Per Anhalter (German Edition)
mitbekommen…
Uwe schlief immer fest wie ein Stein, und die beiden Mädchen lagen hinten im „Kabuff“ wie sie es nannten. Meistens war die Luke nicht abgeschlossen.
Mama hatte allen strikt untersagt dies zu tun, besonders Papa. Sie hatte gesagt, wenn sie ihn dabei erwischte, wäre es aus... Und das meinte sie auch so. Wenn Mama etwas sagte, dann meinte sie es immer so. Jedenfalls stahl er sich nachts aus dem Bett, ging rüber zu Uwes Wagen und erlebte einen gehörigen Schock.
Es war nicht abgeschlossen… und es brannte Licht! Papa und Uwe machten genau das, was Mama verboten hatte. Ihm war die Spucke weggeblieben. Papa lag auf der einen drauf, Uwe machte Fotos und befummelte die andere.
Er wurde natürlich entdeckt.
Papa und Uwe waren total aufgebracht und schworen ihn scharf ein, Mama bloß nichts zu sagen, denn sonst würde er seines Lebens nicht mehr froh werden.
Das hatte er auch nicht getan.
Mama war ganz von selbst wenige Tage später mit ihm und den Zwillingen zu diesem See gefahren.
Sie war in den Tagen zuvor echt Scheiße drauf gewesen.
Er sollte nur „tragen helfen“ hatte sie gesagt.
Wenn Mama schlecht drauf war, war es immer ratsam, einfach zu tun was sie wollte und die Fresse zu halten.
Er trug Lisa und sie Nina. Sie selbst hatte die beiden so getauft.
Irgendwie wusste Lasse, dass Mama dahinter gekommen sein musste, was Papa und Uwe und um ein Haar auch er mit den Mädchen gemacht hatten.
Sie redete mit Papa und Uwe zu dieser Zeit kein Wort mehr. Er half ihr, Lisa und Nina in diese riesige Plane einzurollen, die Mama anschließend verklebte. Wie immer wusste Mama bestens Bescheid, wie immer hatte sie alles organisiert.
Manchmal konnte man sie für eine waschechte Hexe halten, so gut wie sie immer alles plante und Bescheid wusste.
Ein Ruderboot lag am Ufer des Sees.
Es war alt und marode. Mithilfe einer Axt schlug sie ein Loch hinein.
Er half ihr, die eingewickelten Mädchen aufs Boot zu befördern und gab Starthilfe. Man konnte ihr klägliches, ersticktes Winseln durch die Plane hindurch hören.
Noch lange... Genau genommen so lange, bis das Boot versank.
Ein verrückter Moment. Er würde ihn nie vergessen.
Seit Lisa und Nina war niemand mehr als Familienzuwachs dazugekommen. Bis Vivi kam. Und jetzt dieser David. Es war, als ob Mamas bizarre Leidenschaft neu entfacht war.
David würde wahrscheinlich abhauen, genau wie Michael damals, genau wie Boris und dieser Türke, dessen Namen er vergessen hatte.
Papa hatte sie alle rechtzeitig erwischt.
Behauptete er jedenfalls.
Geblieben war bisher nur er.
Ein Säugling, den Mama mal mithatte, wäre sicher auch geblieben, doch er war gestorben oder so. Jedenfalls nicht mehr da. Vielleicht hatte Papa ihn auch entsorgt. Babys waren irgendwie nicht so sein Ding. Das merkte man auch daran, wie er Vivi links liegen ließ. Er wurde damit einfach nicht warm.
Lasse mochte Vivi. Er fand auch David ganz in Ordnung.
Ein bisschen zickig aber ansonsten echt okay. Er kannte ihn ja noch nicht richtig. Sie waren in Rendsburg bei „Lolle“ gewesen. Lolle war bestimmt nicht der richtige Name, aber das war ja auch egal. Jedenfalls hatte er eine Werkstatt und Mama kannte ihn.
Er hatte schon öfter mal neue Autos für sie beschafft oder umlackiert oder repariert. Irgendwas war diesmal mit dem Auto nicht ganz in Ordnung. Etwas mit Federn und so hatte er gehört. Jedenfalls waren sie da und schwupps war die Familie auf der Rückfahrt erweitert worden, so schnell konnte das manchmal gehen. Allerdings würde auch David irgendwann versuchen, sich aus dem Staub zu machen. Und auch er würde nicht weit kommen, wenn man Papa glaubte.
Er kapierte nicht, warum Mama es immer wieder versuchte.
Aber so hat eben jeder seinen Spleen. Lisa und Nina waren tatsächlich etwas ganz besonderes. An sie dachte er noch oft. Vor allem daran, was er mit ihnen alles hätte anstellen können. Seinetwegen hätte er sie sich auch gern mit Papa und Uwe geteilt. Wäre echt gar kein Ding gewesen, aber diese Möglichkeit schien für die beiden wohl gar nicht in Betracht zu kommen.
Daran merkte er, dass sie ihn nicht für voll nahmen. Sie meinten, er war ein Kind und hätte etwas Schlimmes gesehen, was Mama bloß nicht erfahren durfte. In der Tat war es ein abartiger Anblick, wie die beiden an ihren Körpern zugange waren, aber damit hätte er sich arrangieren können, so lange sie ihm auch seine Freiheit ließen. Aber das Thema war jetzt vom Tisch.
Nina und
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