Per Anhalter (German Edition)
Ohnehin spürte er jeden einzelnen Knochen und Muskel. Er hatte schlicht und einfach keine Kraft mehr. Das war alles so ungerecht. Nun war er so weit gekommen, und dieser Depp hatte ihn doch eingeholt. Er hatte einen Plan, und der Dicke ruinierte ihn einfach wieder.
Das alles war eine harte Zerreißprobe für seine Nerven. Lange hielt er das nicht mehr aus.
„Sonst sag mir, wo der Hund jetzt ist, dann gehe ich allein da hin.“,
„Das kann ich dir aber so nicht beschreiben. Warum verarscht du mich dauernd, David?“,
„Tue ich gar nicht! Ich schwör dir, ich verarsch dich nicht. Warum vertraust du mir nicht?“,
„Weil du was gegen meine Muddä hast. Und wenn du jetzt nicht von meine Muddä gesehn werden willst, dann willst du es nachher auch nicht. Wetten? Du hast irgendwas vor, Aldä!“,
„Okay. Wie soll ich dir das Gegenteil beweisen?“,
„Komm einfach her.“
Okay, du willst es nicht anders. Dann komme ich eben. Er ging wieder auf ihn zu. Mit jedem Schritt, den er näher kam, hellte sich Lasses dicke Visage auf.
„Meine Muddä is glaub ich vorbei gefahren“ sagte er dann. Er war nur wenige von ihm entfernt. Ob er ihm Glauben schenken konnte oder nicht, war schwer zu sagen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass die fette Wurst selbst irgendetwas plante. Fakt war jedoch, dass man das Motorengeräusch jetzt nicht mehr so deutlich hörte wie zuvor. Schlagartig kam David nun aber ein anderer Gedanke – Ich Idiot hab das Kind einfach hingelegt. Was, wenn er es auf den Arm nimmt? Dann hab ich wieder keine Chance ihn anzugreifen. Er blendete jeglichen Verstand aus und ging direkt auf Lasse zu, bis er ihm direkt gegenüber stand.
„Also?“ Lasses Blick blieb skeptisch. So unfassbar es auch war, aber ihm suppte das Blut endlos aus der Nase und er unternahm überhaupt nichts dagegen.
„Du siehst jetzt, dass du mir vertrauen kannst, oder?“ Lasse öffnete seinen Mund. Seine krumm und schief gewachsenen Zähne waren mit Dreck beschichtet und zum Teil mit Blut beschmiert.
Davids Arme zappelten ungeduldig – er war machtlos dagegen.
„Ich dachte wir sind jetzt Kumpels. Aber du vertraust mir gar nicht. Bitte… Wenn deine Mutter mich hier sieht… Sie weiß doch sofort Bescheid. Du sagst es ihr doch nicht, oder? Ich meine, dass ich abhauen wollte. Du bist doch fair, oder?“
Lasse richtete seinen Blick gen Himmel. Dann zog er zur Abwechslung mal wieder das Nasenblut hoch. Eine lange Bahn, die über seine Mundwinkel verlief, und etwa ab Höhe der Oberlippe wieder in die Nase zurückgesogen wurde. Vielleicht war das jetzt der richtige Moment, aber Lasse rechnete ganz sicher schon mit einem Angriff, und das war nicht gut.
Er musste ihn überraschen . Aber dazu musste er erst einmal wieder bis zum Punkt seines Vertrauens vordringen.
„Was hast du vor, David?“ Lasse fragte dies mit einer triumphierenden Arroganz. Er fühlte sich stark und mächtig. Fatalerweise war er das aktuell auch.
„Ich hab nix vor!“ Sie sahen einander an. Lasse hatte wirklich scheußlich unansehnliche Augen. Er war die wandelnde Dysplasie. Alles an ihm war aufgedunsen, speckig und einfach nur grauenerregend hässlich !
„Doch hast du!“ griente er, und da war wieder dieses feiste , dieses gewisse Etwas , dass einen so aggressiv machte. Warum konnte er ihn nicht einfach packen und…
„Ich habe nichts vor, Lasse! Ich finde es echt mies von dir, dass du das denkst.“,
„Was soll ich sonst denken, Allä? Ich sehe das genau an deine Augen. Du willst dich einschleim und dann willst du mir wieder auf die Fresse hauen.“,
„Wie kommst du darauf?“,
„Weil ich es sehe , David. Und ich glaub dir kein Wort. Kapiert?“,
„Was muss ich noch tun, um es dir zu beweisen?“,
„Deine Fresse halten. Du bist ein Lügner.“,
„Du auch! Du hast zu mir gesagt, wir wären Kumpels. Aber sind wir ja anscheinend doch nicht.“,
„Du bist sowas von dran, Allä. Wills nich lieber wieder abhauen. Ich sach dir, meine Muddä und mein Vaddä machen dich sowieso platt. Weil du ein Lügner bist.“ Davids Kehle verengte sich.
„Ja, los hau mich!“ forderte Lasse. „Ich seh dass du das willst. Aber dann kriegst du was mit dem Messer ab. Ich hab sowieso noch ne Rechnung mit dir.“
Er dachte wieder an das kleine Mädchen… Dann wich er einen Schritt zurück. Irgendetwas lähmte ihn, etwas, in Lasses Augen.
„Ich lass mich nicht von dir verarschen, David.“ Er hob das Messer.
„Gibs zu, du wolltest mich da hinten hin
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