Per Anhalter (German Edition)
damit auf der Autobahn fahre, ist es bestimmt ein sehr schönes Auto.“, „Ach was… der schafft das schon.“,
„Ich hoffe nur, dass deine Achsen das auch so sehen. Und die Reifen… Und das alles…“
Er schaute Christian an, der nur die Nase rümpfte und weiter fuhr, er sah dessen Kotletten, die lange, krumme Nase und die zottligen, dunklen Brauen. Außerdem sah er den Oberlippenbart, der ihn viel älter aussehen ließ, als er in Wirklichkeit war. Einen komischen Moment lang dachte er, dass Christian wirklich ein unglaublich unsympathischer Mensch war – und sehr von sich überzeugt (und das völlig zu Unrecht) – nur um dann im nächsten Augenblick wieder an die vielen Dorffeste, die netten Gespräche und all das zu denken, was ihm die Sicherheit gab, dass dieser Mann doch wusste, was er tat und dass er bei ihm in guten Händen war. Klar, kann man denn in besseren Händen sein als bei einem Polizisten ?
***
Je weiter sie in den Wald hinein kamen, desto unbehaglicher war Werner zumute, wohingegen sich Christian seiner Sache zunehmend sicherer zu werden schien. Zumindest war dies Werners Eindruck, denn Christian begann sich lässig auf dem Fahrersitz zu fläzen, munter vor sich hin zu pfeifen und über die Macken mancher Dorfbewohner zu plaudern.
Ja, es war fast so, als säße Christian hier in seinem Wohnzimmer, ganz gemütlich mit einer Buddel Bier vor sich und wälzte trivial den Alltag.
Dabei hatte die „Mission“ hier schon einen arg herben Beigeschmack.
Sie waren zu zweit – aber wie viele mochten sie sein und vor allem wer mochten sie sein.
Sie passierten die Kurve hinter der das Moor begann und von der aus es nur noch ein paar hundert Meter bis zu der Stelle waren, wo Werner vorhin die Wohnwagen entdeckt hatte. Seine Knie zitterten und er hatte einen bleiernen Geschmack im Mund. Doch am schlimmsten war der Magen – er drohte rebellieren.
Wenn ich jetzt furze, wird´s unangenehm argwöhnte er und fuhr sich mit den Händen abwechselnd über sein Gesicht.
„Da vorne muss es gleich sein.“,
„M-hm, gut.“ entgegnete Christian lässig.
„Bist du aufgeregt?“ fragte Christian,
„Klar, du nicht?“
Christian zuckte mit den Schultern.
„Ich mach sowas ja nicht täglich.“,
„Denkst du ich?“,
„Na ja, es ist eher dein Beruf als meiner.“,
„Na, aber du hast ja auch schon so manch schwerwiegendes Vergehen im Wald aufgedeckt“ lachte Christian. Werner fand es nicht lustig – im Augenblick jedenfalls nicht. Irgendwie hatte er das Gefühl, sie hätten gut noch ein paar Mann mehr dabei haben können. Aber dafür war es jetzt zu spät.
Ich wette du spielst doch nur den lässigen, geilen Macker. Dir geht’s bestimmt nicht anders als mir du altes Sackgesicht , dachte Werner und fing an, Christian wieder von der Seite zu betrachten, bis er schließlich die weißen Flecke wieder durch die Bäume hindurch sah.
„Da sind sie.“,
„Ja. Ich seh sie.“ sagte Christian. „Unglaublich.“,
„Hast du vielleicht gedacht ich spinn?“
***
Lasse saß auf einem Findling.
Er war echt sauer auf Sonja. Diese blöde behinderte Hure. Mit der hatte man nichts als Ärger! Warum war sie nicht einfach schon bei der Geburt krepiert?
Kein Mensch brauchte so ein unterbelichtetes Stück Dreck auf der Welt.
Und wehe man wehrte sich, jedes Mal bekam man dafür einen auf den Sack, obwohl SIE es war die anfing.
Das Leben war so scheiße ungerecht.
Er saß schon seit fast anderthalb Stunden hier herum, zerbrach Stöcker oder warf Steine durch die Gegend, und bemitleidete sich selbst.
Der Ort hier gefiel ihm nicht besonders.
Da wo sie vorher waren, war es schöner. Nicht ganz so abgeschieden und außerdem konnte man da in einem See baden.
Aber so war das Leben nun mal.
Sie waren immer auf der Reise. Es gab keinen festen Platz in seinem Leben.
Manchmal kam es vor, dass sie nur eine Woche irgendwo „vor Anker“ gingen, wie Mama sagte, und dann wieder aufbrachen.
Mama wusste immer wann es an der Zeit war aufzubrechen. Manchmal war morgens noch alles wie immer und es schien, als ob sie ewig da bleiben wollten wo sie waren, und nachmittags packten Mama und Papa alles zusammen. Woher sie es wusste, konnte er nicht sagen, sie wusste es einfach.
Es war ein Leben dass die ständige Bereitschaft zur Veränderung erforderte.
Ruhe gab es in dem Sinn nicht.
Britta war nicht seine richtige Mutter. Ihr einziges leibliches Kind war Sonja.
Seine leibliche Mutter
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