Per Anhalter (German Edition)
Sie waren ihm eh um Längen voraus. Er musste warten, bis sie wiederkamen und sich den Dingen stellen, die auf ihn zukommen würden. Ihm blieb nichts anderes übrig!
Hauptsache ich kann ins Bett. Ich will da drinnen liegen , dachte er gerade, als ein lautes Bollern ihn aufschreckte und seinen Herzschlag beschleunigte. Kurz darauf ein weiteres, dumpfes Geräusch. Als ob jemand Steine aufs Dach schmiss. Jetzt kommen sie , dachte er zähneknirschend. Das werden sie sein. Jeden Moment würde die Tür auffliegen.
Er musste schnell ins Bett. Wenn sie mich hier auf dem Fußboden finden, denken sie vielleicht, ich hab in ihren Sachen geschnüffelt oder so.
Jetzt bekam er es eilig. Schleifend schleppte er seinen weitwunden Körper zurück ans Bett. Dieses Mal ging es bedeutend schneller als vorhin, doch er kam sich immer noch wie ein Walross vor. Fluchs krabbelte er zurück ins Bett und warf sich die Decke über. Sein Herz pochte bis in seine Schläfen.
Doch es passierte: Nichts! Niemand kam rein und es war wieder totenstill. Die wollen mich doch jetzt verarschen, oder? Er wartete… Diese beschissene Tür musste jeden Augenblick aufgehen. Tat sie aber nicht.
Dann auf einmal wieder ein dumpfes Geräusch.
Eine Art >Klong< . Er konnte es jedoch nicht lokalisieren. Es schien von irgendwo oben zu kommen.
Entweder schmeißt jemand Steine aufs Dach oder irgendwas fällt vom Baum aufs Dach runter. Oder… Er setzte sich so gut es ging hin und versuchte, aus dem Fenster zu schauen. Aber da war nichts zu sehen. Er hatte kurzzeitig an eine Autotür gedacht. Dann wartete er einige weitere Sekunden.
Nichts.
„Hallo?“ Jetzt ging das wieder los, aber er konnte nichts dagegen tun.
„Ich weiß dass ihr hier seid. Britta? Brittaaa? Vielen Dank dass du mir die Beine abgenommen hast, nä! Danke, echt! Warum kommt ihr nicht rein? Ich könnt gut eine quarzen mit euch.“
Nichts.
„Hey!? Habt ihr jetzt Schiss reinzukommen oder was?“
Nicht gerade klug was er hier tat, aber es war ihm egal.
„Ihr seid so billig!“ Es passierte immer noch nichts.
„ICH WEISS GENAU DASS IHR DA SEID! IHR VERSAGER! NA, HABT IHR HIER AUCH NE KAMERA DRIN? DANN GUCKT MAL!“
Er präsentierte an beiden Händen den Mittelfinger und drehte sich zu allen Seiten im Raum. Es war, als ob jetzt durch das Adrenalin in seinem Blut auch noch der letzte Funken gesunden Menschenverstandes fort war. Er warf die Decke ab und wollte - diesmal auf der anderen Seite - aus dem Bett. Stattdessen kullerte er erstmal seitlich weg und konnte nur mit Mühe verhindern, dass er runter plumpste wie ein Sack.
Das machte seinen Zorn nur noch größer. Er warf den Nachttisch um.
„Seht ihr das? Oh, nu is er kaputt!“
Er riss eine Schublade heraus und schleuderte sie gegen die Wand. Sie war leer. Lediglich eine dunkle Schicht aus Staub war darin.
Dann die nächste, auch diese ohne Inhalt, und warf sie ebenfalls gegen die Wand. Sie zerbrach lautstark beim Anprall. Mit den Armen krabbelte er schließlich aus dem Bett. Als nächstes wollte er den hässlichen Schrank umstoßen. Sie sollten sich ruhig richtig über ihn aufregen. Im Augenblick, empfand David, hatte er überhaupt gar nichts zu verlieren. Sie waren irgendwo ganz in der Nähe und beobachteten alles. Er würde sie so lange provozieren, bis sie sagten, es war genug und sich endlich zeigten. Er geriet bei der Vorstellung, sie wütend zu machen, wieder so richtig in Wahnsinn.
„Lasse!“ schrie er aus voller Kehle. „Du bist ne fette Sau! Und du stinkst aus deiner hässlichen Fresse! Du bist ne Arschgeburt, oder? Ne eher Kaiserschnitt. Du warst schon als Baby zu fett um aus ner Fotze oder nem Arsch zu kommen. Genau wie du Mario. Meister Propper! Dir hat man das Gehirn auch amputiert, oder? Und Britta. Du hast geile Titten, meinst du? Sie sind hässlich! Alles an dir ist hässlich . Hoffentlich übergießt man dich mit Säure damit du mal schön aussiehst. Ihr seid so grottenscheiße Leute. Denkt ihr das mit den Beinen stört mich? Ich find das voll geil, dann brauch ich niemals arbeiten. Also wenn ihr meint, dass mich das stört, dann liegt ihr falsch!“
Während er vorhin noch gemerkt hatte, dass er sich wie ein bockiges Kleinkind aufführte, kriegte er sich jetzt gar nicht mehr ein.
Er kroch auf den Schrank zu und wieder ertönte ein dumpfes Gepolter.
„Na, seid ihr aufm Dach? Ich weiß es eh. Ich hör euch ganz genau. Bringt mir mal was zu fressen. Ich hab Hunger!“
Er war am Schrank angekommen. Was immer
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