Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
leicht zu schlagen sind. Kronos würde das lieber erledigen, während Typhon die
Olympier im Westen ablenkt. Ist viel leichter. Weniger Tote. Aber mach dir nichts vor, du kannst uns bestenfalls ein wenig aufhalten.
Übermorgen wird Typhon in New York eintreffen, und du wirst
nicht die geringste Chance haben. Spätestens dann werden die
Götter und der Olymp vernichtet werden, aber es wird viel unappe-titlicher sein. Und viel, viel schlimmer für dich und deine Stadt.
Und egal wie, am Ende werden die Titanen herrschen.«
Thalia schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich diene Artemis.
Die Jägerinnen werden bis zum letzten Atemzug kämpfen. Percy,
du nimmst diesen Schleimer doch wohl nicht ernst, oder?«
Ich dachte, Prometheus würde sich auf sie stürzen, aber er
lächelte nur. »Dein Mut ehrt dich, Thalia Grace.«
Thalia erstarrte. »Das ist der Nachname meiner Mutter. Ich benutze ihn nicht.«
»Wie du willst«, sagte Prometheus lässig, aber ich konnte sehen, dass er sie getroffen hatte. Ich hatte noch nie Thalias Nachnamen gehört. Irgendwie ließ sie das fast normal wirken. Weniger geheimnisvoll und mächtig.
»Jedenfalls«, sagte der Titan, »müssen wir keine Feinde sein.
Ich habe der Menschheit immer schon geholfen.«
»Das ist doch nichts als Minotaurusdung«, sagte Thalia. »Als die Menschheit den Göttern die ersten Opfer gebracht hat, hast du sie dazu überredet, dir den größten Teil zu geben. Du hast uns das Feuer gebracht, um den Göttern eins auszuwischen, und nicht, weil wir dir wichtig waren.«
Prometheus schüttelte den Kopf. »Du verstehst das nicht. Ich
habe geholfen, euer Wesen zu formen.«
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Ein zappelnder Tonklumpen tauchte in seinen Händen auf. Er
knetete daraus ein Männlein mit Beinen und Armen. Das Männlein hatte keine Augen, kroch aber auf dem Tisch herum und stolperte über Prometheus’ Finger. »Ich flüstere den Menschen auch seit
Anbeginn eurer Existenz ins Ohr. Ich stehe für eure Neugier, euren Entdeckergeist, euren Erfindungsreichtum. Hilf mir, euch zu
retten, Percy. Tu es, und ich werde der Menschheit ein neues Geschenk machen. Eine neue Offenbarung, die euch so weit voranbringen wird wie damals das Feuer. Einen solchen Fortschritt könnt ihr mit den Göttern nicht machen. Sie würden es niemals erlauben.
Das hier könnte für euch ein neues Goldenes Zeitalter werden.
Oder …« Er ballte die Faust und zermatschte den Tonmann zu
einem Pfannkuchen.
Der blaue Riese knurrte: »Oha.« Auf der Parkbank bleckte die
Empusa ihre Hauzähne zu einem Lächeln.
»Percy, du weißt, dass die Titanen und ihre Nachkommen nicht
alle schlecht sind«, sagte Prometheus. »Du hast Kalypso
kennengelernt.«
Mein Gesicht glühte. »Das ist etwas anderes.«
»Wieso? Wie ich hatte sie nichts verbrochen, und doch wurde sie für immer in die Verbannung geschickt, einfach, weil sie die
Tochter des Atlas ist. Wir sind nicht deine Feinde. Lass es nicht zum Schlimmsten kommen«, bat er. »Wir bieten euch Frieden.«
Ich sah Ethan Nakamura an. »Du musst das hier doch schreck-
lich finden.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Wenn wir uns auf diesen Handel einlassen, dann kriegst du
keine Rache. Du kannst uns nicht alle umbringen. Und das willst du doch, oder?«
Sein Auge loderte auf. »Ich will Respekt, Jackson, sonst nichts.
Von den Göttern habe ich den nie bekommen. Und du willst, dass 222/396
ich in euer blödes Camp komme und meine Zeit im Gedränge in
der Hermes-Hütte vergeude, weil ich nicht wichtig bin. Nicht einmal anerkannt!«
Er hörte sich genau an wie Luke, als er vier Jahre zuvor versucht hatte, mich im Wald beim Camp umzubringen. Bei dieser Erinnerung tat meine Hand weh, dort, wo der Skorpion mich gestochen
hatte.
»Deine Mom ist die Göttin der Rache«, sagte ich zu Ethan. »Und das sollten wir respektieren?«
»Nemesis steht für Gleichgewicht. Wenn jemand zu viel Glück
hat, macht sie ihn eine Nummer kleiner.«
»Und deshalb hat sie dir das Auge genommen?«
»Das war Bezahlung«, knurrte er. »Im Gegenzug hat sie mir
geschworen, dass ich eines Tages das Gleichgewicht der Macht
ändern werde. Ich werde den zweitrangigen Göttern größere Ach-
tung verschaffen. Ein Auge war da ein niedriger Preis.«
»Tolle Mom.«
»Immerhin hält sie Wort, anders als die Olympier. Sie bezahlt
immer ihre Schulden – im Guten wie im Bösen.«
»Klar«, sagte ich. »Ich habe dir das Leben gerettet, und als Lohn dafür hast du Kronos bei der
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