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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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waren a) restlos ausgebrannt und b) fehlte von den Besitzern und ihren Hinterlassenschaften jede Spur. Die Überreste wurden noch mühevoll untersucht, als im Laufe des Vormittages ein interessanter Anruf bei der Kiele Kripo einging. Einem jungen aufmerksamen Autofahrer war in den frühen Morgenstunden auf seiner Fahrt zur Arbeit etwas aufgefallen…
     
    ***
     
    Natürlich hatte Mareike Gimm den Rest der Nacht nicht im Freien verbracht. Ihr Vater fand sie, zählte sie aus und schickte sie ins Bett. Ganz wie in alten Zeiten! Gleich um halb neun war die Kripo in die Wohnung ihrer Eltern gekommen. Um neun waren die beiden Herren auch schon wieder weg. Alles, was sie zu sagen hatten, war, dass sie mit aller Kraft an der Aufklärung des Falles arbeiteten. Die Auswertung von Davids Computer hatte bisher keinerlei Ergebnisse geliefert, doch sie brauchten sowohl den Rechner als auch Davids Mobiltelefon vorläufig noch. Ansonsten stellten die beiden nur eine Reihe unbequemer Fragen über Davids Kindheit, Davids Interessen, Davids Wesen und Davids aktuelle berufliche Situation. War sie doch in der letzten Nacht noch tieftraurig, so war sie jetzt beinahe schon fatalistisch. Das Leben machte doch eh mit ihr was es wollte, also konnte es sie auch einfach mal gern haben. Sie wanderte kopflos durch die Räume und wurde von Minute zu Minute wahnsinniger, bis sie schließlich explodierte.
    „Mein ganzes Leben lang hab ich mir für dieses Kind den Arsch aufgerissen. So ganz allmählich ist der Bock fett. Und wenn er da draußen irgendwo verreckt , dann ist mir das auch egal.“ Ausgerechnet ihr Vater bremste sie in ihrem radikalen geistigen Erguss, indem er immer wieder mit „Haaal-loo“ dazwischen fiel. „Ist doch wahr“, tobte Mareike. „Es ist doch so! Ich kann wegen ihm jetzt nicht zur Arbeit, hab nix zu fressen im Haus und der Chef denkt höchstwahrscheinlich sogar drüber nach mich rauszuwerfen. Dann hab ich gar nix mehr. Prima , oder? Aber Hauptsache dieses Kind fährt per Anhalter zu seiner Ische. Was aus Mutter wird ist mir doch egal. Ich riskier es lieber umgebracht zu werden und das meine Familie Todesängste aussteht, als mich um meine Zukunft zu kümmern und auf meinen Spaß zu verzichten. Hauptsache ich! Ich, ich, ich, ich, ich! “ Sie bekam einen Tobsuchtsanfall, der damit endete, dass sie schreiend auf dem Boden lag und mit den Fäusten trommelte.
    Ihr Vater streichelte sie am Rücken, während ihre Mutter, eine Hand vor dem Mund und schnottlange Tränen heulend, in der Tür zum Wohnzimmer stand und apathisch ins Leere starrte.
     
    Sie musste weg hier. Sie erstickte. Sie wollte den Negern dabei helfen, ihr Kleingeld abzuzählen, bis sie 6,99€ passend hatten, um ihre Pulle Stern Marke bezahlen zu können. Sie wollte die bescheuerten Sprüche von den alten Opas hören, wenn sie sich über den teuren Benzinpreis auskotzten oder einfach mal einen lustigen Spruch brachten, der mindestens so alt war wie sie selber. Sie wollte Stephan sehen, vielleicht sogar Sex mit ihm haben, Hauptsache arbeiten und Hauptsache wenigstens die Sorge von der Backe haben, dass sie ihren Job nun auch noch verlieren könnte.
    Doppelschichten meinetwegen. Ich ziehe durch bis morgen früh um sechs, scheißegal. Bloß weg hier. Bloß an was anderes denken. Weg von Mama, die eh nur dumm rum heult, weg von Papa mit seiner gluckigen Fürsorge, weg aus dieser beschissenen alten Muffbude.
    Als sie sich wieder einigermaßen eingekriegt hatte, teilte sie ihren Eltern die Entscheidung mit.
    „Ich werde heute zur Arbeit gehen. Ich werde hier sonst wahnsinnig!“ Keiner von ihnen sagte etwas dazu. Dann kam Nadja auch noch dazu, gerade als Mareike zum Telefon greifen wollte um auf Arbeit anzurufen. Sie machte exakt den gleichen Gesichtsausdruck wie ihre Eltern und sagte keinen Ton. Es war, als hätten sie das vorher abgesprochen, oder als hätte sie einen Witz erzählt über den keiner lachen konnte . Meine eigene Tochter denkt jetzt schon von mir, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Wer weiß, vielleicht hab ich das auch nicht. Und wenn schon, darauf pfeife ich!
    Sie sprang vom Sofa auf und teilte der eigentümlichen Runde trocken mit, „Ich bin dann jetzt erstmal weg. Ich muss einfach was tun!“ Ihr Vater hob die Hände und sagte auf die Weise: Mach! Lass dich nicht aufhalten. Wir finden das zwar alle reichlich bescheuert von dir, aber... Tu was immer du meinst . Sie nahm die Sommerjacke und ihre Schlüssel von der Garderobe und

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