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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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hast mit ihr Kaffee getrunken, sie kurz mal dabei aus den Augen gelassen und schwups ist sie aufgestanden und hat den Herd angemacht. Oder sie fing plötzlich an mit Leuten zu reden, die gar nicht da waren. Und? Wär dir das lieber gewesen? So aufzuwachsen? Bei so einer? Vielleicht überrascht dich das jetzt ein bisschen. Aber das ist mir egal. Du sollst ruhig mal wissen wie gut du es bei mir hast. Also wage es nicht, mich in irgendeiner Weise auch nur annähernd so zu enttäuschen wie dein so genannter Papa ! Dieses miese Schwein !“,
    „Werde ich nicht tun, Mama“ antwortete er ihr jetzt mit fester Stimme und der unbändigen Hoffnung, sie damit endlich wieder ein Stück weit zur Vernunft zu bringen. Doch sie sah ihn bloß mit misstrauischer Schärfe von der Seite an.
    „Bei ihr hättest du niemals Würstchen gekriegt. Oder Zigaretten. Oder Süßigkeiten. Ich wage sogar zu bezweifeln, dass du heute noch am Leben wärest, wenn ich nicht gekommen wäre, um dich bei ihr rauszuholen.“,
    „Ich weiß. Danke Mommor!“ Er legte seinen Kopf auf ihren Oberarm. Sie schüttelte ihn ab.
    „Hör auf damit!“ sagte sie barsch. „Ihr habt doch alle gar keine Ahnung. Ich bin doch für euch alle nur der Fußabtreter. Aber schönen Dank auch!“,
    „Mami bitte! Hör doch auf. Ich will doch bei dir bleiben. Ich versprech es dir!“
    Er sah, wie ihre Lippen vibrierten und sie diese schürzte, so dass man ihre Zähne sehen konnte. Seine Augen wanderten auf ihre Hände am Steuer. Die Hände, mit denen sie Vivi herum geschleudert hatte. Ihm wurde kalt bei der Erinnerung daran. Es waren die Hände, mit denen sie sich ihre Haare geschnitten und mit denen sie die grässliche Matschpampe auf ihrem Gesicht verrieben hatte. Es waren die Hände eines Teufels! Und er liebte sie doch. Wie verrückt. Er liebte sie und hasste sie zugleich.
    Er wünschte sich nur, dass sie wieder normal wurde. Das alles wieder normal wurde. Dass sie aufhörte, auf ihren Zähnen zu kauen... Dass der Matsch von ihrem Gesicht verschwand... Dass sie endlich anhielt und sagen würde: Hier bleiben wir jetzt . So wie immer!
     
    „Ich werde niemals weglaufen“ sagte er. „Nie, Mami! Ich bleib bei dir!“ Doch sie antwortete nur, „Billiges Pack alles! Alles billiges Pack. Und deine Mutter ist ne Hure, Lasse. Wenn ihr mich enttäuscht, dann enttäusch ich euch auch!“ Er zog seine Hand wieder zurück und sank kauernd auf dem Sitz zusammen. Er hatte kein gutes Gefühl, was immer auch bevorstand. So kannte er sie einfach nicht. Und er wünschte sich, sie nie so kennengelernt zu haben...
     
    ***
     
    Für jedermann gut sichtbar und damit sehr unauffällig, parkte ein brauner VW Bora auf dem Rastplatz  Hasenmoor kurz vor Kiel. Ganz und gar unauffällig waren auch das gute Dutzend SEK-Polizisten, sowie die bereitgestellten Einsatzfahrzeuge, die gut getarnt im angrenzenden Wald standen. Es war „die Frau aus den Nachrichten“ hatte der junge Mann gesagt. Definitiv. Er hatte sie glasklar erkennen können. Sie sah aus wie auf den im Fernsehen gezeigten Fotos, nur dass sie die Haare kürzer trug und sich leidlich mit übermäßig viel dunklem Make-Up geschminkt hatte. Er hatte das Telefongespräch belauscht. Gegen halb zwölf, zwölf, wollte sie sich auf dem Rastplatz Hasenmoor an der A210 mit jemandem treffen. Sie würde kommen, definitiv, hatte sie bekräftigt, und dass sie ihn/sie nie wieder mit irgendetwas belästigen würde, das hatte sie versprochen. Anschließend war sie mit einem blauen Golf 4x4 in hoher Geschwindigkeit davon gerast. Dieser (sehr seltene) Autotyp passte zu der Aussage des in Schleswig schwer misshandelten Mannes, die hohe Geschwindigkeit zur Aussage des Ehepaares in Mohrbüll. Alles sah nach einem Volltreffer aus. Ein weiteres Zivilfahrzeug der Polizei – ein silberner BMW – positionierte sich am anderen Ende des Rastplatzes.
    Die Polizisten selber trugen Zivilkleidung. Alles musste so unauffällig wie möglich sein, weshalb auch eine Sperrung des Parkplatzes aus taktischen Gründen nicht in Frage kam. Zwei Polizeiautos standen hinter den Bäumen an der Ausfahrt des Rastplatzes. Aus der Luft gab es ebenfalls Unterstützung durch einen Hubschrauber. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Dadurch, dass der Rastplatz ziemlich belebt war, durfte nichts schief gehen, was bedeutete, dass ein Schusswechsel nach Möglichkeit unbedingt vermieden werden musste, um keine unschuldigen Passanten zu gefährden. Was genau da auf sie zukam warein

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