Per Saldo Mord
starrte benommen auf die Tasche und nickte.
Ich wandte mich an den Portier. »Wo ist ein Telefon?«
»Benützen Sie das hier.« Er wies auf den Apparat auf seinem Schreibtisch. »Ich möchte hören, was Sie sagen.«
Ich wählte die Nummer des Polizeipräsidiums und verlangte Inspektor Hobart. Nach ein paar Sekunden hatte ich ihn an der Strippe. »Hier ist Lam, Inspektor.«
»Okay, Lam, was haben Sie auf dem Herzen?«
»Sie haben eben die Mordwaffe gefunden«, erwiderte ich.
»Ich?«
»Ja, Sie.«
»Wo?«
»In einer Aktenmappe im Büro des Hotelportiers.«
Kurze Pause. Dann sagte Hobart: »Das gefällt mir nicht, Donald.«
»Warum nicht?«
»Es ging zu schnell. Sie mögen ein schlaues Köpfchen haben, aber das Ganze kommt mir ein bißchen gar zu glatt und unkompliziert vor.«
»Wenn Sie und Sellers meinen Stundenplan nicht über den Haufen geworfen hätten, hätte ich das Ding schon viel früher gefunden.«
»Wußten Sie denn, wo es war?«
»Nein, aber ich hab’ danach gesucht.«
»Wo sind Sie im Moment?«
»Im Hotel >Caltonia<.«
»Okay, warten Sie dort auf mich und passen Sie auf, daß niemand die Tasche anfaßt. Ich komme sofort rüber.«
»In Ordnung«, antwortete ich und wollte auflegen.
»Moment mal«, sagte der Portier und schob mich beiseite. Er klemmte sich den Hörer ans Ohr. »Hallo, hier ist der Hotelportier. Mit wem spreche ich, bitte?«
Aus dem Hörer drangen quakende Geräusche.
»Ganz recht. Jawohl. Ich passe schon auf. Sie kommen gleich her? Okay, danke.« Er legte auf und drehte sich zu uns um. »Sie müssen entschuldigen, Ernestine. Sie kenne ich ja, aber Ihren Freund kenne ich nicht, und die Sache ist wichtig. Die Polizei kommt sofort.«
Ernestine packte mich am Arm und krallte mir ihre Fingernägel so fest ins Fleisch, daß es weh tat. »O Donald!« quietschte sie in den höchsten Tönen. »Wie aufregend das alles ist! Ich kann’s immer noch nicht glauben. Wer hätte gedacht, daß wir das... daß wir so was finden würden!«
Der Portier sah sie prüfend an und wandte sich dann mir zu. »Woher wußten Sie, daß das Messer da drin war?«
»Ich wußte es nicht.«
»Aber Sie kamen her und fragten mich sofort nach der Tasche. Wer ist der Bursche, Ernestine?«
»Mein Name ist Donald Lam«, erwiderte ich. »Von Cool & Lam in Los Angeles.«
»Schön, und wer ist Cool & Lam?«
»Eine Privatdetektei.«
»Spürhunde?«
»So können Sie’s auch nennen, wenn’s Ihnen Spaß macht.«
»Woher wußten Sie, wonach Sie suchen mußten?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hatte keine Ahnung. Aber ich sah mich um und fand, was ich suchte. Die Polizei wird mir höchstwahrscheinlich die gleichen Fragen stellen. Bleiben Sie in der Nähe und sperren Sie die Ohren auf. Vielleicht wird Ihre Neugier dann befriedigt.«
Inspektor Hobart schaffte die Fahrt in Rekordzeit. In seiner Begleitung befand sich ein Mann aus dem Labor. Ich zeigte ihm unseren Fund, und er nahm die Tasche an sich. Dann erkundigte sich Hobart nach Ernestine. Ich erzählte ihm, wer sie war.
Der Inspektor musterte mich von Kopf bis Fuß und nickte. »Na schön, gehen wir.«
Er verlud Ernestine und mich in den Streifenwagen und beförderte uns zum Polizeipräsidium. Wir landeten in demselben Vernehmungsraum, den ich erst vor anderthalb Stunden verlassen hatte.
Hobart baute sich vor uns auf und sagte in belehrendem Ton: »Privatdetektive spüren Schuldner auf oder stellen Scheidungspapiere zu. Mordfälle bearbeitet die Polizei.«
Ich nickte.
»Freut mich, daß Sie sich darüber klar sind.«
»Was meint er damit?« fragte Ernestine verblüfft.
Hobart kam mir mit der Antwort zuvor. »Es bedeutet, daß Ihr Freund leider dazu neigt, seine Nase in Dinge zu stecken, die ihn nichts angehen.«
Ernestine errötete und murmelte hastig: »Er ist nicht mein Freund.«
»Nicht?« Hobart musterte uns beide. »Bleiben Sie schön hier sitzen«, sagte er zu Ernestine. Dann winkte er mir mit dem Zeigefinger. »Und Sie, Lam, kommen mit.«
Er führte mich in ein anderes Zimmer. »Packen Sie aus. Wer ist Ernestine?«
»Ernestine ist fernsehverrückt und hat eine Schwäche für private Spürhunde — aber natürlich rein platonisch.«
»Weiter.«
»Außerdem ist sie die Freundin von Bernice Glenn. Bernice ist eine der Telefonistinnen im Hotel; sie ist ein hübsches Ding, hat an jedem Finger mindestens einen Verehrer und geht jeden Abend mit einem anderen aus. Ernestine kocht, wäscht, putzt die Wohnung und löchert Bernice mit
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