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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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unfassbar viele irre Gestalten in seiner Zeit als Polizist gesehen, dass er mitunter den Eindruck hatte, das rund die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung auf irgendeine Art und Weise psychisch in der Wurst war.
    Besonders häufig handelte es sich bei den Fällen, in denen eine Person absolut durchgebraten war, um Frauen. In der Regel spielte Alkohol eine tragende Rolle. Vor zig Jahren, als er noch auf der Straße unterwegs war, hatte es zum Beispiel mal eine Frau gegeben, die sich mit Alkohol ihr Gehirn so weit aufgeweicht hatte, dass sie weiße Mäuse sah. Das war nicht nur irgend so ein blöder Spruch, sondern sie sah wirklich weiße Mäuse und Ratten und all solchen Kram, der überhaupt nicht existierte.
    Ihr Sohn rief damals immer an und die Jungs im Präsidium verdrehten jedes Mal im Kollektiv die Augen, wenn es wieder so weit war.
    Entweder mischte sie den örtlichen Supermarkt auf, indem sie alle Kunden anpöbelte, oder sie stand nackt im Treppenhaus und schrie mitten in der Nacht alles zusammen, oder sie wollte sich vom Dach stürzen, weil die verflixten Mäuse in sie hineinkrabbelten…
     
    Bennecke wirkte dagegen ja noch fast harmlos. Zumindest wenn man sie so ansah. Wenn man sie einfach nur betrachtete und alles andere ausblendete.
    Was sie so scheußlich machte war die Tatsache, dass sie tief in sich Böse war.
    Diese Frau hatte nicht nur über Jahre, sondern über Jahrzehnte hinweg in freier Wildbahn gelebt. Offensichtlich vollkommen unbemerkt. Sie war also nicht nur wahnsinnig, sondern auch noch wahnsinnig gefährlich!
    Und manchmal gibt es einfach Menschen, die einem vom ersten Moment an suspekt und unangenehm vorkommen. Bennecke war so eine. Schon als er sie festnahm war ihm speiübel gewesen, so ein Ekelgefühl hatte er in sich gespürt.
    Es war ihm schon gruselig vorgekommen, dass sie sich ohne ein Wort verhaften ließ, und dass sie es überhaupt nicht für nötig zu erachten schien, irgendwelche Widerworte zu geben. Oh, diese Frau wusste um die Schuld, die sich auf sich geladen hatte. Und ihre Festnahme war für sie nur ein Teil des Spiels. Ihr ganzes Leben war ein Spiel, und sie ließ die Puppen tanzen.
    Verrücktes Huhn! Du abgefucktes, verrücktes Huhn , dachte er
    Er verließ den Gefängnistrakt und ging an die frische Luft.
    Es regnete noch immer.
    Als er sich gerade eine Zigarette ansteckte klingelte sein Handy.
    Das ging schon den ganzen Tag so. Dieses Mal war es die Kollegin von der Spurensicherung.
    Sie hatten in den verkohlten Überresten der Wohnwagen eine ganze Reihe von Dingen gefunden, die trotz schwerwiegender Verbrennungen als Indikatoren für die unfassbare Verbrechensserie dienten. Babywindeln, falsche Ausweispapiere, mehrere hundert Packungen verschreibungspflichtiger Medikamente, und, und, und… Es hörte gar nicht auf.
    Dort – zur Spurensicherung – musste er auch noch hin und alles genau inspizieren.
    Was sie jetzt jedoch zu Tage befördert hatten, übertraf alles andere, was sie schon definitiv unterordnen konnten.
    „Robert, mein Lieber“ sagte Cornelia Werner, die Kollegin von der Spurensicherung, in einem Tonfall trocken resignativer und gleichsam substantiierter Abgeklärtheit,  „Wir haben hier noch ´n bisschen mehr Arbeit für dich gefunden. Wolltest du jetzt demnächst kommen oder soll ich es dir jetzt verraten?“
    Plaschke blickte auf seine Zigarette und sagte erst einmal gar nichts. Dann jedoch:
    „Schieß los, Conni!“,
    „Gut, also Folgendes: Wir haben einen Schlüsselbund ausmachen können. Und weil du ja weißt wie fleißig wir hier sind, haben wir auch schon diverse Abgleiche gemacht…“,
    „Mach´s nicht so spannend. Sag einfach!“,
    „Ja, pass auf: Der Schlüsselbund gehört nach unserem Erkenntnisstand Lea Sophie Schreiber. Das Mädchen wurde vor vier Monaten vermisst gemeldet. Es handelt sich um einen Säugling. Die Mama war mit ihr einkaufen und hat dabei das Mädchen nach eigenen Angaben maximal zwei Minuten aus den Augen gelassen, weil sie am Fleischertresen noch eine Besorgung machen wollte. Als sie wieder kam, war das Kind weg. Es lag im Babysafe im Einkaufswagen der Frau. Den Babysafe selber haben wir bisher nicht ausmachen können, der Schlüsselbund, der an dem Babysafe angebracht war, also respektive die Beschreibung und das Foto, dass von den Eltern abgegeben wurde, passt genau zu dem, den wir gefunden haben. Der ist natürlich ordentlich zusammengeschrumpelt durch die Hitze,  aber alles in allem kann ich dir jetzt schon 90

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