Per Saldo Mord
Aber ich hab’ noch eine Idee.«
»Heraus damit.«
»Sie bezieht sich auf den Geldtransport, der ausgeraubt wurde. Wenn man sich’s genau überlegt, ist eine Ladung von 100 000 Dollar in Eintausenddollarnoten doch verdammt ungewöhnlich. Sellers erzählte mir, die Nationale Industrie- und Handelsbank habe sie in Auftrag gegeben auf speziellen Wunsch eines ihrer Kunden. Mehr war nicht zu erfahren. Angenommen, Downer war dieser Kunde. Angenommen, er hat sein Konto bei der Bank liquidiert und sich den gesamten Betrag in Eintausenddollarnoten auszahlen lassen.«
»Warum?«
»Weil er aus irgendeinem Grund aus dem Geschäft aussteigen und seine Kröten bar mit sich umhertragen wollte.«
»Und dann?«
»Irgend jemand roch Lunte. Vielleicht Baxley, der Standley Downer von Leavenworth her kannte. Außerdem verkehrte Downer in der >Futterschüssel<. Er könnte eine unvorsichtige Bemerkung gemacht haben. Egal. Jedenfalls kam die Sache mit dem Geldtransport heraus, und daraufhin beschlossen Baxley und sein Komplice, sich den Zaster anzueignen. Es kann für Downer kein Geheimnis gewesen sein, wer die Täter waren, und so hat er wenigstens einem von ihnen seinen Anteil wieder abgenommen. Es würde mich nicht wundern, wenn sich das Ganze als eine Art Ringelreihe-Rosenkranz entpuppte.«
»Also, das kauf’ ich Ihnen nicht ab, Lam. Das ist der Haken bei euch Amateuren. Ihr schüttelt die Geistesblitze nur so aus dem Ärmel, und man kann froh sein, wenn einer davon was taugt. Es tut mir jetzt leid, daß ich Ihnen überhaupt zugehört habe. Sie untergraben meine Arbeitsmoral. Ich ertappe mich andauernd auf voreiligen Schlußfolgerungen, und auf diese Art löst man ein Verbrechen höchstens im Fernsehen, wo das Ganze in einer halben Stunde abgemacht werden muß inklusive der eingeblendeten Reklame.
Hol’ Sie der Teufel! Das Fernsehen ist schon schlimm genug; aber Sie sind noch schlimmer.«
Er stand auf und ging hinaus.
Zehn Minuten später war er wieder da. »Sie sind eine wahre Pest, Lam. Ich kann Sie mir nicht aus dem Kopf schlagen.« Er reichte mir die Nummer des >Metallwarenanzeigers<, den ich versehentlich aus Evelyn Ellis’ Hotelzimmer mitgenommen hatte.
»Ernestine sagt, Sie hätten die Zeitschrift gestern abend bei ihr vergessen.«
»Na und?«
»Seit wann interessieren Sie sich für Metallwaren? Wozu brauchten Sie das Ding?«
»Zum Lesen vermutlich.«
»Es ist eine uralte Nummer. Wo haben Sie sie her?«
»Sie gehört Evelyn Ellis. Ich hab’ sie aus Versehen mitgenommen, als die Dame handgreiflich wurde, um mich rauszuekeln.«
»Handgreiflich? Was meinen Sie damit?«
»Sie ging nicht etwa auf mich los. O nein. Sie legte Hand an sich selbst und fing an, sich die Kleider vom Leib zu reißen. Viel hatte sie sowieso nicht an. Sie stand schon vorher halb im Freien.«
»Und daraufhin verdufteten Sie?«
»Allerdings, wie ein geölter Blitz.«
»Was hat Evelyn Ellis mit dem Metallwarenhandel zu schaffen?«
»Wenn Sie die Zeitschrift durchblättern, werden Sie vermutlich ein Foto von Evelyn als Miss Eisenwarenhandel entdecken.«
Hobart schnippte mit den Fingern. »Bitte, da haben wir einen Beweis, wozu es führt, wenn man sich auf seine Eingebung verläßt. Ich hab’ jede Seite in diesem verdammten Ding genau unter die Lupe genommen und kein Foto gefunden. Sie und das Fernsehen werden noch mein Ruin sein!«
Er knallte die Zeitschrift auf den Tisch und schickte sich zum Gehen an. Er war zwei Schritte von der Tür entfernt, als sie von außen geöffnet wurde und ihm ein Beamter einen maschinegeschriebenen Bericht überreichte.
»Das wird Sie interessieren, Inspektor«, murmelte er.
Hobart überflog den Text, runzelte die Brauen und fragte: »Steht das einwandfrei fest?«
Der Mann nickte.
»Okay. Ich kümmere mich darum.« Hobart faltete den Wisch zusammen, steckte ihn in die Tasche und starrte nachdenklich auf die Tür, die sich hinter dem Beamten geräuschlos schloß. Dann drehte er sich um. »Na, Lam, Sie sind doch gut im Rätselraten. Hier ist eine Nuß, an der Sie sich die Zähne ausbeißen können.«
»Worum dreht es sich?«
»Die Firma in Chicago, die das Messer vertreibt, hat westlich von Denver nicht ein einziges Messer abgesetzt, bis auf die eine Lieferung nach San Francisco. Sie erschließen den Markt gebietsweise und haben sich bisher auf den Osten beschränkt.
Colfax & Bristol, die hiesigen Metallwarengroßhändler, haben das Messer, das zu einem Vorlegebesteck gehört, bereits voriges Jahr
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