Per Anhalter (German Edition)
es keiner hörte. Er hoffte, dass Britta oder ihr Fettsack von Sohn nicht mitbekamen, wie er lachte und es hinterfragten. Er fand es irgendwie geil so lässig und gleichgültig zu sein, wie die beiden.
***
Kurz darauf hatte Britta den Blinker rechts gesetzt und war auf einen Rastplatz gefahren. Dort gab es nur Parkplätze für Autos, Lastwagen und Busse und ein mit zahllosen Graffitis beschmiertes Toilettenhäuschen. „Mommor“ tönte es wieder von hinten, „Darf ich `n Böhrger da haben oder `ne Woahrst?“, „Hier gibt’s kein Restaurant!“ Schadet dem aufgeblasenen Specknacken aber auch nicht! „Echt nich?“ fragte er mürrisch.
„Nein. Oder siehst du irgendwo eins?“,
„Boah Maahn. Toll !“ Britta antwortete nicht. „Ich hab aber Hunger“ nörgelte er weiter.
„Ja, tut mir Leid, ich kann kein Restaurant aus dem Boden stampfen. Schnall mal deine Schwester ab“ – In diesem Moment erinnerte Britta ihn an seine Mutter. Sie hätte vermutlich exakt die gleichen Worte gewählt (nur dass sie nie und nimmer 20 Sekunden zuvor eine Zigarette auf der Fußmatte ihres Autos ausgemacht hätte, die sie in Gegenwart eines kleinen Kindes rauchte).
„Nöö“ maulte Lasse. David standen die Nackenhaare zu Berge. Dieser Junge war nicht nur fett wie ein Mastschwein, er war auch noch hohl wie `ne Nuss. Dieses leiernde Geplärr war vielleicht für einen Acht- bis Neunjährigen noch okay, aber doch nicht für jemanden in dem Alter. Und jetzt zickte er auch noch rum wie ein bockiger Bengel. Das war einfach nicht zu fassen.
„Dann nicht“ konterte Britta.
Sie parkte den Geländewagen direkt vor dem Toilettenhäuschen. Nur drei andere Autos standen noch auf dem Parkplatz und einige LKW`s auf der anderen Seite. Es war gut, dass sie hier waren, denn er musste dringend auf Toilette. Seine Fluchtgedanken waren gerade mal wieder abgeschaltet. Britta ist doch ganz in Ordnung. Sie hat mich zwar durchschaut, aber sie nervt wenigstens nicht weiter. Finde ich cool! Es war ein ständiges hin und her gewesen auf der kurzen Fahrt. Mal fühlte er sich wohl, dann wäre er am liebsten aus dem fahrenden Wagen gesprungen. Wo immer sie jetzt auch waren, ganz so weit weg von Flensburg konnten sie nicht mehr sein. Sie waren gut und gerne eine halbe Stunde unterwegs gewesen, und er glaubte sich zu erinnern, dass man von Rendsburg nach Flensburg mit dem Auto ungefähr eine Stunde brauchte. Eher ein bisschen weniger.
***
David ging auf die Toilette, wo seine Gedanken sich wieder um Lena rankten. Bald werde ich bei dir sein, mein Schatz , dachte er und betrachtete das Hintergrundbild auf seinem Handy. Auch dieses Foto hatte sie ihm geschickt. Sie war darauf unheimlich hübsch.
Ihre Katzenaugen, die kleinen kecken Grübchen in den Wangen, die Stupsnase und die zarten Lippen. Wie weich sie wohl sein werden, wie sie sich anfühlen, wenn ich sie küsse… Wenn er daran dachte, kribbelte schwanzaufwärts alles in ihm. Jemand anderes betrat das Toilettenhäuschen. Es war jemand der pfiff. Keine besondere Melodie, sondern einfach nur ein schnödes Rumgepfeife. Irgendwie missfiel ihm die Vorstellung, mit einem fremden Mann in einer fremden Toilette irgendwo im Nirgendwo zu stecken. Dieses Scheißhaus war zudem wirklich enorm versifft. Alle Wände, die Tür und sogar die Decke des engen Raumes waren beschmiert mit Obszönitäten. Dev m sucht reife Stute. Windelpisser aus SL sucht geile Flöte. Lack und Leder Boy immer abends ab 19 Uhr hier! Behaarte Gay-Schlampe sucht spritzwillige Opa-Ärsche zum sauber lecken. Für alles offen!!! Dazu zahlreiche Handynummern und Email-Adressen. Nein, das hier war kein schöner Ort. Und wer wusste schon, was der Pfeifer dort draußen für ne Type war. Vielleicht war er der Windelpisser oder der behaarte Gay-Boy, und wenn David die Toilettentür aufschloss, machte er ihm vielleicht verruchte Angebote. Er würde sie ihm ins Ohr flüstern, ihn möglicherweise festhalten, bitten und betteln, es doch wenigstens einmal zu probieren , weil er doch schließlich so geil und so nassgepisst war. Was für eine kranke Vorstellung. Aber was geschah? Nichts! Nichts, außer dass der Mann weiter pfiff und dabei so dermaßen einen fahren ließ, dass einem hören und sehen verging. Unfassbar! Dieser Furz war mit Sicherheit reif für das Guiness Buch! Pfffrrrrrrt-Pfriit-Pfffrrrrt. In jeder anderen Situation hätte David sicherlich über so einen Megafurz gelacht, doch dieser hier war einfach nur
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