt mit dem Rest seiner Hirnmasse gefüllt, und er drückt sie deshalb nicht aus. Iiiih, was für ein perverser Gedanke. Aber, wie gesagt, wegschauen ging bei dieser Kuriosität der Natur einfach nicht. Und Kopfkino abschalten sowieso nicht!
„Und?“ Meinte lasse plötzlich. Er fing genauso unvermittelt an zu sprechen wie seine Mutter vorhin im Auto.
„Was und?“ fragte David.
„Wie findest du
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