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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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vorstellen. Wir haben längere und mehr Arme. Das heißt, wenn ich jetzt gezielt sage, dass die Kollegen in Flensburg nach ihm Ausschau halten sollen, dann tun sie das, genau wie die Kollegen hier vor Ort. Sie können sich nicht zerreißen und an allen Orten auf der Welt gleichzeitig sein. Da sind wir dann eben im Vorteil. Aber wir können nicht gleich das ganze Land in Aufruhr versetzen, das BKA um Hilfe bitten oder was weiß ich was alles, nur um Ihren Sohn zu suchen, verstehen Sie? Ihr Sohn ist 16 Jahre alt. Er hat freiwillig entschieden, dass er zu seiner Freundin möchte. Lena hieß die, oder?“ Mareike nickte und dachte, netter Versuch mich auf nett zu schalten, Bulle. „Nur“ um ihn zu finden. Blödes Arschloch!
    „Sie haben ihm das Ticket verwehrt, er ist selbst gefahren. So einfach ist das. Er ist kein kleines Kind mehr, Frau Gimm.“,
    „Das weiß ich. Ich weiß dass er kein kleines Kind mehr ist. Aber er ist nichts desto trotz mein Kind und er wird es immer bleiben. Und ich liebe meine Kinder über alles und ich habe schlicht und ergreifend Angst, dass ihm etwas passiert ist.“,
    „Ist aber nicht so. Das wage ich jetzt einfach mal zu behaupten, Frau Gimm!“,
    „Ja, toll, ist aber nicht so . Das wäre so, als ob ich sagen würde, ich schließe meine Haustür nicht ab, weil der Polizist mir gesagt hat, in seinen geschlagenen 30 Dienstjahren ist in diesem Haus noch nie eingebrochen worden. Wenn Sie nun in Haus 10 oder 15 leben würden, dann wäre es…“,
    „Jetzt ist es mal gut, Frau Gimm. Okay? Ich habe Ihnen jetzt mehrfach zugesichert, dass wir uns um die Sache kümmern. Ich möchte, dass Sie jetzt nach Hause gehen und vielleicht noch mal in Ruhe überlegen, ob Sie nicht doch eine Adresse von dieser Lena haben. Wäre ja zum Beispiel auch mal ein Anfang, oder? Oder einen Kaufbeleg von seinem Fahrrad. Irgendwas. Wir haben im Moment nur dieses Foto und einen Fahndungsraum der von hier bis Flensburg reicht. Wenn man das Ganze zumindest ein bisschen eingrenzen könnte, wissen Sie? Durchwühlen Sie seine Wäsche und finden Sie heraus, was er angehabt hat. Dass man da vielleicht noch mal `ne gewisse Richtung hat. Fragen Sie mal seine Kumpels oder irgendwen, ob er denen mal die Adresse gesagt hat oder Lenas Handynummer gegeben.“,
    „Er hat ja keine Kumpels mehr in dem Sinne. Das ist ja das Schlimme. Er hat nur seinen dummen Rechner und da komme ich nicht ran, weil der mit einem Passwort geschützt ist. Ich hab meine Tochter gefragt, aber sie weiß auch nichts. Weder Passwort, noch Handynummer noch sonst irgendwas. Und ich habe alles durchsucht, glauben Sie mir doch.“,
    „Wie gesagt, fahren Sie erstmal nach Hause, gucken Sie noch mal in aller Ruhe. Und wir schauen jetzt mal. Oft übersieht man ja auch beim ersten Mal suchen irgendwas. Das kann ich Ihnen ebenfalls mit Fug und Recht sagen, weil Suchen ein wesentlicher Bestandteil der Polizeiarbeit ist. Was meinen Sie, wie oft ich schon von Kollegen den Spruch gehört habe: ´Wir haben doch alles schon abgesucht`, das zählt bei mir nicht. Nochmal und nochmal und nochmal. Irgendetwas findet man immer. Klingt unglaublich, ist aber die Wahrheit. Einfach noch mal in Ruhe drüber nachdenken, in Ruhe noch mal alles absuchen, und dann, wenn Sie etwas haben, klingeln Sie noch mal durch oder kommen vorbei. Wie auch immer. Machen Sie sich nicht verrückt, Frau Gimm. Hier läuft alles, wir suchen nach ihm, und vielleicht sitzt er schon zu Hause vor der Tür oder liegt in seinem Bett und pennt. Ich weiß ja auch nicht, wie ist das mit Ausbildung oder irgendwas? Da muss er ja auch bis dahin wieder da sein.“,
    „Hat er nicht. Das ist es ja. Er hatte einen Ausbildungsplatz, aber den hat er sich selbst kaputt gemacht.“,
    „Wie das?“,
    „Er hat geklaut. Genau in dem Supermarkt, wo er zum Einzelhandelskaufmann ausgebildet werden soll.“,
    „Doof!“,
    „Ja. Allerdings! Auf jeden Fall hab ich ihm daraufhin ja das Bezahlen des Tickets verweigert.“
    Iwersen sog eine große Menge Luft ein und nickte. Jetzt wirkte er ein bisschen interessierter, wenn auch nicht wahnsinnig nennenswert.
    „Also war dann doch im Vorfeld auch noch größerer Streit?“,
    „Ja. Das hab ich doch gesagt. Wir haben uns genau am Abend davor noch gestritten.“,
    „Ja, ja, aber sie sagten es wäre nichts Großes. Wahrscheinlich war das mit der Ausbildung ja nicht grad vorgestern, oder? Das ist ja gewiss auch schon eine Weile her, oder nicht? Weil Sie das gar nicht erwähnten, meine

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